Zeitschrift für Bildung und Kultur - Freie Waldorfschule Oberberg
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Michelle <strong>und</strong> Fabienne präsentieren stolz ihr Rechenspiel Gemeinsame Frühstückspause in der Klasse<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich stellt sich also die Frage, wie (unsere)<br />
<strong>Waldorfschule</strong> sich verändern muss, um den<br />
immer jünger werdenden <strong>und</strong> sich verändernden<br />
Kindern gerecht zu werden.<br />
Während im Elementarbereich <strong>Bildung</strong>sprozesse im<br />
alltäglichen Leben <strong>und</strong> Erleben stattfi nden, sind <strong>Bildung</strong>sprozesse<br />
in der Schule intentional bestimmt.<br />
Angesichts der <strong>für</strong> das erste Jahrsiebt notwendigen<br />
„Lebensorientierung“ stellt sich also die Frage, wie<br />
<strong>Bildung</strong>sprozesse kleiner Kinder in den Schulalltag<br />
der <strong>Waldorfschule</strong> integriert werden können.<br />
Pädagogisch konzeptionelle<br />
Gr<strong>und</strong>gedanken zur Einführung<br />
der Natur-Werkstatt-St<strong>und</strong>en<br />
Das handwerkliche, naturbezogene Arbeiten, wie<br />
es Irmgard Kutsch <strong>und</strong> Brigitte Walden in ihrer<br />
Natur-Kinder-Garten-Werkstatt 1 entwickelt haben,<br />
ermöglicht das Lernen mit Hand, Herz <strong>und</strong> Kopf<br />
in ursprünglichen, unmittelbar sinnlich erfahrbaren<br />
Lebenszusammenhängen.<br />
Sinneswahrnehmungen <strong>und</strong> Bewegungsentwicklung<br />
können hier nachreifen. Neben Tastsinn,<br />
Gleichgewichts- <strong>und</strong> Bewegungssinn, neben den<br />
vielfältigen Erfahrungen des Riechens, Schmeckens<br />
<strong>und</strong> Hörens wird auch der gr<strong>und</strong>legendste Sinn gestärkt,<br />
der Vitalitäts- oder Lebenssinn.<br />
An drei Tagen in der Woche wurden die Naturwerkstattst<strong>und</strong>en<br />
<strong>für</strong> unsere erste Klasse nach der großen<br />
Pause eingerichtet.<br />
Die Klasse teilt sich in drei Gruppen auf, die jeweils<br />
von der Klassenlehrerin <strong>und</strong> zwei Handwerkslehrerinnen<br />
geführt werden.<br />
Nach der Pause sammeln sich die Kinder, teilen sich<br />
dann in ihre festen Gruppen, um zu arbeiten, <strong>und</strong><br />
kommen nach dem Aufräumen wieder gemeinsam<br />
in die Klasse, um den Schultag mit dem Märchen<br />
abzuschließen.<br />
Die elementare, kleinschrittige, handwerkliche Arbeit<br />
ist Salutogenese (Pfl ege der Ges<strong>und</strong>heit) im<br />
besten Sinne. Sie schafft körperliche <strong>und</strong> seelische<br />
Ges<strong>und</strong>heit durch Kohärenz, d.h. durch Erlebnisräume,<br />
die <strong>für</strong> die Kinder durchschaubar, handhabbar<br />
<strong>und</strong> sinnerfüllt sind.<br />
Der Wille der Kinder wird gestärkt. Beim handwerklichen<br />
Arbeiten darf man keine Mühe scheuen,<br />
muss man Anstrengung in Kauf nehmen. Neben<br />
wachsender Geschicklichkeit wird Ausdauer wie<br />
von selbst ausgebildet. Die Kinder wachsen an den<br />
Widerständen <strong>und</strong> erlangen selbst Kraft, Widerstände<br />
zu meistern (Resilienz).<br />
1 Irmgard Kutsch <strong>und</strong> Brigitte Walden, Natur Kinder Garten Werkstatt,<br />
Band 1 – 4, Stuttgart 2001<br />
Cristal 12 | 2009 3