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Zeitschrift für Bildung und Kultur - Freie Waldorfschule Oberberg

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26<br />

Mütter machen aus ihren Töchtern richtige Frauen!<br />

Väter machen aus ihren Söhnen richtige Männer?<br />

Stefan Brombach<br />

Und schon ist sie wieder<br />

da, diese Frage, was denn<br />

ein richtiger Mann ist. Eine<br />

Frage die bewegt, <strong>und</strong> die<br />

nicht nur in der Männerbewegung<br />

ihren Platz hat.<br />

Nein, sie ist brandaktuell.<br />

Matthias Wais antwortete<br />

während eines Vortrags in<br />

Köln darauf mit „Ein richtiger<br />

Mann ist eine Kreuzung<br />

zwischen Arnold Schwarzenegger<br />

<strong>und</strong> Heidi.“ Und<br />

damit trifft er schon ziemlich<br />

ins Schwarze. Einerseits<br />

conan heidi ...<br />

„Conan der Barbar“ <strong>und</strong> der<br />

„Terminator“, zielstrebig,<br />

unauf haltsam <strong>und</strong> Einzelgänger, schmerzfrei <strong>und</strong><br />

unverwüstlich, andererseits beziehungsstiftend,<br />

mitfühlend, grenzaufl ösend, versöhnend, staunend,<br />

träumend, … <strong>und</strong> einiges mehr.<br />

Sicherlich, diese Darstellung überzeichnet, wie so<br />

oft, wenn wir versuchen, etwas in Worte zu fassen<br />

<strong>für</strong> das es keine allgemeingültige Defi nition gibt.<br />

Und doch irren so viele Männer im tiefsten Inneren<br />

orientierungslos umher, pendeln zwischen den Extremen<br />

(machohaftes Verhalten oder Verweigerung<br />

der Männlichkeit) oder treten nicht wirklich in Erscheinung.<br />

Wenn doch, dann häufi g eben nur in jener negativen<br />

Selbstbezogenheit, die eine ganzheitliche <strong>und</strong> gesellschaftliche<br />

Verantwortlichkeit nicht wirklich er kennen<br />

lässt (z.B. Josef Ackermann; Klaus Zumwinkel).<br />

Auch die einseitige Selbstdefi nition vieler Männer<br />

über den rein materiellen Aspekt, welcher auch in<br />

der Werbung unterstützt wird („mein Haus, mein<br />

Auto, mein Boot, …“), gehört in die Kategorie eines<br />

einseitigen Männlichkeitsbildes.<br />

Im persönlichen Gespräch zeigt sich häufi g, dass<br />

das Pendant zur materiellen Fülle, die andere Seite<br />

der Medaille, in einer unglaublichen inneren (Sinn-)<br />

Leere besteht <strong>und</strong> das einseitige Gebaren auf einer<br />

existenziellen Angst beruht. In nahezu allen Fällen<br />

fi ndet sich bei genauerem Hinsehen dann eine<br />

„schmerzende Vaterw<strong>und</strong>e“.<br />

Die daraus resultierende Sinnleere <strong>und</strong> Verantwortungslosigkeit<br />

gegenüber der Schöpfung, gegenüber<br />

Mensch, Tier, Umwelt etc. entsteht jedoch<br />

nicht irgendwann. Diese Sinnentleerung verantworten<br />

wir <strong>und</strong> vor allem wir Männer gegenüber<br />

unseren Söhnen. Von wem, wenn nicht von uns, er-<br />

leben <strong>und</strong> erfahren heute Jungen <strong>und</strong> junge Männer,<br />

was Mannsein in dieser Zeit bedeutet?<br />

Was sind „Winnenden“ <strong>und</strong> all die anderen furchtbaren<br />

Ereignisse anderes als ein Mahnruf des Lebens<br />

an uns <strong>und</strong> vor allem an uns Männer, in dieser<br />

Zeit ein sinnvolles Leben zu gestalten <strong>und</strong> dies an<br />

unsere Söhne zu vermitteln?<br />

Nicht Mädchen laufen Amok,<br />

Jungen tun dies!<br />

95% aller Gefängnisinsassen sind Männer.<br />

Aussagen, die <strong>für</strong> sich sprechen.<br />

Aber warum ist dies so?<br />

Ich glaube, weil die Entwicklung einer ges<strong>und</strong>en<br />

männlichen Aggression keinen Raum in unserer<br />

Gesellschaft hat. Es gibt keine „Aggressionskultur“,<br />

keine „Kriegerkultur“ mehr. Und damit befi nden<br />

sich unsere Söhne in einem Dilemma. Sie spüren<br />

diese archetypische männliche Impulskraft in sich,<br />

dürfen sie aber nicht leben <strong>und</strong> wissen sie nicht zu<br />

richten.<br />

Wie bei allem, was wir nach außen nicht leben<br />

können oder dürfen, besteht die Gefahr, dass sich<br />

diese positive Kraft ins „Dämonische“ wandelt.<br />

Ich möchte hier zwei wesentliche Faktoren skizzieren,<br />

die diese These stützen.<br />

Zum einen nehme ich wahr, dass unsere Söhne in<br />

der Regel gut bemuttert aber häufi g schlecht bevatert<br />

sind. Damit meine ich nicht, dass wir Männer<br />

aus materieller Sicht schlecht <strong>für</strong> unsere Söhne sorgen,<br />

dass wir ihnen einen Schulbesuch auf entsprechenden<br />

Schulen ermöglichen u.ä. Ich meine damit,<br />

dass es den meisten Jungen versagt bleibt, von <strong>und</strong><br />

<strong>und</strong> Archetyp Krieger Photo: Elke Erben<br />

Cristal 12 | 2009

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