Zeitschrift für Bildung und Kultur - Freie Waldorfschule Oberberg
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Mütter machen aus ihren Töchtern richtige Frauen!<br />
Väter machen aus ihren Söhnen richtige Männer?<br />
Stefan Brombach<br />
Und schon ist sie wieder<br />
da, diese Frage, was denn<br />
ein richtiger Mann ist. Eine<br />
Frage die bewegt, <strong>und</strong> die<br />
nicht nur in der Männerbewegung<br />
ihren Platz hat.<br />
Nein, sie ist brandaktuell.<br />
Matthias Wais antwortete<br />
während eines Vortrags in<br />
Köln darauf mit „Ein richtiger<br />
Mann ist eine Kreuzung<br />
zwischen Arnold Schwarzenegger<br />
<strong>und</strong> Heidi.“ Und<br />
damit trifft er schon ziemlich<br />
ins Schwarze. Einerseits<br />
conan heidi ...<br />
„Conan der Barbar“ <strong>und</strong> der<br />
„Terminator“, zielstrebig,<br />
unauf haltsam <strong>und</strong> Einzelgänger, schmerzfrei <strong>und</strong><br />
unverwüstlich, andererseits beziehungsstiftend,<br />
mitfühlend, grenzaufl ösend, versöhnend, staunend,<br />
träumend, … <strong>und</strong> einiges mehr.<br />
Sicherlich, diese Darstellung überzeichnet, wie so<br />
oft, wenn wir versuchen, etwas in Worte zu fassen<br />
<strong>für</strong> das es keine allgemeingültige Defi nition gibt.<br />
Und doch irren so viele Männer im tiefsten Inneren<br />
orientierungslos umher, pendeln zwischen den Extremen<br />
(machohaftes Verhalten oder Verweigerung<br />
der Männlichkeit) oder treten nicht wirklich in Erscheinung.<br />
Wenn doch, dann häufi g eben nur in jener negativen<br />
Selbstbezogenheit, die eine ganzheitliche <strong>und</strong> gesellschaftliche<br />
Verantwortlichkeit nicht wirklich er kennen<br />
lässt (z.B. Josef Ackermann; Klaus Zumwinkel).<br />
Auch die einseitige Selbstdefi nition vieler Männer<br />
über den rein materiellen Aspekt, welcher auch in<br />
der Werbung unterstützt wird („mein Haus, mein<br />
Auto, mein Boot, …“), gehört in die Kategorie eines<br />
einseitigen Männlichkeitsbildes.<br />
Im persönlichen Gespräch zeigt sich häufi g, dass<br />
das Pendant zur materiellen Fülle, die andere Seite<br />
der Medaille, in einer unglaublichen inneren (Sinn-)<br />
Leere besteht <strong>und</strong> das einseitige Gebaren auf einer<br />
existenziellen Angst beruht. In nahezu allen Fällen<br />
fi ndet sich bei genauerem Hinsehen dann eine<br />
„schmerzende Vaterw<strong>und</strong>e“.<br />
Die daraus resultierende Sinnleere <strong>und</strong> Verantwortungslosigkeit<br />
gegenüber der Schöpfung, gegenüber<br />
Mensch, Tier, Umwelt etc. entsteht jedoch<br />
nicht irgendwann. Diese Sinnentleerung verantworten<br />
wir <strong>und</strong> vor allem wir Männer gegenüber<br />
unseren Söhnen. Von wem, wenn nicht von uns, er-<br />
leben <strong>und</strong> erfahren heute Jungen <strong>und</strong> junge Männer,<br />
was Mannsein in dieser Zeit bedeutet?<br />
Was sind „Winnenden“ <strong>und</strong> all die anderen furchtbaren<br />
Ereignisse anderes als ein Mahnruf des Lebens<br />
an uns <strong>und</strong> vor allem an uns Männer, in dieser<br />
Zeit ein sinnvolles Leben zu gestalten <strong>und</strong> dies an<br />
unsere Söhne zu vermitteln?<br />
Nicht Mädchen laufen Amok,<br />
Jungen tun dies!<br />
95% aller Gefängnisinsassen sind Männer.<br />
Aussagen, die <strong>für</strong> sich sprechen.<br />
Aber warum ist dies so?<br />
Ich glaube, weil die Entwicklung einer ges<strong>und</strong>en<br />
männlichen Aggression keinen Raum in unserer<br />
Gesellschaft hat. Es gibt keine „Aggressionskultur“,<br />
keine „Kriegerkultur“ mehr. Und damit befi nden<br />
sich unsere Söhne in einem Dilemma. Sie spüren<br />
diese archetypische männliche Impulskraft in sich,<br />
dürfen sie aber nicht leben <strong>und</strong> wissen sie nicht zu<br />
richten.<br />
Wie bei allem, was wir nach außen nicht leben<br />
können oder dürfen, besteht die Gefahr, dass sich<br />
diese positive Kraft ins „Dämonische“ wandelt.<br />
Ich möchte hier zwei wesentliche Faktoren skizzieren,<br />
die diese These stützen.<br />
Zum einen nehme ich wahr, dass unsere Söhne in<br />
der Regel gut bemuttert aber häufi g schlecht bevatert<br />
sind. Damit meine ich nicht, dass wir Männer<br />
aus materieller Sicht schlecht <strong>für</strong> unsere Söhne sorgen,<br />
dass wir ihnen einen Schulbesuch auf entsprechenden<br />
Schulen ermöglichen u.ä. Ich meine damit,<br />
dass es den meisten Jungen versagt bleibt, von <strong>und</strong><br />
<strong>und</strong> Archetyp Krieger Photo: Elke Erben<br />
Cristal 12 | 2009