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60 PORTUGAL / FARO<br />
„Selbst ein schlechter Tag auf dem Wasser<br />
ist besser als ein guter Tag im Büro“<br />
desto größer die Entenmuscheln. Das allerdings<br />
erschwert auch ihre Ernte – was wiederum den<br />
Preis in die Höhe treibt.<br />
Um an die begehrten Krustentiere zu gelangen,<br />
seilen sich einige Fischer bei Niedrigwasser<br />
von den Felsklippen ab und brechen die Tiere in<br />
den kurzen Pausen zwischen den heranrollenden<br />
Wellen vom Gestein. Diese Vorgehensweise<br />
ist sehr gefährlich: Die Klippen sind bis zu 100<br />
Meter hoch und selbst wenn man einen möglichen<br />
Sturz überlebt, läuft man Gefahr, unmittelbar im<br />
Anschluss von den Wellen gegen die zerklüfteten<br />
Felsen geschmettert zu werden. Manche Fischer<br />
wählen deshalb eine andere Methode: Bei etwas<br />
höherem Wasserstand tauchen sie von Booten aus<br />
nach den Percebes. Dazu muss man seine Tauchgänge<br />
auf den Meeresrhythmus abstimmen. Unter<br />
den Fischern herrschen endlose Debatten darüber,<br />
welches der beiden Verfahren weniger gefährlich<br />
ist. Damit wir uns selbst ein Bild machen können,<br />
organisiert João für uns für den nächsten Tag eine<br />
Mitfahrt im Boot zweier einheimischer Percebes-Fischer.<br />
Dabei bekommen wir eine Ahnung davon,<br />
wie streng die Percebes-Ernte von den Behörden<br />
reglementiert wird: Zunächst müssen wir<br />
die Erlaubnis des Kommandanten der örtlichen<br />
Wasserschutzpolizei einholen. Danach brauchen<br />
wir einen Termin mit dem Vorsitzenden<br />
der Percebes-Vereinigung in Villa do Bispo, der<br />
selbsternannten Percebes-Hauptstadt Europas.<br />
Paulo Barata erläutert uns, dass an der gesamten<br />
Costa Vicentina im Südwesten Portugals<br />
lediglich 80 Fischer über eine Lizenz verfügen;<br />
zwischen dem 15. September und dem 15.<br />
<strong>Dezember</strong> ist die Ernte der Krustentiere ganz<br />
verboten. In den ver<strong>bleiben</strong>den Monaten ist das<br />
Fischen nur bei ruhigem Wasser möglich, also<br />
meist dann, wenn der Wind aus Südost weht. Es<br />
gibt eine maximale tägliche Percebes-Erntequote<br />
von 15 Kilogramm und der gesamte Fang darf<br />
nur auf dem Markt von Sagres verkauft werden,<br />
der Händler und Restaurantbetreiber aus der<br />
ganzen Algarve-Region anzieht. Privatverkäufe<br />
sind illegal.<br />
Trotzdem ist auch die Wilderei weit verbreitet,<br />
denn das Geschäft ist sehr lukrativ. Die Wasserschutzpolizei<br />
<strong>kann</strong> <strong>nicht</strong> überall <strong>gleich</strong>zeitig<br />
patrouillieren und die Fischer verraten <strong>nicht</strong>, wo<br />
sie ernten. Einer von ihnen beharrt im Gespräch<br />
mit uns sogar darauf, dass die Regeln ihn <strong>nicht</strong><br />
interessieren. Ihm zufolge haben die Einheimi-<br />
Links: Fernandi Damas<br />
auf seinem Motorboot<br />
Unten: Delfine begleiten<br />
das Boot unterwegs zur<br />
Percebes-Ernte<br />
Left: Fernando Damas<br />
on his semi-rigid boat<br />
Below: Dolphins<br />
accompany our<br />
percebes expedition