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sportFACHHANDEL fashion_09_2016

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In der neuen Filiale am Rüfiplatz haben<br />

Snowboard und Freeride eine eigene<br />

Adresse bekommen.<br />

wie vor eine Zielgruppe, die Ausgefallenes<br />

und weniger Sportliches haben wolle, so<br />

Ambros Strolz. Labels wie Moncler, Fendi,<br />

Bogner bieten Teile in die Richtung an, aber<br />

der Glamour sei sehr reduziert. Strasssteine<br />

allover gebe es gar nicht mehr. Im Trend<br />

zu technischer Skibekleidung dominiere<br />

Understatement.<br />

Die eigene Skibekleidungskollektion wurde<br />

trotz Erfolges schon vor mehreren Jahren<br />

eingestellt. Zuletzt wurden ca. 80 Kunden<br />

beliefert. „Die Anforderungen an eine<br />

Marke sind sehr hoch, erklärt Strolz, „eine<br />

Kollektion muss heute 100-prozentig sein.<br />

Wir haben das zu zweit gemacht und hätten<br />

aufstocken müssen. Man geht ein großes<br />

Risiko ein, bevor man auch nur ein Teil<br />

verkauft hat. Der Einzelhandel ist hart, aber<br />

die Produktion ist noch mal härter. Wenn<br />

Material oder Produktion Mängel haben,<br />

dann geht das gleich in Serie.“<br />

Nach wie vor ungelöst ist das Problem der<br />

verschiedenen Verkaufszeitfenster in Stadt<br />

und Wintersportregion. Wenn zuviel Ware<br />

im Umlauf ist und der Schnee ausbleibt,<br />

werden die Händler in der Stadt nervös<br />

und reduzieren die Preise im Dezember,<br />

wenn die Händler in den Bergen gerade erst<br />

aufgesperrt haben. Ambros Strolz: „Wir<br />

können nur hart bleiben. Wir sind ein Tourismusbetrieb<br />

und versuchen so lang wie<br />

möglich regulär zu verkaufen.“<br />

90 Prozent Winterbetrieb<br />

Die Wintersaison am Arlberg läuft von<br />

Dezember bis Mitte April. Das sind 18<br />

Wochen, in denen Strolz 90 Prozent des<br />

Jahresumsatzes erwirtschaftet. Kerngeschäft<br />

ist nach wie vor der Skisport. Wobei<br />

die Zahl der nichtskifahrenden Touristen<br />

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<strong>sportFACHHANDEL</strong><br />

FASHION • <strong>09</strong>/<strong>2016</strong><br />

tendenziell steigt. Es sind Paare, von denen<br />

nur einer Ski fährt, ältere Menschen oder<br />

Menschen, die das Wintererlebnis in Lech<br />

suchen. Für diese Zielgruppe wurden<br />

alternativ zu den Pisten Langlaufloipen und<br />

Sonnenwanderwege errichtet. Vor allem<br />

die Begeisterung für das Wandern hat stark<br />

zugenommen. Ambros Strolz: „Wir müssen<br />

dieser Tendenz im Sortiment Rechnung<br />

tragen. Das sind Kunden, für die das Einkaufen<br />

und das Modesortiment wichtig ist.“<br />

Auch die Klimaverschiebung beeinflusst<br />

das Geschäftsmodell des traditionellen<br />

Betriebes. Ambros Strolz zitiert eine Klimastudie<br />

zur Region Zürs, Lech, Warth-Schröcken,<br />

die besagt, dass die durchschnittliche<br />

Temperatur in den vergangenen 45 Jahren<br />

deutlich gestiegen ist. Die Erfahrung zeigt,<br />

dass die Wettersituation unberechenbarer<br />

wird und das insbesondere in der Vorsaison,<br />

d.h. in den ersten drei Wochen im Dezember.<br />

Wenn in den Städten kein Schnee liegt,<br />

fehlt die Stimulation und die Buchungen<br />

bleiben aus.<br />

Im Sommer profitiert die auf 1500 Meter<br />

Seehöhe liegende Region von der Klimaentwicklung.<br />

Wenn es in den Niederungen<br />

tropische Temperaturen hat, flüchten die<br />

Leute in die Berge, wo es angenehm kühl<br />

ist. Strolz konnte im Sommer 2015 den besten<br />

Umsatz der Unternehmensgeschichte<br />

verzeichnen. Das führt Ambros Strolz u.a.<br />

auch auf eine Reihe an attraktiven Kulturevents<br />

zurück.<br />

Bedeutung der<br />

Sommersaison steigend<br />

Trotz der relativ geringen Bedeutung ist die<br />

Sommersaison wichtig für das Unternehmen.<br />

Das Sporthaus liegt im Ortskern und<br />

im Sommer zuzumachen wäre unmöglich.<br />

Zudem gilt es, die Führungskräfte das ganze<br />

Jahr hindurch zu beschäftigen, um das<br />

System zu erhalten. „Stadtshops haben eine<br />

Fluktuation von 15 bis 20 Prozent,“ erklärt<br />

Ambros Strolz „und bei uns liegt sie – trotzdem<br />

wir ein Saisonbetrieb sind - auch nicht<br />

darüber. Wie können unsere Mitarbeiter im<br />

Schnitt drei bis fünf Jahre halten.“<br />

Sortimentsthemen im Sommer sind<br />

Wandern, Tracht und Mode sowie die<br />

Anfertigung der Skischuhe, die sich zum<br />

Ganzjahresgeschäft entwickelt hat. War<br />

bisweilen im Sommer nur das Sporthaus<br />

geöffnet, so wird Strolz im kommenden<br />

Sommer erstmals Radverleih und –service<br />

anbieten. Als Standort bietet sich die in<br />

Seilbahnnähe gelegene Filiale am Rüfiplatz<br />

an. Zwei begeisterte Radspezialisten im<br />

Unternehmen sollen den Aufbau der neuen<br />

Unternehmenseinheit übernehmen.<br />

Strukturelle Probleme<br />

Der Onlineverkauf wurde nach einem ersten<br />

Versuch wieder eingestellt. Ambros Strolz<br />

sieht keine Möglichkeit, das Einkaufserlebnis,<br />

das Strolz ausmacht, auf eine Internetseite<br />

zu bringen. Mit dem Katalog gelinge<br />

das. Dazu kommt, dass Strolz als Saisonbetrieb<br />

einen von Ganzjahresbetrieben<br />

abweichenden Rhythmus hat. Die Ware wird<br />

später geliefert, weil der Verkauf erst im Dezember<br />

beginnt und Mitarbeiter werden in<br />

Nichtverkaufszeiten mit der Entgegennahme<br />

und Auszeichnung von Ware beschäftigt.<br />

Strolz: „Wir müssten ein vollkommen neues<br />

System entwickeln, um einen Online-Shop<br />

zu etablieren. Auch würde es die Kosten<br />

sprengen, das ganze Sortiment online zu<br />

stellen.“ Denkbar wäre es, Key-Looks online<br />

zu stellen. Denn schon jetzt bekommen<br />

Kunden aufgrund der Katalogabbildungen<br />

Auswahlsendungen. Der Katalog erscheint<br />

mit einer Auflage von 12.000 und wird in<br />

Deutschland, Österreich und Schweiz versendet.<br />

Kaum beeinflussbar ist die Nachhaltigkeit<br />

des Sortiments. Nachhaltige Kollektionen,<br />

wie die in Österreich produzierte Marke<br />

Frauenschuh, werden geführt. Eine weiter<br />

gehende ökologische Ausrichtung des Sortiments<br />

scheitert daran, dass insbesondere<br />

die Sportmodekollektionen im Gros aus<br />

Fernost kommen. In den beeinflussbaren<br />

Aspekten agiert das Unternehmen weitgehend<br />

nachhaltig. Die Standorte werden mit<br />

Wärmerückgewinnung aus Licht betrieben,<br />

das für die Heizung verwendet wird. Zudem<br />

wird auf strikte Mülltrennung geachtet.<br />

Text: Hildegard Suntinger, Wien<br />

© Sporthaus Strolz/ Alex Kaiser

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