OCEAN7 2015-06
Zwei große Reportagen lesen Sie in dieser Ausgabe: Ein Törn mit Kindern im familienfreundlichen Ionischen Meer. Und einen ausführlichen Fotobericht der weltumsegelnden Pitufa-Crew von den Marquesas in der Südsee.
Zwei große Reportagen lesen Sie in dieser Ausgabe: Ein Törn mit Kindern im familienfreundlichen Ionischen Meer. Und einen ausführlichen Fotobericht der weltumsegelnden Pitufa-Crew von den Marquesas in der Südsee.
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2<br />
Mönchsgeier auf Mallorca<br />
3<br />
Knapp<br />
3 m Flügelspannweite,<br />
bis 12 kg Gewicht.<br />
Wenn wir in<br />
der Sprache eines<br />
Yachtmagazins bleiben, so<br />
sind das die Abmessungen einer<br />
„ornithologischen Megayacht“ der<br />
Lüfte. Der Mönchsgeier, Aegypius monachus,<br />
ist dieser Riesenvogel. Sein Verbreitungsgebiet<br />
erstreckt sich von Spanien über<br />
Südeuropa, den Balkan und Vorderasien bis nach Pakistan<br />
und Korea. Weltweit gibt es aber nur eine einzige Inselpopulation<br />
dieses riesigen Greifvogels: Mallorca.<br />
Die gebirgige Insel mit extensiver Landwirtschaft,<br />
mit Ziegen und Schafherden bietet ausreichend<br />
Nahrung und Nistmöglichkeiten. Trotzdem stand<br />
dieser König der Lüfte in den 1980er Jahren in Mallorca<br />
kurz vor dem Aussterben. Dass der Mönchsgeier<br />
heute wieder in größerer Zahl über den Gipfeln der Tramuntana<br />
kreist ist der Verdienst einer holländischen Stiftung,<br />
einer deutschen Gesellschaft und eines kleinen Teams um Dr.<br />
Evelyn Tewes, die durch ihr bewundernswertes Engagement<br />
zur Retterin des Mönchsgeiers auf Mallorca wurde.<br />
Tausend zu Eins. Mönchsgeier leben seit Millionen<br />
Jahren auf Mallorca, der Mensch lebt nur ein Tausendstel dieser<br />
Zeitspanne hier. Sobald Menschen neue Inseln besiedelten war<br />
die Entwicklung meist vorgezeichnet: Zuerst ging es großen<br />
Säugetieren an den Kragen, dann kamen die großen Vogel- und<br />
Reptilienarten dran. Die Geschichte der Seefahrt und der Kolonialisierung<br />
ferner Länder ist voll mit diesen unrühmlichen<br />
Beispielen. In Mallorca wurde noch bis in die 1970er Jahre (also<br />
bis vor 45 Jahren!) Kopfgeld für getötete Greifvögel, darunter<br />
Mönchsgeier, bezahlt. Dazu kamen und kommen leider immer<br />
noch Giftköder, die früher von Schäfern gegen Kolkraben und<br />
heute gegen streunende Katzen, Ginsterkatzen und Marder<br />
ausgelegt werden. Auch die Geier fressen die Köder oder die<br />
vergifteten Tiere und sterben daran. Nachdem jedes Brutpaar<br />
nur ein Ei pro Jahr legt, der Jungvogel intensiv von beiden Eltern<br />
aufgezogen wird und die Geschlechtsreife erst im vierten<br />
Lebensjahr eintritt, ist evident, dass eine so langsam reproduzierende<br />
Tierart rasch an den Rand der Ausrottung geraten<br />
kann. 1987 war es soweit: Nur noch ein einziges Brutpaar von<br />
den insgesamt 19 Mönchsgeiern Mallorcas konnte nachgewiesen<br />
werden.<br />
Rettung in letzter Minute. 1986 wurde eine<br />
Stiftung zur Rettung der Mönchsgeier in Europa gegründet<br />
(„Black Vulture Conservation Foundation“ oder BVCF). Die<br />
„Frankfurter Zoologische Gesellschaft“ (FZG) half mit finanzieller<br />
Unterstützung und Evelyn Tewes übernahm die schwierige<br />
Aufgabe, in einem Pilotprojekt auf Mallorca die Freilandarbeit<br />
vor Ort durchzuführen und zu koordinieren. Die Biologin erledigte<br />
diese Aufgabe mit Bravour, das Projekt entwickelte sich<br />
zu einem internationalen Erfolgsmodell. Heute stehen die<br />
Mönchsgeier auf Mallorca unter Schutz, es ziehen wieder circa<br />
160 Exemplare ihre Kreise hoch am Himmel, 26 Brutpaare sind<br />
dokumentiert und 17 Junggeier sind 2014 ausgeflogen. Wie<br />
schafft man solche Erfolge?<br />
1 Segelnder Mönchsgeier, Aegypius monachus (Foto: BVCF)<br />
2 Im Zentrum zum Schutz der Mönchsgeier in Campanet erklärt Dr. Francesca<br />
Pasetti den Besuchern in mehrsprachigen Vorträgen das Schutzprojekt.<br />
3 Die Tafeln an den Wänden des Ausstellungsraumes informieren über Fauna<br />
und Flora der Balearen.<br />
November/Dezember <strong>2015</strong> | <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2015</strong> 37