OCEAN7 2015-06
Zwei große Reportagen lesen Sie in dieser Ausgabe: Ein Törn mit Kindern im familienfreundlichen Ionischen Meer. Und einen ausführlichen Fotobericht der weltumsegelnden Pitufa-Crew von den Marquesas in der Südsee.
Zwei große Reportagen lesen Sie in dieser Ausgabe: Ein Törn mit Kindern im familienfreundlichen Ionischen Meer. Und einen ausführlichen Fotobericht der weltumsegelnden Pitufa-Crew von den Marquesas in der Südsee.
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Mit dem Inkrafttreten der neuen Prüfungs -<br />
ordnung ab Jänner 2016 ändern sich<br />
die Zugangsbestimmungen für alle neuen<br />
Segelführerschein-Bewerber. Um es gleich<br />
vorweg zu nehmen: Man hat damit der<br />
Basis des österreichischen Segelsports<br />
keinen guten Dienst erwiesen.<br />
Zentralmatura oder<br />
Prüfungsordnung<br />
neu?<br />
Was ändert sich? Alle Führerschein-Werber für FB2 müssen ihren Praxisnachweis<br />
wieder mit ganz genau geführten Logbuch-Aufzeichnungen und den Seemeilenbestätigungen<br />
nachweisen. Dies wird insofern schwierig, weil auf vielen Urlaubstörns die Führung dieses Dokuments<br />
sehr nachlässig ausgeführt wird.<br />
Zur Info: Ein Logbuch ist gesetzlich nicht vorgeschrieben, aber wenn es geführt wird, ist es ein<br />
amtliches Dokument. Auch kommt die Entscheidung eines Mitseglers, den Skipperschein zu<br />
erwerben vielleicht erst bei seinem dritten Segeltörn. Es gilt zu hinterfragen, ob dieser Praxisnachweis<br />
mit Seemeilenbestätigungen für den FB2 überhaupt Sinn macht? Ein Autoführerschein-<br />
Kandidat muss ja auch nicht nachweisen, dass er drei Wochen lang auf dem Beifahrersitz gesessen<br />
ist. Gut, aber wie viel oder wie wenig Vorkenntnisse sollen vorhanden sein? Ich kenne Leute,<br />
die können sehr viel mehr als die geforderten Seemeilen nachweisen und sind dennoch keine<br />
„Leuchten“ auf See. Auch die Teilnahme an einer Regattacrew sagt nichts über den Wissensstand<br />
einer Person aus. Es zeigt nur, dass der/diejenige gerne segelt und dabei die Gemeinschaft sucht.<br />
Welche Auswirkungen haben restrektive Zugangsbestimmungen?<br />
In allen Segelvereinen wird gejammert, dass der Altersschnitt der Mitglieder um die<br />
Siebzig ist und dass der Nachwuchs und die Jungen ausbleiben. Einigen fehlt die Zeit und viele<br />
junge Menschen können es sich nicht leisten, den geforderten Praxisnachweis zu erbringen. Das<br />
Interesse der Jungen am Segelsport ist vorhanden, aber die Rahmenbedingungen werden denkbar<br />
schlecht. Und: Ist es wichtig zu wissen, ob der Wind „krimpt“ oder „schrallt“? Oder sollte der<br />
zukünftige Skipper doch besser wissen, wie er richtig im Hafen anlegt? Und dass es bei manchen<br />
Hafenmanövern besser ist, wenn der Wind auf das Heck bläst statt auf den Bug?<br />
Nochmals zu unserem Praxisnachweis: Mal ehrlich – wer von allen jetzigen Skippern durfte vor<br />
seiner Prüfungswoche mit dem Urlaubsschiff im Hafen anlegen? Eher wenige!<br />
Diese Ausbildung sowie alle Kenntnisse und Fertigkeiten werden von den Vereinen und Segelschulen<br />
vermittelt, unabhängig von den Vorkenntnissen der Kandidaten. Wobei hier einmal gesagt<br />
werden muss, dass bei den Vereinen und Segelschulen hervorragende Arbeit geleistet wird,<br />
unabhängig der Verbandszugehörigkeit!<br />
58 <strong>OCEAN7</strong> 05/<strong>2015</strong> | September/Oktober <strong>2015</strong><br />
Wir sind alle<br />
nur Menschen<br />
Biograd vor etwa 15 Jahren. Ich lege bei leichtem<br />
Seitenwind achteraus mit Muringleine an einen<br />
Steg an, an den ich schon gefühlte 1000 Mal<br />
angelegt habe. Alles läuft glatt. Im letzten Moment<br />
übersehe ich eine Böe, meine Yacht wird auf den<br />
Anker des Nachbarschiffes abgetrieben. Der Anker<br />
des anderen Schiffes schrammt über meinen<br />
Rumpf, wird dabei angehoben und verhakt sich in<br />
eine Relingsstütze. Diese wird dabei abgeknickt.<br />
Ich ärgere mich maßlos. Meine Crew hat genau<br />
richtig reagiert und hat noch versucht, einen<br />
Fender zwischen Anker und Yacht zu bekommen,<br />
leider erfolglos. Aber zumindest hat niemand<br />
versucht, unsere Yacht mit der Hand oder gar mit<br />
dem Fuß wegzudrücken. Keiner wurde bei der<br />
Aktion verletzt. Den Rest muss jetzt die Versicherung<br />
erledigen.<br />
Szenenwechsel, Sukošan, vor etwa 3 Tagen. Eine<br />
Prüfung zum Fahrtbereich 2. Die Crew und der<br />
Skipper sind nach einer harten Ausbildungswoche<br />
müde und ein wenig unkonzentriert. Wir wollen<br />
an einer Mole längseits anlegen. Es weht kräftiger,<br />
ablandiger Wind. Der Rudergänger fährt wie im<br />
Lehrbuch in einem relativ steilen Winkel die Mole<br />
an. Im letzten Moment übersieht er eine Böe und<br />
der Bug dreht zu langsam von der Mole ab, der<br />
Winkel ist zu steil, der Bug der Yacht berührt<br />
einige wenige Zentimeter vor dem Fender die Steinmole.<br />
Da die Geschwindigkeit sehr gering war,<br />
verunziert nur ein kleiner Kratzer den Rumpf der<br />
Yacht. Vieles hätte man anders machen können,<br />
klar. Ja, nach neuer Prüfungsordnung müsste ich<br />
mindestens den Rudergänger durchfallen lassen.<br />
Es gibt auch sicher einige Hardliner, die das<br />
machen würden. Ich aber denke 15 Jahre zurück,<br />
an mein Missgeschick in Biograd. Wie perfekt kann<br />
ein Schiffsführer sein? Wieviel Platz für Fehler darf<br />
es geben? Wieviel Mensch darf der „Berwerber“<br />
und der „Prüfer“ noch sein? Ich entscheide für<br />
mich: So viel Mensch wie notwendig und lasse<br />
nach einer angemessenen Pause das Manöver<br />
noch einmal wiederholen.