Forschung und Innovation in der Schweiz 2016
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8 <strong>Forschung</strong> <strong>und</strong> <strong>Innovation</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> <strong>2016</strong><br />
Obwohl auf statistischer Ebene schwierig zu beobachten, lässt sich<br />
<strong>in</strong> den letzten Jahren e<strong>in</strong>e zunehmende Gründung von <strong>in</strong>novativen<br />
Unternehmen feststellen. Diese Dynamik ist unter an<strong>der</strong>em auf die<br />
Intensität <strong>der</strong> unternehmerischen Tätigkeiten im Umfeld von öffentlich<br />
f<strong>in</strong>anzierten <strong>Forschung</strong>s<strong>in</strong>stitutionen <strong>und</strong> von Universitätsspitälern<br />
zurückführen.<br />
Öffentlich f<strong>in</strong>anzierte Bildungs- <strong>und</strong> <strong>Forschung</strong>s<strong>in</strong>stitutionen<br />
von hoher Qualität<br />
Die <strong>Schweiz</strong> verfügt über e<strong>in</strong> ausgezeichnetes Bildungssystem <strong>und</strong><br />
-angebot. Die duale Berufsbildung ist e<strong>in</strong>zigartig. Deren Markenzeichen<br />
ist die enge Abstimmung <strong>der</strong> Angebote auf die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
des Arbeitsmarktes. Berufspraktisch ausgerichtete Angebote<br />
<strong>der</strong> Berufsbildung <strong>und</strong> Angebote <strong>der</strong> Hochschulen führen<br />
dazu, dass für die unterschiedlichen Bedürfnisse <strong>der</strong> Wirtschaft<br />
qualifizierte Fach- <strong>und</strong> Führungskräfte ausgebildet werden <strong>und</strong><br />
dadurch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Summe e<strong>in</strong> wertvoller Skill-Mix entsteht.<br />
Der Hochschulsektor erfüllt erfolgreich se<strong>in</strong>e dreifache Aufgabe<br />
aus Lehre, <strong>Forschung</strong> <strong>und</strong> Dienstleistungen. Je<strong>der</strong> Hochschultyp<br />
(universitäre Hochschulen, Fachhochschulen <strong>und</strong> Pädagogische<br />
Hochschulen) gewichtet die e<strong>in</strong>zelnen Elemente se<strong>in</strong>em Profil<br />
entsprechend, wobei das Gesamtergebnis ausgezeichnet ist. Die<br />
universitären Hochschulen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> s<strong>in</strong>d auf <strong>in</strong>ternationaler<br />
Ebene gut positioniert; die Mehrheit <strong>der</strong> Studierenden ist an e<strong>in</strong>er<br />
Top-200-Universität gemäss Shanghai-Rank<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>geschrieben.<br />
<strong>Forschung</strong> <strong>und</strong> <strong>Innovation</strong> werden durch e<strong>in</strong> schlankes Instrumentarium<br />
geför<strong>der</strong>t. Der <strong>Schweiz</strong>erische Nationalfonds ist<br />
schwergewichtig auf die Gr<strong>und</strong>lagenforschung ausgerichtet. Derweil<br />
för<strong>der</strong>t die Kommission für Technologie <strong>und</strong> <strong>Innovation</strong> die<br />
angewandte <strong>Forschung</strong>. Bei allen För<strong>der</strong>massnahmen gelten das<br />
Bottom-up-Pr<strong>in</strong>zip, die Offenheit <strong>der</strong> zu för<strong>der</strong>nden Themen sowie<br />
die Ausrichtung an <strong>der</strong> Exzellenz.<br />
Effizienter Wissens- <strong>und</strong> Technologietransfer (WTT)<br />
Die Aufgabe des WTT wird effizient erfüllt, obwohl hier noch Verbesserungspotenzial<br />
vorhanden ist. Wie <strong>in</strong> an<strong>der</strong>n Län<strong>der</strong>n ist auch<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> e<strong>in</strong> starker Zusammenhang zwischen <strong>der</strong> Unternehmensgrösse<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> Intensität des WTT festzustellen.<br />
***<br />
Im Überblick betrachtet f<strong>in</strong>den sich im <strong>Schweiz</strong>er F&I-System die<br />
folgenden Stärken:<br />
• Exzellenz des Humankapitals: Dies auf allen Qualifikationsstufen<br />
<strong>und</strong> entlang <strong>der</strong> gesamten Wertschöpfungskette.<br />
• Vielfalt an lokalen Netzwerken: Obwohl es <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> ke<strong>in</strong>e<br />
eigentliche «Clusterpolitik» auf nationaler Ebene gibt, existiert<br />
e<strong>in</strong>e Vielfalt an leistungsfähigen lokalen <strong>und</strong> regionalen Wissens<strong>und</strong><br />
Wirtschaftsnetzwerken. Diese besitzen die für Wachstum<br />
<strong>und</strong> Erneuerung notwendige Beziehungsdichte <strong>und</strong> <strong>in</strong>stitutionelle<br />
Vielfalt.<br />
• Qualität <strong>der</strong> Rahmenbed<strong>in</strong>gungen: Diese ist <strong>in</strong>sgesamt zufriedenstellend.<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen für die <strong>Schweiz</strong><br />
Die hervorragenden Leistungen s<strong>in</strong>d auf die Qualität <strong>der</strong> Institutionen,<br />
Rahmenbed<strong>in</strong>gungen <strong>und</strong> die Entwicklungen <strong>in</strong> Wirtschaft<br />
<strong>und</strong> Gesellschaft <strong>in</strong> den letzten Jahrzehnten <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> <strong>und</strong><br />
ihrem Umfeld zurückzuführen. Da sich diese Elemente jedoch rasch<br />
än<strong>der</strong>n, muss das <strong>Schweiz</strong>er F&I-System <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage se<strong>in</strong>, sich<br />
anzupassen <strong>und</strong> zu verän<strong>der</strong>n. Aus unserer Sicht verdienen sechs<br />
Bereiche beson<strong>der</strong>e Aufmerksamkeit; Bereiche, <strong>in</strong> denen sich drängende<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen ergeben dürften, bei <strong>der</strong>en Bewältigung<br />
die Anpassungs- <strong>und</strong> Verän<strong>der</strong>ungsfähigkeit <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> entscheidend<br />
se<strong>in</strong> wird:<br />
• Gew<strong>in</strong>nung von Talenten: Die <strong>Schweiz</strong> greift zunehmend auf<br />
ausländische Talente zurück, um <strong>der</strong> steigenden Nachfrage<br />
nach hochqualifizierten Arbeitskräften <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Forschung</strong>, an<br />
den Hochschulen, im Ingenieurwesen <strong>und</strong> im Bereich <strong>der</strong> wissens<strong>in</strong>tensiven<br />
Dienstleistungen nachzukommen. Diese grosse<br />
Abhängigkeit vom Ausland ist für die <strong>Innovation</strong>sfähigkeit<br />
<strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> an sich ke<strong>in</strong> Problem <strong>und</strong> gar als Bereicherung<br />
zu betrachten. Die Situation könnte jedoch kritisch werden,<br />
wenn die Anziehungskraft <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> nachliesse o<strong>der</strong> junge<br />
ausländische Studienabgänger<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> -abgänger nach Abschluss<br />
ihrer Ausbildung <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> ihre berufliche Karriere<br />
im Ausland realisieren sollten. Angesichts des Arbeitskräftemangels<br />
im hochqualifizierten Bereich ist somit e<strong>in</strong>erseits die<br />
Anziehungskraft <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> zu erhalten <strong>und</strong> zu stärken, um<br />
ausländische Talente <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> zu behalten <strong>und</strong> neue anzuziehen.<br />
An<strong>der</strong>erseits s<strong>in</strong>d die freien Potenziale <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong>er<br />
Erwerbsbevölkerung zu nutzen. Dies betrifft <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die<br />
Frauen, <strong>der</strong>en Beschäftigungsanteil <strong>in</strong> den <strong>Forschung</strong>sbereichen<br />
nach wie vor sehr tief ist. Die Kapazitäten <strong>der</strong> Universitäten<br />
<strong>und</strong> Eidgenössischen Technischen Hochschulen zur Ausbildung<br />
dieser qualifizierten Arbeitskräfte <strong>und</strong> die Fähigkeit <strong>der</strong> Fachhochschulen,<br />
die benötigten Ausbildungsgänge ohne unnötige<br />
Akademisierung bereitzustellen, s<strong>in</strong>d wesentliche Herausfor<strong>der</strong>ungen.<br />
• Weltoffenheit: E<strong>in</strong>e hohe Mobilität <strong>der</strong> Wissens-Akteure (Studierende,<br />
Forschende, Dozierende <strong>und</strong> weitere F&I-Fachkräfte)<br />
sowie <strong>in</strong>tensive nationale <strong>und</strong> <strong>in</strong>ternationale Kooperationen s<strong>in</strong>d<br />
wichtige Voraussetzungen für Spitzenleistungen <strong>in</strong> <strong>Forschung</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>Innovation</strong>. Dies wird durch <strong>in</strong>ternationale Entwicklungen<br />
wie die europäische Integration <strong>und</strong> <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e auch forschungs-<br />
<strong>und</strong> <strong>in</strong>novationsrelevante Aktivitäten <strong>der</strong> Europäischen<br />
Union wie namentlich das <strong>Forschung</strong>srahmenprogramm Horizon<br />
2020 o<strong>der</strong> auch das Bildungsprogramm Erasmus+ verstärkt.<br />
Die Herausfor<strong>der</strong>ung ist damit die Wahrung <strong>der</strong> Weltoffenheit<br />
<strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> <strong>und</strong> dabei die Ausgestaltung des Verhältnisses<br />
<strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> zur EU, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e im Zusammenhang mit <strong>der</strong><br />
Umsetzung <strong>der</strong> Massene<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>ungs<strong>in</strong>itiative. Dabei geht es<br />
darum, e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>schränkung <strong>der</strong> Freizügigkeit von Fachkräften,<br />
Studierenden, wissenschaftlichen Mitarbeitenden <strong>und</strong> Professor<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> Professoren soweit als möglich zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n.<br />
Die Rekrutierung von <strong>in</strong>ternationalen Spitzenkräften für das<br />
F&I-System <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> sowie <strong>der</strong> Zugang <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong>er F&I-