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Forschung und Innovation in der Schweiz 2016

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32 <strong>Forschung</strong> <strong>und</strong> <strong>Innovation</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> <strong>2016</strong><br />

Gut ausgebauter Schutz des geistigen Eigentums<br />

Unternehmen o<strong>der</strong> Hochschulen, die mit Erf<strong>in</strong>dungen auf dem<br />

Markt erfolgreich se<strong>in</strong> wollen, müssen diese vor Imitation durch<br />

Dritte schützen. Nur so können sie sich e<strong>in</strong>en Wettbewerbsvorteil<br />

sichern <strong>und</strong> Möglichkeiten für die F<strong>in</strong>anzierung ihrer <strong>Forschung</strong>saufwendungen<br />

realisieren.<br />

Die <strong>Schweiz</strong> ist Mitglied <strong>der</strong> Europäischen Patentorganisation.<br />

Diese betreibt das Europäische Patentamt (European Patent Office,<br />

EPO) <strong>in</strong> München. Über 90% <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong>er Patente werden dort<br />

auf Neuheit <strong>und</strong> erf<strong>in</strong><strong>der</strong>ische Tätigkeit überprüft. Durch die anschliessende<br />

Patenterteilung erlangen sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> Gültigkeit.<br />

Es besteht auch die Möglichkeit, e<strong>in</strong> Patent direkt <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong><br />

anzumelden. Solche nationalen Patente werden aber im Moment<br />

we<strong>der</strong> auf Neuheit noch auf erf<strong>in</strong><strong>der</strong>ische Tätigkeit geprüft, was<br />

den Wert e<strong>in</strong>es solchen nationalen <strong>Schweiz</strong>er Patentes reduziert. In<br />

e<strong>in</strong>er Studie im Auftrag des Eidgenössischen Instituts für Geistiges<br />

Eigentum (IGE) wurden Optimierungspotenziale für das <strong>Schweiz</strong>er<br />

Patentsystem untersucht. E<strong>in</strong> möglicher Vorschlag ist die Aufwertung<br />

des nationalen <strong>Schweiz</strong>er Patents zu e<strong>in</strong>em Vollpatent nach<br />

Vorbild des EPO (IGE, 2015).<br />

Hat e<strong>in</strong> Unternehmen den E<strong>in</strong>druck, jemand verletze e<strong>in</strong>es<br />

se<strong>in</strong>er Patente, so ist es auf e<strong>in</strong> effizientes Gerichtswesen angewiesen.<br />

Bis Ende 2011 waren <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> die kantonalen<br />

Handelsgerichte für Patentfälle zuständig. Seither entscheidet <strong>in</strong><br />

Patentstreitigkeiten das B<strong>und</strong>espatentgericht. In <strong>der</strong> Folge s<strong>in</strong>d die<br />

Verfahrensdauer <strong>und</strong> somit die Rechtsunsicherheit stark gesunken.<br />

Gemäss den gesetzlichen Bestimmungen gehören Erf<strong>in</strong>dungen<br />

von Angestellten entsprechend ihren arbeitsvertraglichen Pflichten<br />

dem Arbeitgeber, das heisst dem Unternehmen beziehungsweise<br />

<strong>der</strong> Hochschule. Für die Forschenden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Anstellungsverhältnis<br />

ist das geistige Eigentum an F&E-Resultaten im Arbeitsvertragsrecht<br />

geregelt (Obligationenrecht). Im Bereich <strong>der</strong> Eidgenössischen Technischen<br />

Hochschulen (ETH-Bereich) f<strong>in</strong>den sich zusätzliche Bestimmungen<br />

im ETH-Gesetz, bei den kantonalen Universitäten <strong>und</strong> den<br />

Fachhochschulen (FH) <strong>in</strong> den dafür zuständigen kantonalen Gesetzen.<br />

Das geistige Eigentum an den Resultaten von F&E-Arbeiten,<br />

die mit öffentlichen Gel<strong>der</strong>n, zum Beispiel des <strong>Schweiz</strong>erischen<br />

Nationalfonds (SNF) o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Kommission für Technologie <strong>und</strong> <strong>Innovation</strong><br />

(KTI) unterstützt worden s<strong>in</strong>d, s<strong>in</strong>d im B<strong>und</strong>esgesetz über<br />

die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> <strong>Forschung</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>Innovation</strong> (FIFG) <strong>und</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

dazu gehörigen Verordnung festgelegt. Demnach können <strong>der</strong> B<strong>und</strong><br />

respektive se<strong>in</strong>e För<strong>der</strong>organe an die För<strong>der</strong>ung Auflagen betreffend<br />

dem geistigen Eigentum <strong>und</strong> <strong>der</strong> Verwertung <strong>der</strong> Resultate knüpfen.<br />

Fiskalisches Umfeld <strong>und</strong> Klima für Neugründungen<br />

Das Steuersystem <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> ist stark fö<strong>der</strong>alistisch geprägt. Die<br />

Steuern wie auch die Steuersätze werden durch B<strong>und</strong>, Kantone<br />

<strong>und</strong> Geme<strong>in</strong>den bestimmt. Daraus resultieren regional <strong>und</strong> lokal<br />

unterschiedlich starke Belastungen <strong>der</strong> Unternehmen.<br />

<strong>Innovation</strong>srelevant ist e<strong>in</strong> generell günstiges fiskalisches Umfeld<br />

für Unternehmen, da dieses unter an<strong>der</strong>em Kosten <strong>und</strong> (Selbst-)<br />

F<strong>in</strong>anzierungsmöglichkeiten <strong>der</strong> F&E-Aktivitäten positiv bee<strong>in</strong>flusst.<br />

Patentierung als Strategie zum Schutz des geistigen<br />

Eigentums<br />

Zum Schutz des geistigen Eigentums s<strong>in</strong>d verschiedene Strategien<br />

möglich (Hotz-Hart & Rohner, 2014). E<strong>in</strong>e davon ist die<br />

Patentierung. Das Recht auf das Patent steht dem Erf<strong>in</strong><strong>der</strong>,<br />

se<strong>in</strong>em Rechtsnachfolger o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>em Dritten zu, welchem die<br />

Erf<strong>in</strong>dung aus e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>n Rechtsgr<strong>und</strong> gehört. Haben mehrere<br />

die Erf<strong>in</strong>dung unabhängig vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> gemacht, so steht<br />

dieses Recht demjenigen zu, <strong>der</strong> sich auf die frühere o<strong>der</strong><br />

prioritätsältere Anmeldung berufen kann («first-to-file-Pr<strong>in</strong>zip»).<br />

Mit e<strong>in</strong>em Patent hat <strong>der</strong> Erf<strong>in</strong><strong>der</strong> für maximal 20 Jahre<br />

die Möglichkeit, an<strong>der</strong>e von <strong>der</strong> Nutzung se<strong>in</strong>er Erf<strong>in</strong>dung<br />

auszuschliessen. Er muss diese aber im Gegenzug <strong>in</strong> Form <strong>der</strong><br />

Patentschrift offenlegen. Das Patentsystem dient so dazu, e<strong>in</strong>en<br />

Markt für Erf<strong>in</strong>dungen zu etablieren. Auf diesem Markt<br />

können Unternehmen mit ihren Erf<strong>in</strong>dungen handeln, <strong>in</strong>dem<br />

sie beispielsweise diese verkaufen o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Dritten lizenzieren.<br />

Der Erlös aus solchen Transaktionen bietet e<strong>in</strong>en Anreiz<br />

für weitere Investitionen <strong>in</strong> F&E.<br />

In <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> besteht e<strong>in</strong> im <strong>in</strong>ternationalen Vergleich generell<br />

tiefes Steuerniveau, das zu wirtschafts- <strong>und</strong> <strong>in</strong>vestitionsfre<strong>und</strong>lichen<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen beiträgt. Laufende F&E-Ausgaben<br />

werden heute <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> wie <strong>in</strong> den meisten an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n<br />

als Aufwand verbucht <strong>und</strong> m<strong>in</strong><strong>der</strong>n somit die Steuerlast. E<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e<br />

steuerliche Begünstigung von F&E-Aktivitäten wie dies<br />

an<strong>der</strong>e Län<strong>der</strong> wie die Nie<strong>der</strong>lande o<strong>der</strong> Kanada kennen, gibt es<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> nicht. Auch f<strong>in</strong>det ke<strong>in</strong>e steuerliche För<strong>der</strong>ung von<br />

Risikokapitalgesellschaften o<strong>der</strong> Venture-F<strong>in</strong>anciers statt. Neugründungen,<br />

Start-up-Projekten <strong>und</strong> kle<strong>in</strong>en, rasch wachsenden Unternehmen<br />

kommt zu Gute, dass die <strong>Schweiz</strong> ke<strong>in</strong>e Besteuerung<br />

von Kapitalgew<strong>in</strong>nen kennt. E<strong>in</strong>e weitergehende steuerliche För<strong>der</strong>ung<br />

f<strong>in</strong>det im <strong>Innovation</strong>sbereich nur über die Umwelt- <strong>und</strong><br />

Energiepolitik statt.<br />

Weiter ist zu erwähnen, dass <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrat im Juni 2015 e<strong>in</strong>e<br />

Reform <strong>der</strong> Unternehmensbesteuerung (USR III) verabschiedet hat.<br />

Wird diese Reform vom Parlament angenommen, sollen Erträge<br />

im Zusammenhang mit Patenten <strong>und</strong> vergleichbaren Rechten <strong>in</strong><br />

Zukunft reduziert besteuert werden. Zudem können die Kantone<br />

erhöhte Steuerabzüge für F&E-Aufwendungen gewähren (Stand<br />

Januar <strong>2016</strong>).<br />

1.2 Rechtliche Gr<strong>und</strong>lagen<br />

1.2.1 B<strong>und</strong>esebene<br />

Gemäss B<strong>und</strong>esverfassung (Art. 64 BV) ist die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> wissenschaftlichen<br />

<strong>Forschung</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>Innovation</strong> e<strong>in</strong>e wesentliche<br />

Aufgabe des B<strong>und</strong>es. Die Koord<strong>in</strong>ation <strong>und</strong> die Gewährleistung<br />

<strong>der</strong> Qualitätssicherung im schweizerischen Hochschulwesen<br />

werden als geme<strong>in</strong>same Aufgabe des B<strong>und</strong>es <strong>und</strong> <strong>der</strong> Kantone<br />

def<strong>in</strong>iert (Art. 63a BV). Zudem ist es laut Verfassung am B<strong>und</strong>,

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