Forschung und Innovation in der Schweiz 2016
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214 <strong>Forschung</strong> <strong>und</strong> <strong>Innovation</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> <strong>2016</strong><br />
Bei grossen Projekten s<strong>in</strong>d typischerweise mehrere Partner beteiligt,<br />
auch aus den UH. Bekannte Beispiele s<strong>in</strong>d etwa die Entwicklung<br />
von Solarfahrzeugen o<strong>der</strong> die Erstellung <strong>der</strong> (geme<strong>in</strong>h<strong>in</strong> mit <strong>der</strong><br />
ETHZ konnotierten) neuen Monte-Rosa-Hütte als oft zitiertes<br />
«Leuchtturmprojekt».<br />
Oft s<strong>in</strong>d die Partnerprojekte regional verankert <strong>und</strong> die thematische<br />
Ausrichtung <strong>der</strong> Institute stimmt mit den Bedürfnissen<br />
lokaler <strong>und</strong> regionaler Praxispartner übere<strong>in</strong>. Je spezialisierter e<strong>in</strong><br />
Institut ist, desto öfter bestehen h<strong>in</strong>gegen auch überregionale o<strong>der</strong><br />
<strong>in</strong>ternationale Kooperationen, auch mit UH im In- <strong>und</strong> Ausland.<br />
E<strong>in</strong>e Zusammenarbeit mit Praxispartnern, aber auch mit an<strong>der</strong>en<br />
FH <strong>und</strong> UH, f<strong>in</strong>det <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel dann statt, wenn sich die Institutionen<br />
<strong>in</strong> ihren Spezialisierungen ergänzen <strong>und</strong> sich also nicht <strong>in</strong><br />
denselben Fel<strong>der</strong>n konkurrieren. Konkurrenzverhältnisse zwischen<br />
FH <strong>und</strong> Unternehmen <strong>der</strong> Privatwirtschaft bestehen <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
bei Beratungsaufträgen <strong>und</strong> generell bei Auftragsforschungen –<br />
<strong>in</strong> Bereichen also, die sich bisweilen kaum von Dienstleistungen<br />
unterscheiden.<br />
Partnerprojekte mit Unternehmen aus <strong>der</strong> Privatwirtschaft<br />
E<strong>in</strong> erster H<strong>in</strong>weis zum Umfang <strong>der</strong> Zusammenarbeit zwischen<br />
FH <strong>und</strong> Unternehmen <strong>der</strong> Privatwirtschaft s<strong>in</strong>d die von <strong>der</strong> KTI<br />
unterstützten aF&E-Projekte. Bei diesen Projekten ist zw<strong>in</strong>gend<br />
e<strong>in</strong>e substanzielle Beteiligung <strong>der</strong> Projektpartner erfor<strong>der</strong>lich.<br />
Typischerweise handelt es sich dabei um Unternehmen aus <strong>der</strong><br />
Privatwirtschaft. Sie müssen m<strong>in</strong>destens 50% <strong>der</strong> Projektkosten<br />
tragen, davon m<strong>in</strong>destens 10% als Geldleistung. Obwohl die vier<br />
För<strong>der</strong>bereiche <strong>der</strong> KTI pr<strong>in</strong>zipiell allen Fachbereichen offenstehen,<br />
stammen die meisten bewilligten Gesuche aus den Ingenieur-<br />
Fachbereichen.<br />
Im Jahr 2013 g<strong>in</strong>gen 47% <strong>der</strong> KTI-Projektbeiträge an FH, 30%<br />
an Institutionen des ETH-Bereichs <strong>und</strong> 13% an kantonale Universitäten.<br />
Für die Ingenieur-Fachbereiche <strong>der</strong> FH s<strong>in</strong>d diese Beiträge<br />
von sehr grosser Bedeutung. Bei Technik <strong>und</strong> IT machen sie zwei<br />
Fünftel aller Drittmittel aus, bei Design beträgt <strong>der</strong> Anteil e<strong>in</strong> Drittel,<br />
bei Chemie / Life Sciences e<strong>in</strong> Viertel <strong>und</strong> bei Wirtschaft sowie<br />
bei Architektur / Bau / Planung r<strong>und</strong> e<strong>in</strong> Fünftel. Gemäss diesem<br />
Indikator f<strong>in</strong>den Kooperationen zwischen FH <strong>und</strong> Unternehmen<br />
<strong>der</strong> Privatwirtschaft vorwiegend <strong>in</strong> diesen Fachbereichen statt –<br />
obwohl es auch <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Fachbereichen private Unternehmen<br />
<strong>und</strong> also potenzielle Projektpartner gibt, namentlich im Bereich<br />
Ges<strong>und</strong>heit.<br />
Die Anzahl <strong>und</strong> <strong>der</strong> Umfang <strong>der</strong> KTI-Projektbeiträge ist allerd<strong>in</strong>gs<br />
nur e<strong>in</strong> approximativer Indikator für die Zusammenarbeit<br />
zwischen FH <strong>und</strong> Unternehmen: Zum e<strong>in</strong>en gibt es zusätzlich<br />
e<strong>in</strong>e unbekannte Anzahl Partnerprojekte ohne Beteiligung <strong>der</strong> KTI.<br />
Zum an<strong>der</strong>en handelt es sich um e<strong>in</strong>en Input-Indikator, <strong>der</strong> – auf<br />
<strong>der</strong> Basis von Projektkonzepten – den Erfolg bei <strong>der</strong> Akquise <strong>der</strong><br />
Drittmittel misst. E<strong>in</strong> Output-Indikator könnte die Zufriedenheit <strong>der</strong><br />
Unternehmen mit den Resultaten <strong>der</strong> Projekte se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>e positive<br />
Zufriedenheit könnte beispielsweise daran gemessen werden, ob<br />
anschliessend weitere Partnerprojekte lanciert werden.<br />
Partnerprojekte mit staatlichen Institutionen <strong>und</strong> NGOs<br />
E<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis zu Partnerprojekten mit staatlichen Institutionen <strong>und</strong><br />
mit NGOs gibt die Anzahl <strong>und</strong> <strong>der</strong> Umfang <strong>der</strong> im Rahmen des<br />
DORE-Programms geför<strong>der</strong>ten Projekte. Die Beteiligung an diesem<br />
Programm war den neu <strong>in</strong> die FH <strong>in</strong>tegrierten Fachbereichen vorbehalten.<br />
Dabei war zw<strong>in</strong>gend e<strong>in</strong> Praxispartner erfor<strong>der</strong>lich, <strong>der</strong><br />
m<strong>in</strong>destens 30% <strong>der</strong> Projektkosten tragen musste, <strong>in</strong> Geld o<strong>der</strong><br />
<strong>in</strong> Form von Personal- o<strong>der</strong> Sachleistungen. Zwischen 2000 <strong>und</strong><br />
2010 unterstützte das DORE-Programm <strong>in</strong>sgesamt 397 Projekte<br />
aus FH mit 47,7 Mio. CHF. Wie Abbildung C 4.14 zeigt, kamen<br />
e<strong>in</strong> Drittel dieser Projekte aus dem Fachbereich Soziale Arbeit <strong>und</strong><br />
jeweils knapp e<strong>in</strong> Sechstel aus Ges<strong>und</strong>heit, Kunst / Design, Bildung<br />
<strong>und</strong> Musik / Theater.<br />
Wie bei den KTI-Projekten ist auch die Anzahl <strong>und</strong> <strong>der</strong> Umfang<br />
<strong>der</strong> DORE-Projekte nur e<strong>in</strong> approximativer H<strong>in</strong>weis auf die<br />
<strong>Forschung</strong>szusammenarbeit mit Dritten. Zum e<strong>in</strong>en ist die Auflistung<br />
unvollständig, weil zugleich auch Partnerprojekte mit direkten<br />
Verträgen bestanden. Gründe dafür s<strong>in</strong>d unter an<strong>der</strong>em, dass<br />
die Praxispartner die Kriterien von DORE nicht erfüllen konnten,<br />
namentlich die erfor<strong>der</strong>liche f<strong>in</strong>anzielle Beteiligung, o<strong>der</strong> dass sie<br />
den adm<strong>in</strong>istrativen Aufwand ger<strong>in</strong>g halten wollten. Zum an<strong>der</strong>en<br />
misst auch dieser Indikator e<strong>in</strong>en Input, nicht e<strong>in</strong>en Output. E<strong>in</strong>e<br />
zusätzliche Schwierigkeit bei <strong>der</strong> Messung des Erfolgs von Partnerprojekten<br />
<strong>in</strong> den «neuen» Fachbereichen besteht dar<strong>in</strong>, dass die<br />
Auswirkungen <strong>der</strong> <strong>Forschung</strong>en oft erst zeitlich verzögert sichtbar<br />
werden <strong>und</strong> dass die Wirkungsketten lang s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>ige Projekte<br />
s<strong>in</strong>d zwar unmittelbar betriebswirtschaftlich relevant, zum Beispiel<br />
Optimierungen von Betriebsabläufen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pflege, <strong>in</strong> Sozialer Arbeit<br />
o<strong>der</strong> im Design. Bei an<strong>der</strong>en Projekten s<strong>in</strong>d die Folgen aber<br />
erst mit e<strong>in</strong>em grossen zeitlichen Abstand o<strong>der</strong> an e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en<br />
Stelle erkennbar, beispielsweise bei Konzepten zur För<strong>der</strong>ung des<br />
Tourismus <strong>in</strong> Randregionen (Wirtschaft), zur Ges<strong>und</strong>heitsprävention<br />
o<strong>der</strong> Rehabilitation (Ges<strong>und</strong>heit), zur AIDS-Prävention o<strong>der</strong><br />
zur Integration <strong>in</strong> die Arbeitswelt (Soziale Arbeit). Schliesslich ist<br />
festzuhalten, dass sich nicht alle <strong>Innovation</strong>en quantitativ genau<br />
messen lassen <strong>und</strong> auch nicht ausschliesslich monetäre Ziele verfolgen.<br />
Neben technologischen gibt es auch künstlerische <strong>und</strong><br />
soziale <strong>Innovation</strong>en mit e<strong>in</strong>er nicht-monetären Wertschöpfung.<br />
Abbildung C 4.14: DORE-Projekte, 2000–2010<br />
Fachbereich<br />
akzeptierte<br />
Projekte<br />
<strong>in</strong> %<br />
Projektsumme<br />
Mio. CHF<br />
<strong>in</strong> %<br />
Soziale Arbeit 134 34% 13,5 28%<br />
Ges<strong>und</strong>heit 71 18% 7,6 16%<br />
Kunst / Design 69 17% 10,6 22%<br />
Bildung 57 14% 7,8 16%<br />
Musik, Theater 46 12% 6 13%<br />
Angew. Psychologie 11 3% 1 2%<br />
Angew. L<strong>in</strong>guistik 9 2% 1,2 3%<br />
Total 397 100% 47,7 100%<br />
Quelle: <strong>in</strong> Anlehnung an Kiener et al., 2012