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Forschung und Innovation in der Schweiz 2016

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F&I-Aktivitäten mult<strong>in</strong>ationaler Unternehmen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong><br />

161<br />

Technologietransfer sowie den <strong>in</strong>stitutionellen Transfer. Der Netto-<br />

E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> verschiedenen Effekte auf das Gastgeberland kann<br />

dabei sowohl positiv als auch negativ se<strong>in</strong>.<br />

Indirekte Effekte können unterteilt werden <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dungseffekte<br />

zwischen MNU <strong>und</strong> lokalen Unternehmen <strong>und</strong> <strong>in</strong> externe<br />

Effekte. Verb<strong>in</strong>dungseffekte zwischen MNU <strong>und</strong> lokalen Unternehmen<br />

können dabei sowohl monetärer als auch nicht monetärer Art<br />

se<strong>in</strong> (durch Jo<strong>in</strong>t Ventures o<strong>der</strong> Allianzen mit lokalen Unternehmen<br />

o<strong>der</strong> durch K<strong>und</strong>en / Lieferanten-Beziehungen). Derartige Effekte<br />

s<strong>in</strong>d, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei eigenkapitalbasierten Verb<strong>in</strong>dungen wie<br />

Jo<strong>in</strong>t Ventures, den direkten Effekten sehr ähnlich. Externe Effekte<br />

zu lokalen, nicht verb<strong>und</strong>enen Unternehmen resultieren aus dem<br />

ungewollten Transfer von Wissen von MNU (Dunn<strong>in</strong>g & L<strong>und</strong>an,<br />

2008). Gr<strong>und</strong>sätzlich werden bei direkten <strong>und</strong> <strong>in</strong>direkten Effekten<br />

ähnliche Themenbereiche angesprochen (Zahlungsbilanz, Wettbewerb,<br />

Arbeitsmarkt, Technologietransfer). Diese Themenbereiche<br />

bilden die Struktur für die folgende Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit dem<br />

Nutzen <strong>der</strong> F&I-Aktivitäten von MNU für die <strong>Schweiz</strong>.<br />

2.2.2 Auswirkungen <strong>der</strong> F&I-Aktivitäten von MNU auf die<br />

Zahlungsbilanz<br />

Auswirkungen <strong>der</strong> Aktivitäten von MNU auf die Zahlungsbilanz<br />

e<strong>in</strong>er Volkswirtschaft hängen von e<strong>in</strong>er Reihe Faktoren <strong>der</strong> Volkswirtschaft<br />

ab <strong>und</strong> liegen mehrheitlich ausserhalb <strong>der</strong> Kon-trolle<br />

des e<strong>in</strong>zelnen Unternehmens (Dunn<strong>in</strong>g & L<strong>und</strong>an, 2008). In <strong>der</strong><br />

<strong>Schweiz</strong> s<strong>in</strong>d MNU für bis zu 36% des Brutto<strong>in</strong>landsproduktes<br />

direkt verantwortlich, wovon bis zu 22% auf <strong>Schweiz</strong>er <strong>und</strong> bis<br />

zu 14% auf ausländische MNU fallen (Abbildung C 2.3; Naville et<br />

al., 2012). Alle<strong>in</strong> die 20 F&I-<strong>in</strong>tensivsten <strong>Schweiz</strong>er MNU erwirtschaften<br />

etwa 4,7% des BIP <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> (26 000 Mio. CHF; BAK-<br />

BASEL, 2013). Darüber h<strong>in</strong>aus s<strong>in</strong>d MNU <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> für bis zu<br />

29% <strong>der</strong> Arbeitsplätze direkt verantwortlich, von denen bis zu<br />

18% auf <strong>Schweiz</strong>er <strong>und</strong> bis zu 11% auf ausländische MNU entfallen<br />

(Abbildung C 2.3; Naville et al., 2012). Dabei beschäftigen<br />

die 20 F&I-<strong>in</strong>tensivsten <strong>Schweiz</strong>er MNU <strong>in</strong>sgesamt etwa 80 300<br />

Mitarbeitende (Vollzeitäquivalente; BAKBASEL, 2013).<br />

<strong>Schweiz</strong>er Unternehmen s<strong>in</strong>d dabei massgeblich für die F&E-<br />

Aufwendungen verantwortlich. Im Jahr 2012 betrug <strong>der</strong> Anteil<br />

<strong>der</strong> F&E-Aufwendungen ausländischer Filialen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> (<strong>in</strong>-<br />

Abbildung C 2.3: Schätzung <strong>der</strong> volkswirtschaftlichen<br />

Bedeutung <strong>der</strong> mult<strong>in</strong>ationalen Unternehmen für die<br />

<strong>Schweiz</strong>, 2013<br />

Anteil an <strong>der</strong> volkswirtschaftlichen Bruttowertschöpfung<br />

16 bis 36%<br />

<strong>in</strong> % des BIP<br />

Anteil an den Gesamtbeschäftigten 11 bis 29%<br />

Anteil an den Unternehmenssteuern (direkte Steuern) 35 bis 42%<br />

Abbildung C 2.4: Anteil <strong>der</strong> Hightech-Exporte an den gesamten<br />

Fertigungswarenexporten<br />

2003 2013<br />

<strong>Schweiz</strong> 25% 27%<br />

USA 30% 18%<br />

S<strong>in</strong>gapur 57% 47%<br />

Deutschland 17% 16%<br />

Frankreich 20% 26%<br />

Vere<strong>in</strong>igtes Königreich 26% 8%<br />

Quelle: Weltbank<br />

ward BERD) im Verhältnis zu den Gesamtaufwendungen für F&E<br />

am Standort <strong>Schweiz</strong> (total BERD) lediglich 20%, was im Vergleich<br />

zu an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n eher ger<strong>in</strong>g ist (Abbildung C 2.1).<br />

Bei <strong>der</strong> Betrachtung des Anteils Hightech-Exporte an den Fertigungswarenexporten<br />

weist die <strong>Schweiz</strong> e<strong>in</strong>en durchschnittlichen,<br />

aber stabilen Wert auf (Abbildung C 2.4).<br />

2.2.3 Auswirkungen <strong>der</strong> F&I-Aktivitäten von MNU auf<br />

den Wettbewerb<br />

Der verstärkte Wettbewerb durch Aktivitäten ausländischer MNU<br />

kann sowohl e<strong>in</strong>en positiven als auch e<strong>in</strong>en negativen E<strong>in</strong>fluss auf<br />

lokale Unternehmen haben.<br />

• Der E<strong>in</strong>fluss kann positiv se<strong>in</strong>, wenn das MNU Anreize für lokale<br />

Unternehmen schafft, die eigenen Produkte o<strong>der</strong> Prozesse zu<br />

verbessern, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e wenn lokale Unternehmen zusätzlich<br />

zum Wettbewerb von e<strong>in</strong>em Technologie- o<strong>der</strong> Wissenstransfer<br />

profitieren können.<br />

• E<strong>in</strong> E<strong>in</strong>fluss negativer Art kann entstehen, wenn lokale Unternehmen<br />

nicht dazu <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage s<strong>in</strong>d, erfor<strong>der</strong>liche Investitionen<br />

zu tätigen o<strong>der</strong> nicht von Wissens- o<strong>der</strong> Technologietransfers<br />

profitieren können <strong>und</strong> sich <strong>der</strong> Konkurrenz mit dem MNU stellen<br />

müssen (Dunn<strong>in</strong>g & L<strong>und</strong>an, 2008).<br />

<strong>Schweiz</strong>er KMU kooperieren bei F&I-Aktivitäten oft mit MNU: 27%<br />

<strong>der</strong> im Rahmen von Studie 1 (Teil C) befragten KMU geben an, mit<br />

MNU zu kooperieren, dabei leicht häufiger mit ausländischen als<br />

mit <strong>Schweiz</strong>er MNU. Aus den Interviews mit KMU geht hervor,<br />

dass das Aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong>treffen mit MNU für diese sehr för<strong>der</strong>lich se<strong>in</strong><br />

kann: MNU, die bewusst <strong>in</strong> Hochlohnlän<strong>der</strong> <strong>in</strong>vestieren, setzen<br />

häufig zukunftsorientierte Schwerpunktthemen, die e<strong>in</strong>e Sogwirkung<br />

für KMU haben können. Die Kooperationen erlauben es den<br />

KMU <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e als Zulieferer hochspezialisierter Komponenten,<br />

Nischenmärkte durch die Integration ihrer Aktivitäten <strong>in</strong> die Wertschöpfungskette<br />

von MNU zu erreichen <strong>und</strong> so Skaleneffekte<br />

durch Umsatzsteigerungen zu erzielen. Viele <strong>Schweiz</strong>er KMU konnten<br />

sich durch die Kooperation mit MNU zu Hidden Champions 4<br />

entwickeln <strong>und</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Nische e<strong>in</strong>e führende Position im Weltmarkt<br />

erreichen (Bigler, 2014; Etemad et. al., 2001).<br />

Quelle: B<strong>und</strong>esamt für Statistik BFS (2008, 2015); Hauser et al. (2009); Naville et<br />

al. (2012) <strong>in</strong>: Walser & Bischofberger (2013)<br />

4<br />

Weltmarktführer, welche ausserhalb e<strong>in</strong>er Branche kaum bekannt s<strong>in</strong>d, aber<br />

enorme Wettbewerbspositionen aufgebaut haben.

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