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Forschung und Innovation in der Schweiz 2016

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F&I-Aktivitäten mult<strong>in</strong>ationaler Unternehmen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong><br />

173<br />

In den Erhebungen dieser Studie haben MNU die För<strong>der</strong>ung von<br />

F&E unter allen erhobenen Punkten als am wenigsten attraktiv<br />

beurteilt (Abbildung C 2.20). Zusätzlich wurde die staatliche För<strong>der</strong>ung,<br />

sei es durch SNF <strong>und</strong> KTI o<strong>der</strong> durch die EU, <strong>in</strong><br />

den Interviews als wichtig für den <strong>Schweiz</strong>er Standort e<strong>in</strong>geschätzt.<br />

(5) Präsenz von Pilotmärkten für Schlüsseltechnologien<br />

Pilotmärkte s<strong>in</strong>d mehr <strong>und</strong> mehr Treiber für die Lokalisierung<br />

von F&I-Aktivitäten (von Zedtwitz & Gassmann, 2002). Durch öffentliche<br />

Aufträge können Regierungen diesbezüglich Anreize<br />

schaffen (Guimón, 2011), jedoch s<strong>in</strong>d dies vor allem Strategien,<br />

welche aufholende Volkswirtschaften anwenden (z.B. Südkorea).<br />

Die Gefahr von wettbewerbsverzerrenden Subventionen ist hoch.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus spielen die Grösse <strong>der</strong> Volkswirtschaft <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

jeweilige Heimmarkt e<strong>in</strong>e Rolle für die Umsetzbarkeit dieser Strategien.<br />

(6) Schutzrechte geistigen Eigentums<br />

Starke Rechte zum Schutz geistigen Eigentums <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e gute<br />

Durchsetzbarkeit des Schutzes werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Literatur als wichtige,<br />

von <strong>der</strong> Politik bee<strong>in</strong>flussbare Standortfaktoren <strong>in</strong> Bezug auf die<br />

Lokalisierung von F&I-Aktivitäten genannt (Guimón, 2011). Die<br />

<strong>Schweiz</strong> ist diesbezüglich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er guten Position, sowohl <strong>der</strong> Zugang<br />

zu Schutz als auch die Durchsetzung von Rechten an geistigem<br />

Eigentum wurden als gut bewertet (Abbildung C 2.21). Unterstützt<br />

wird dies durch die Erkenntnisse aus den Interviews: die<br />

im Vergleich zu an<strong>der</strong>en Staaten <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> nicht vorhandene<br />

Prüfung nationaler Patente auf Neuheit <strong>und</strong> auf erf<strong>in</strong><strong>der</strong>ische Tätigkeit<br />

stellt für ke<strong>in</strong>es <strong>der</strong> <strong>in</strong>terviewten Unternehmen e<strong>in</strong> Problem<br />

dar.<br />

Um ausländische Direkt<strong>in</strong>vestitionen <strong>in</strong> <strong>Forschung</strong> <strong>und</strong> <strong>Innovation</strong><br />

zu för<strong>der</strong>n, sollte die Politik gemäss Guimón (2011) die<br />

Sichtbarkeit <strong>der</strong> beschriebenen Treiber für <strong>in</strong>vestierende Unternehmen<br />

verbessern <strong>und</strong> Hilfestellungen anbieten, die ausländische<br />

Investitionen <strong>in</strong> lokale F&I-Aktivitäten erleichtern. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />

könnte die Politik durch das Anbieten von Nachsorge-Services zur<br />

Erneuerung o<strong>der</strong> Ausweitung bestehen<strong>der</strong> F&I-Aktivitäten beitragen.<br />

Derartige Services können beispielsweise die Unterstützung<br />

bei <strong>der</strong> Schaffung von F&I-Kooperationen, die Unterstützung bei<br />

<strong>der</strong> Rekrutierung von Nachwuchs <strong>und</strong> Fachkräften o<strong>der</strong> die Hilfe<br />

bei <strong>der</strong> Bewerbung um staatliche För<strong>der</strong>programme umfassen<br />

(Guimón, 2011; UNCTAD, 2007).<br />

2.5 Zusammenfassung <strong>und</strong> Fazit<br />

Die Internationalisierung wertschöpfen<strong>der</strong> Aktivitäten ist e<strong>in</strong><br />

verbreiteter Trend unter mult<strong>in</strong>ationalen Unternehmen, <strong>der</strong> sich<br />

heute bei Weitem nicht auf Vertriebs- <strong>und</strong> Produktionsaktivitäten<br />

beschränkt, son<strong>der</strong>n ebenfalls <strong>in</strong> Bezug auf F&I-Aktivitäten zu<br />

beobachten ist. Diese Internationalisierung von F&I-Aktivitäten ist<br />

nicht nur aus Unternehmenssicht attraktiv, son<strong>der</strong>n stiftet auch<br />

den Län<strong>der</strong>n Nutzen, <strong>in</strong> denen MNU ihre F&I-Aktivitäten ansiedeln.<br />

Für Volkswirtschaften ist es von hoher Wichtigkeit, e<strong>in</strong>en für MNU<br />

attraktiven F&I-Standort zu bieten, um von <strong>der</strong> Internationalisierung<br />

<strong>der</strong> <strong>Forschung</strong> <strong>und</strong> <strong>Innovation</strong> profitieren zu können. Durch<br />

ihre zentrale Rolle im nationalen F&I-System <strong>und</strong> die Vernetzung<br />

mit verschiedenen Akteuren s<strong>in</strong>d MNU e<strong>in</strong> wichtiger Treiber für die<br />

Wissensdiffusion, -generierung <strong>und</strong> -nutzung <strong>und</strong> somit für <strong>Innovation</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong>. Der Nutzen von F&I-Aktivitäten mult<strong>in</strong>ationaler<br />

Unternehmen für die <strong>Schweiz</strong> besteht dabei unter an<strong>der</strong>em<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em signifikanten Beitrag <strong>der</strong> MNU zu ihrer Wertschöpfung,<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Erhöhung <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit lokaler Unternehmen,<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Schaffung gut bezahlter Arbeitsplätze <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong>, <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> qualitativ hochwertigen Ausbildung von Nachwuchs, <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Stärkung des Hochschulsektors durch Kooperationen <strong>in</strong> <strong>Forschung</strong><br />

<strong>und</strong> Lehre sowie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vernetzung <strong>Schweiz</strong>er Akteure des F&I-<br />

Systems im In- <strong>und</strong> Ausland. MNU wirken somit als Katalysator im<br />

komplexen F&I-System <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong>.<br />

Als die klar wichtigsten Gründe für MNU, F&I-Aktivitäten <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> durchzuführen, kann die Beobachtung <strong>und</strong> Nutzung<br />

lokaler F&I-Potenziale identifiziert werden, massgeblich bee<strong>in</strong>flusst<br />

durch zum ersten den sehr guten Zugang zu hochqualifizierten<br />

Fachkräften <strong>und</strong> zum zweiten die Nähe zu führen<strong>der</strong> <strong>Forschung</strong>,<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e mit <strong>und</strong> im Umfeld <strong>der</strong> ETH Zürich <strong>und</strong> <strong>der</strong> ETH Lausanne.<br />

Die Nähe zu Markt <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Unterstützung lokaler<br />

Produktion s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sgesamt von mittlerer Bedeutung, während die<br />

politischen Faktoren <strong>in</strong>sgesamt von ger<strong>in</strong>gerer Wichtigkeit s<strong>in</strong>d. Es<br />

kann jedoch klar festgehalten werden, dass Steuervorteile (e<strong>in</strong>es<br />

<strong>der</strong> Motive dieser Kategorie) e<strong>in</strong> wichtiger Gr<strong>und</strong> für die Lokalisierung<br />

von F&I-Aktivitäten von MNU s<strong>in</strong>d.<br />

E<strong>in</strong>e <strong>der</strong> grössten Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> MNU ist <strong>der</strong> Zugang<br />

zu qualifizierten Fachkräften. Durch die Annahme <strong>der</strong> eidgenössischen<br />

Volks<strong>in</strong>itiative «Gegen Massene<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>ung» im Februar<br />

2014 sehen MNU den für ihre F&I-Aktivitäten äusserst wichtigen<br />

Zugang zu ausländischen Fach- <strong>und</strong> Spitzenkräften als gefährdet<br />

an <strong>und</strong> befürchten, dass ihr Bedarf an F&I-Personal <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zukunft<br />

möglicherweise nicht mehr gedeckt werden könnte. Es ist demzufolge<br />

aus MNU-Sicht von beson<strong>der</strong>er Wichtigkeit, dass bei <strong>der</strong><br />

Umsetzung <strong>der</strong> Initiative e<strong>in</strong>e für die F&I-Landschaft verträgliche<br />

Lösung gef<strong>und</strong>en wird, die den Zugang zu den zw<strong>in</strong>gend benötigten<br />

Fachkräften nicht e<strong>in</strong>schränkt.<br />

Zusammengefasst bleibt festzuhalten, dass die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

für F&I-Aktivitäten <strong>der</strong> MNU <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> zwar weiterh<strong>in</strong><br />

gut s<strong>in</strong>d, jedoch die Weltoffenheit sowie e<strong>in</strong>e starke nationale<br />

För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> F&I wegen des stärker werdenden <strong>in</strong>ternationalen<br />

Wettbewerbs sehr wichtig s<strong>in</strong>d.

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