Forschung und Innovation in der Schweiz 2016
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Fachhochschulen als Akteure im schweizerischen<br />
<strong>Forschung</strong>s- <strong>und</strong> <strong>Innovation</strong>ssystem<br />
213<br />
4.4.2 Zweites Ziel: <strong>Forschung</strong> <strong>in</strong> Partnerschaft mit Dritten<br />
Gemäss <strong>der</strong> politischen Zielsetzung soll die <strong>Forschung</strong> an den FH<br />
anwendungsorientiert <strong>und</strong> praxisnah se<strong>in</strong> <strong>und</strong> «<strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel <strong>in</strong><br />
enger Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Praxis o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en <strong>in</strong>teressierten<br />
Kreisen durchgeführt werden» (Fachhochschulverordnung FHSV,<br />
Artikel 7). Faktisch richtet sich aber je<strong>der</strong> Fachbereich aufgr<strong>und</strong><br />
se<strong>in</strong>er Spezifität <strong>in</strong> unterschiedlicher Weise auf die Pole Nutzenorientierung<br />
versus Wissenschaftsorientierung aus (KFH, 2013;<br />
Kiener et al., 2012). Nachfolgend zeigen sich wie<strong>der</strong>um erhebliche<br />
Unterschiede zwischen den Fachbereichen, die verschiedene Anspruchsgruppen<br />
haben <strong>und</strong> <strong>in</strong> unterschiedlich strukturierten Wirtschaftssektoren<br />
agieren.<br />
Überblick<br />
Obwohl e<strong>in</strong>e systematische Übersicht fehlt, belegen zahlreiche Beispiele<br />
aus den Tätigkeitsberichten <strong>der</strong> FH o<strong>der</strong> aus Publikationen<br />
<strong>der</strong> KTI erfolgreiche Kooperationen mit privaten Unternehmen,<br />
NGO <strong>und</strong> staatlichen Stellen. In den Ingenieur-Fachbereichen s<strong>in</strong>d<br />
die Praxispartner oft kle<strong>in</strong>e <strong>und</strong> mittlere Unternehmen (KMU), <strong>in</strong><br />
Wirtschaft zusätzlich auch staatliche <strong>und</strong> halbstaatliche Stellen,<br />
beispielsweise bei <strong>Forschung</strong>sfragen zu Tourismus o<strong>der</strong> Regionalökonomie.<br />
In den weiteren Fachbereichen s<strong>in</strong>d die Praxispartner<br />
meist staatliche Institutionen o<strong>der</strong> NGO (zum Beispiel Soziale<br />
Arbeit, Ges<strong>und</strong>heit), manchmal auch sehr kle<strong>in</strong>e Unternehmen<br />
<strong>der</strong> Privatwirtschaft o<strong>der</strong> freiberuflich Tätige (zum Beispiel <strong>in</strong><br />
Design).<br />
Publikationen, Patente <strong>und</strong> Prestige als Indikatoren<br />
für Erfolg<br />
Zwei oft beigezogene Indikatoren zur Messung von «Erfolg<br />
von <strong>Forschung</strong>» s<strong>in</strong>d bezüglich <strong>der</strong> FH ke<strong>in</strong>e adäquaten Messgrössen.<br />
Das im Kontext <strong>der</strong> UH übliche Indikatorenset «Anzahl<br />
Publikationen <strong>und</strong> Zitationen» eignet sich nicht. Gr<strong>und</strong><br />
dafür ist, dass die aF&E nicht <strong>in</strong> das Publikationsschema <strong>der</strong><br />
wissenschaftlichen Fachzeitschriften passt. Zum e<strong>in</strong>en verfügt<br />
das forschende Personal an FH kaum über Ressourcen für<br />
diese Art von Verwertung <strong>der</strong> <strong>Forschung</strong>sresultate. Zum an<strong>der</strong>n<br />
s<strong>in</strong>d diese Indikatoren für die Forschenden <strong>in</strong> den Ingenieur-Bereichen<br />
ke<strong>in</strong> relevantes Erfolgskriterium. Dies auch<br />
angesichts <strong>der</strong> Tatsache, dass <strong>in</strong> diesem Bereich die Resultate<br />
<strong>der</strong> <strong>Forschung</strong> mit Projektpartnern oft <strong>der</strong> Geheimhaltungspflicht<br />
unterliegen. Aus diesem letztgenannten Gr<strong>und</strong> ist auch<br />
die Anzahl Patente ke<strong>in</strong> geeigneter Indikator. Erfolgskriterien<br />
s<strong>in</strong>d hier eher das Volumen akquirierter Drittmittel, die Anzahl<br />
erfolgreicher Projektpartnerschaften <strong>und</strong> die Passung <strong>der</strong> Absolvent<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> Absolventen zu den Anfor<strong>der</strong>ungen des<br />
Arbeitsmarktes. In Fachbereichen, die sich stärker auf Gr<strong>und</strong>lagenforschung<br />
ausrichten, s<strong>in</strong>d Publikationen h<strong>in</strong>gegen<br />
durchaus von Bedeutung, beispielsweise <strong>in</strong> Sozialer Arbeit. In<br />
Musik, Theater <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en Künsten bedeutet Erfolg eher<br />
Status <strong>und</strong> Prestige. Die Erfolgskriterien s<strong>in</strong>d somit je nach<br />
Ausrichtung <strong>der</strong> Fachbereiche unterschiedlich.<br />
Abbildung C 4.13: KTI-Beiträge für aF&E an die FH, nach Fachbereich, <strong>in</strong> Mio. CHF <strong>und</strong> <strong>in</strong> Prozent <strong>der</strong> Erlöse<br />
aus Drittmitteln, 2013<br />
Ges<strong>und</strong>heit 2%<br />
Angewandte Psychologie<br />
Soziale Arbeit<br />
Angewandte L<strong>in</strong>guistik<br />
Musik, Theater <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Künste<br />
Design<br />
13%<br />
2%<br />
0%<br />
3%<br />
32%<br />
Wirtschaft <strong>und</strong> Dienstleistungen<br />
21%<br />
Land- <strong>und</strong> Forstwirtschaft<br />
13%<br />
Chemie <strong>und</strong> Life Sciences<br />
25%<br />
Technik <strong>und</strong> IT<br />
41%<br />
Architektur, Bau, Planung<br />
22%<br />
0 10 20 30 40 50<br />
Lesebeispiel: Im Fachbereich Design stammen 32% des Erlöse aus Drittmitteln von <strong>der</strong> KTI<br />
Quelle: SBFI