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Forschung und Innovation in der Schweiz 2016

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162 <strong>Forschung</strong> <strong>und</strong> <strong>Innovation</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> <strong>2016</strong><br />

2.2.4 Auswirkungen <strong>der</strong> F&I-Aktivitäten von MNU auf<br />

Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung<br />

<strong>Schweiz</strong>er MNU engagieren sich nach eigener E<strong>in</strong>schätzung <strong>in</strong><br />

den meisten Bereichen <strong>der</strong> Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung stärker als<br />

ausländische MNU, so beim Anbieten von Lehrstellen, bei <strong>der</strong> Kooperation<br />

mit Fachhochschulen, Universitäten <strong>und</strong> ETH sowie <strong>in</strong><br />

Bezug auf die Verbesserung <strong>der</strong> F&E-Infrastruktur. Bei <strong>der</strong> Befragung<br />

<strong>Schweiz</strong>er sowie ausländischer MNU zeigen die Antworten<br />

<strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong>er MNU <strong>in</strong> Bezug auf diese Bereiche deutlich höhere<br />

Durchschnittswerte. Bei <strong>der</strong> Involvierung <strong>in</strong> regionale Industrie<strong>und</strong><br />

<strong>Forschung</strong>sverbände berichten die <strong>Schweiz</strong>er MNU e<strong>in</strong> leicht<br />

höheres Engagement (leicht höhere Durchschnittswerte). Bei <strong>der</strong><br />

Weiterbildung <strong>der</strong> Mitarbeitenden weist die Eigene<strong>in</strong>schätzung<br />

<strong>der</strong> Unternehmen allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong> etwas höheres Engagement <strong>der</strong><br />

ausländischen MNU aus (leicht höhere Durchschnittswerte auf<br />

Seiten <strong>der</strong> ausländischen MNU, Abbildung C 2.5).<br />

Die Ergebnisse zeichnen e<strong>in</strong> po<strong>in</strong>tierteres Bild als frühere Studien<br />

(Mühlemann, 2013) <strong>und</strong> als die für diese Studie durchgeführten<br />

Tiefen<strong>in</strong>terviews, aus denen ke<strong>in</strong>e H<strong>in</strong>weise auf Unterschiede<br />

zwischen <strong>Schweiz</strong>er <strong>und</strong> ausländischen MNU hervorgehen. Jedoch<br />

hat sich <strong>in</strong> den Interviews gezeigt, dass die Wissens<strong>in</strong>tensität <strong>der</strong><br />

ausgeführten Tätigkeiten e<strong>in</strong>en stärkeren E<strong>in</strong>fluss auf das Anbieten<br />

von Lehrstellen hat als die nationale Herkunft des Unternehmens:<br />

Bei e<strong>in</strong>em starken Fokus auf F&I-Aktivitäten, was bei ausländischen<br />

MNU <strong>in</strong> den Interviews eher <strong>der</strong> Fall war als bei <strong>Schweiz</strong>er MNU,<br />

repräsentieren Angestellte mit Hochschulabschluss e<strong>in</strong>en grösseren<br />

Teil <strong>der</strong> Belegschaft. Hierdurch s<strong>in</strong>kt die Bedeutung von Lehrstellen<br />

für das betreffende Unternehmen.<br />

Die Befragung <strong>Schweiz</strong>er KMU zum Mehrwert <strong>der</strong> F&I-Aktivitäten<br />

von MNU für KMU zeigt, dass MNU aus Sicht vieler KMU<br />

durch ihr Engagement <strong>in</strong> Ausbildung, Weiterbildung, Hochschulkooperationen<br />

sowie regionales Engagement e<strong>in</strong>en Mehrwert für<br />

<strong>der</strong>en F&I-Aktivitäten stiften, wenn auch <strong>in</strong> den meisten Fällen<br />

nur <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gem bis mittlerem Ausmass (Abbildung C 2.6). Etwa<br />

e<strong>in</strong> Drittel <strong>der</strong> KMU erkennt dagegen ke<strong>in</strong>en Mehrwert durch das<br />

Engagement von MNU.<br />

MNU s<strong>in</strong>d qualitativ <strong>und</strong> quantitativ für e<strong>in</strong>en grossen Teil <strong>der</strong><br />

Hochschulkooperationen verantwortlich. Insbeson<strong>der</strong>e die forschungsorientierten<br />

Aktivitäten von Unternehmen an Hochschulen<br />

werden durch MNU dom<strong>in</strong>iert. So wirken an <strong>der</strong> ETH Zürich <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> ETH Lausanne MNU seit Jahren als Partner, welche für den<br />

weitaus grössten Teil <strong>der</strong> privatwirtschaftlichen Drittmittel <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Forschung</strong> verantwortlich s<strong>in</strong>d. Auch an <strong>der</strong> Universität St. Gallen<br />

wurden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vergangenheit zahlreiche <strong>Forschung</strong>se<strong>in</strong>heiten von<br />

MNU e<strong>in</strong>gerichtet, wie das SAP Lab, Audi Lab, Hilti Lab <strong>und</strong> Bosch<br />

Lab.<br />

Der Vorteil solcher <strong>Forschung</strong>se<strong>in</strong>heiten, welche typischerweise<br />

von MNU mit h<strong>in</strong>reichend Ressourcen <strong>und</strong> eigenem <strong>Forschung</strong>s<strong>in</strong>teresse<br />

unterstützt werden, liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Langfristigkeit <strong>und</strong> <strong>Forschung</strong>sorientierung.<br />

Im Gegensatz zu klassischer Auftragsforschung<br />

<strong>und</strong> -entwicklung, welche für KMU typisch ist, begünstigen<br />

Ausbildung von Nachwuchs <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>Schweiz</strong>er MNU:<br />

Fallbeispiel Bühler AG<br />

Das <strong>in</strong>ternational tätige <strong>Schweiz</strong>er Familienunternehmen Bühler<br />

AG beschäftigt etwa e<strong>in</strong>en Viertel se<strong>in</strong>er mehr als 10 000<br />

Mitarbeitenden <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong>. Die Gruppe <strong>der</strong> Lernenden<br />

macht mit 560 Lernenden (Stand Ende 2013) dabei e<strong>in</strong>en beachtlichen<br />

Anteil an <strong>der</strong> Belegschaft aus. Bis heute hat Bühler<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er über 100-jährigen Geschichte mehr als 7 500 Lernende<br />

ausgebildet. Das Ausbildungsprogramm von Bühler wurde<br />

bereits mehrfach prämiert, <strong>in</strong> den letzten Jahren massgeblich<br />

<strong>in</strong> Bezug auf se<strong>in</strong> <strong>in</strong>novatives Angebot von Auslande<strong>in</strong>sätzen<br />

für Lernende: Seit 2008 können Lernende <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> e<strong>in</strong><br />

mehrmonatiges Auslande<strong>in</strong>satzprogramm an <strong>in</strong>ternationalen<br />

Standorten absolvieren. Für dieses Programm wurde Bühler im<br />

Jahr 2010 von <strong>der</strong> Stiftung Enterprise <strong>und</strong> dem Eidgenössischen<br />

Hochschul<strong>in</strong>stitut für Berufsbildung (EHB) ausgezeichnet<br />

<strong>und</strong> hat im Januar 2012 den Award zur Idee des Monats von<br />

IDEE-SUISSE <strong>und</strong> gleichzeitig die Nom<strong>in</strong>ierung zum Creativity<br />

Award 2011 / 2012 erhalten. Damit die Lernenden auch während<br />

ihrer Zeit im Ausland Zugang zum Schulstoff haben, entwickelte<br />

Bühler dieses Konzept <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit dem<br />

Berufs- <strong>und</strong> Weiterbildungszentrum Wil-Uzwil im Rahmen des<br />

Projekts ClassUnlimited weiter. Heute wird <strong>der</strong> Berufsfachschulunterricht<br />

per Video als virtuelles Klassenzimmer auf zwei<br />

Grossbildschirme am jeweiligen Standort im Ausland übertragen.<br />

Für dieses Konzept wurde Bühler im Jahr 2014 mit<br />

dem Leonardo European Corporate Learn<strong>in</strong>g Award ausgezeichnet<br />

(Quellen: Interviews, Medien, Homepage).<br />

Erfolgreiche Kooperationen zwischen mult<strong>in</strong>ationalen<br />

Unternehmen <strong>und</strong> Hochschulen: Fallbeispiel des Bosch<br />

Internet of Th<strong>in</strong>gs and Services Lab an <strong>der</strong> Universität<br />

St.Gallen<br />

Das Bosch IoT Lab, e<strong>in</strong>e langfristige Kooperation mit <strong>der</strong> Universität<br />

St.Gallen, gegründet 2012, ist e<strong>in</strong> Labor für Geschäfts<strong>in</strong>novationen<br />

r<strong>und</strong> um das Internet <strong>der</strong> D<strong>in</strong>ge, an dem acht<br />

Doktoranden <strong>und</strong> je e<strong>in</strong> wissenschaftlicher <strong>und</strong> operativer<br />

Leiter forschen mit dem Ziel, neue Geschäftschancen im Umfeld<br />

des Internet <strong>der</strong> D<strong>in</strong>ge frühzeitig zu erkennen <strong>und</strong> umzusetzen.<br />

Die <strong>Forschung</strong> am Bosch IoT Lab erfolgt dabei zum<br />

e<strong>in</strong>en horizontal zum Thema Geschäftsmodelle <strong>und</strong> Technologien<br />

für das Internet <strong>der</strong> D<strong>in</strong>ge <strong>und</strong> zum an<strong>der</strong>en vertikal <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Form praxisnaher Anwendungsprojekte. E<strong>in</strong> zentraler<br />

Aspekt des Bosch IoT Lab ist die Veröffentlichung <strong>der</strong> <strong>Forschung</strong>sergebnisse.<br />

Bisher mündeten die Arbeiten <strong>in</strong> 32 Publikationen<br />

auf <strong>in</strong>ternationalen Konferenzen o<strong>der</strong> <strong>in</strong> Fachzeitschriften.<br />

Neben <strong>der</strong> wissenschaftlichen Ebene verfolgen die<br />

Anwendungsprojekte das klare Ziel <strong>der</strong> Kommerzialisierung,<br />

entwe<strong>der</strong> <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Bosch-Gruppe o<strong>der</strong> extern als Startup.<br />

Dass letztere sehr erfolgreich se<strong>in</strong> können, zeigt das Beispiel<br />

des Start-ups Comfy, das 2014 sowohl den AXA <strong>Innovation</strong><br />

Award als auch den Be.Project Award von Bear<strong>in</strong>g Po<strong>in</strong>t<br />

gew<strong>in</strong>nen konnte <strong>und</strong> darüber h<strong>in</strong>aus zu den F<strong>in</strong>alisten von<br />

Venture Kick <strong>und</strong> dem Pionierpreis 2015 gehörte (Quellen:<br />

Interviews, Dokumentenanalyse, Medien, Websites).

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