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ALLGÄU ALTERNATIV Sommerausgabe 2016

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Interview<br />

Blaue Briefe vom Holzforum<br />

Hugo Wirthensohn mahnt Chefetagen<br />

Hugo Wirthensohn, 1. Vorstand bei Holzforum Allgäu e.V., ist ein rühriger Protagonist für<br />

die Nutzung des heimischen Waldes. Das Holzforum, dem Waldbesitzer, Säger, Zimmerer,<br />

Schreiner und Holzbaufirmen angehören, setzt sich für Nachhaltigkeit und kurze Wege<br />

ein – das bedeutet unter anderem, dass es ein Auge darauf hat, dass mit dem Material<br />

aus heimischen Wäldern auch gebaut wird – nicht nur bei privaten Einfamilien häusern,<br />

sondern ebenso im öffentlichen Bereich. Und da hatte Hugo Wirthensohn in letzter<br />

Zeit wohl Grund zur Klage. allgäu<strong>ALTERNATIV</strong> hat mit ihm darüber gesprochen.<br />

Ein Mahner in Sachen Holz<br />

und Holzbau: der Vorsitzende<br />

des Holzforums Allgäu e.V.,<br />

Hugo Wirthensohn<br />

Fotos: Peter Elgaß<br />

allgäu<strong>ALTERNATIV</strong>: Herr Wirthensohn, die<br />

Sparkasse Allgäu und der Kemptener Oberbürger -<br />

meister haben von Ihnen »blaue Briefe« bekommen.<br />

Was war der Grund dafür?<br />

Wirthensohn: Es geht um die Vernachlässigung<br />

von Holz in aktuellen Bauprojekten. Es scheint, als ob<br />

sowohl bei den Entscheidern in den Chefetagen als<br />

auch bei den Stararchitekten offenbar noch nicht angekommen<br />

ist, dass der Baustoff Holz gerade mit großem<br />

Erfolg bei Geschäfts- und Gewerbebauten zurückkehrt.<br />

Glas und Beton dominieren momentan<br />

vielerorts das Stadtbild – so leider auch beim Neubau<br />

der Sparkasse in Kempten. London, Oslo, Vancouver<br />

– immer mehr Metropolen schmücken sich mit modernen<br />

Holzhochhäusern. In Mailand sind gerade vier<br />

Neungeschosser fertig geworden – komplett aus Holz.<br />

Nur hier im Allgäu wird scheinbar noch geschlafen,<br />

und das auf Kosten der regionalen Wirtschaft und<br />

eines regionalen, CO 2 -neutralen und nachwachsenden<br />

Rohstoffes. Wenn wir dann auch noch von einem<br />

der Sparkassen-Verwaltungsräte, der Vorstand im<br />

Holzforum ist, erfahren, dass nicht einmal innovative<br />

Fassaden aus Holz in Betracht gezogen wurden, kommen<br />

bei uns schon Zweifel auf, ob der Regionalgedanke<br />

und die Innovationsbereitschaft der Sparkasse Allgäu<br />

wirklich gelebt werden oder nur Plattitüden sind.<br />

Die Sparkassenvorstände haben allerdings auf den<br />

Brief reagiert und uns zu einem Gespräch eingeladen.<br />

Dabei wurde erklärt, dass die Entscheidung für den<br />

Neubau des Sparkassenhauptsitzes schon vor mehreren<br />

Jahren gefallen ist und zu dieser Zeit Holz leider<br />

noch nicht im Fokus war.<br />

Wir vermuten, aus dem gleichen Grund haben<br />

Sie dem Kemptener Oberbürgermeister Thomas<br />

Kiechle geschrieben?<br />

Ja. In der letzten Ausgabe von allgäuALTERNA-<br />

TIV hat OB Kiechle betont, dass Stadtrat und Stadtverwaltung<br />

gezielt Klimaschutzmaßnahmen und Projekte<br />

angehen, um den Energieverbrauch zu senken<br />

und CO 2 -Emissionen zu reduzieren. Dafür wurde<br />

Kempten sogar mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis<br />

ausgezeichnet. Wir vom Holzforum sind der<br />

Meinung, dass im neuen Baugebiet »An der Halde-<br />

Nord« beides wunderbar durch den Einsatz von Holz<br />

erreicht werden kann.<br />

Haben Sie weitere »blaue Briefe« im Köcher, oder<br />

waren die beiden Kemptener Adressen die einzigen,<br />

die eine Mahnung vom Holzforum bekommen haben?<br />

Natürlich werden wir auch weiterhin die Augen<br />

offen halten und uns für den Einsatz von Holz stark<br />

machen. Gerade bei der öffentlichen Hand oder bei<br />

Verbänden ist es in Bauentscheidungen oft ausschlaggebend,<br />

welcher Planer beauftragt wird. Ist dieser offen<br />

für Holz, hat Holz auch eine Chance. Ist er oder<br />

sie es nicht, kommt Holz maximal als Dachstuhl zum<br />

Einsatz. Es heißt immer: Wer zahlt, bestimmt. Unsere<br />

Erfahrungen aber zeigen, dass dies sehr oft nicht der<br />

Fall ist, weil sich der Laie auf die Fachaussagen der Planer<br />

verlässt. Da bleibt nur eine Lösung: Wenn sich der<br />

Bauherr Holz als Baustoff vorstellen kann, sollte er<br />

darauf achten, welchen Planer er auswählt.<br />

Die meisten Menschen verbinden mit Holz zunächst<br />

Tische, Stühle und Inneneinrichtung. Holzschuppen,<br />

Blockhütten und Gartenhäuser aus Holz –<br />

das kennen viele. Aber moderne Häuser oder gar öffentliche<br />

Gebäude aus Holz wie das grüne Zentrum in<br />

Immenstadt – das ist für Normalbürger oft nicht vorstellbar.<br />

Warum, denken Sie, ist das so?<br />

Das betrifft nicht nur die Normalbürger, sondern<br />

auch und vor allem Entscheidungsträger der öffentlichen<br />

Hand oder größerer Firmen oder Institutionen.<br />

Diese wollen wir sensibilisieren, dass mit Holz ein hervorragender,<br />

traditioneller und moderner Baustoff vor<br />

46<br />

allgäu<strong>ALTERNATIV</strong>

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