ALLGÄU ALTERNATIV Sommerausgabe 2016
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Wasserkraft<br />
Der Horizontalrechen am<br />
Kanaleingang bewahrt die<br />
Fische davor, in den Kanal<br />
zu schwimmen<br />
Wangen<br />
Eine Stadt investiert in Anlagen<br />
Die Stadt Wangen im Allgäu ist aus der Tradition heraus eng mit der Wasserkraft<br />
verbunden. Bereits im Mittelalter wurde das kühle Nass in Mühlen, Stampfen,<br />
Sägen und Schmieden intensiv genutzt. An der Argen existieren bis heute mehrere<br />
Wasserkraftwerke, und drei von ihnen sind Eigentum der Stadt. Darüber<br />
hinaus wurde noch ein neues gebaut.<br />
Bereits seit langer Zeit spielt die Wasserkraft in<br />
der Stadt Wangen im Allgäu eine große und<br />
wichtige Rolle, doch das, was in den letzten<br />
Jahren dort geschehen ist, hat so wohl niemand erwartet,<br />
es ist vielleicht einzigartig in Deutschland. Im Jahr<br />
2009 kaufte die Stadt Wangen das Wasserkraftwerk T<br />
8 auf dem ehemaligen Gelände der ERBA-Spinnerei.<br />
Diese musste 1992 nach rund 130 Jahren den Betrieb<br />
einstellen, doch das werkseigene Wasserkraftwerk lief<br />
weiter. Der Erwerb des Kraftwerkes war dann Auslöser<br />
für die Gründung des Eigenbetriebes Stadtwerke, der<br />
in den Jahren 2013 und 2014 das Kraftwerk modernisierte.<br />
Im Zuge dessen wurde die alte Technik von<br />
1948 durch moderne und effiziente ersetzt. Es folgte<br />
der Einbau einer neuen doppeltgeregelten, Kaplan-<br />
Turbine in den alten Wellenschacht. Des Weiteren<br />
wurde ein permanentmagnet-erregter Generator installiert,<br />
der fast 98 Prozent Wirkungsgrad bringt und<br />
dabei vergleichsweise leise vor sich hin arbeitet. Die<br />
alten Maschinenteile des Werkes sollen erhalten bleiben<br />
und spätestens zur Landesgartenschau 2024 ausgestellt<br />
werden. Dazu soll über der neuen Technik im<br />
Untergeschoss ein Glasboden eingelassen werden, auf<br />
dem dann Teile der alten Turbine stehen werden. So<br />
können Besucher die alte und neue Technik auf einen<br />
Blick erfassen.<br />
Keine Gefahr für Fische<br />
Brachte das Wasserkraftwerk vor der Modernisierung<br />
etwa 1,0 bis 1,8 Millionen Kilowattstunden pro<br />
Jahr, sind es danach rechnerisch mindestens 1,7 Millionen.<br />
Beachtlich ist das Nutzgefälle des Kraftwerkes<br />
von fast zehn Metern. Der aufmerksame Leser wird<br />
sich nun fragen, wie Fische das Gefälle überwinden<br />
sollen beziehungsweise, wie es mit der ökologischen<br />
Durchgängigkeit aussieht. Die Antwort darauf ist<br />
ziemlich simpel: Niemand muss sich um die kleinen<br />
Flussbewohner sorgen, denn die kommen gar nicht<br />
erst in die Nähe des Wasserkraftwerkes. Das T 8 wird<br />
durch einen Kanal mit Wasser versorgt, der sich von<br />
der Argeninsel bis nach Niederwangen erstreckt. Am<br />
Ausleitungswehr, auch Argenwehr genannt, entstand<br />
ein im Vorgriff auf die 2024 in Wangen stattfindende<br />
Landesgartenschau sehr großzügig gestaltetes Umgehungsgewässer<br />
für Fische. Durch einen Horizontalrechen<br />
am Kanaleinlauf werden die Fische gleich umge-<br />
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