Die forstlichen Wuchsgebiete Österreichs Eine - BFW
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gabe. Gleichzeitig ist die Wuchsgebietsgliederung die<br />
hierarchisch höchste Klassifizierung von Waldstandorten<br />
etwa im Rahmen einer Standortskartierung und<br />
kann gewissermaßen als ein erster, leichter realisierbarer<br />
Schritt zu einer solchen gesehen werden.<br />
<strong>Eine</strong> der bekanntesten Anwendungen der Wuchsgebietseinteilung<br />
ist die Abgrenzung von Herkunftsgebieten<br />
für forstliches Vermehrungsgut (Saat- und<br />
Pflanzgut). Bei der Anlage von Kulturen ist die Auswahl<br />
der geeigneten “Herkunft”, also von Pflanzgut jener<br />
Standortsrassen oder Ökotypen, welche an die lokalen<br />
Wuchsbedingungen am besten angepaßt sind, eine<br />
der wichtigsten Weichenstellungen für die Entwicklung<br />
und Funktionsfähigkeit des künftigen Bestandes.<br />
Das Gleiche gilt in noch vermehrtem Maße für die<br />
Auswahl geeigneter, standortstauglicher Baumarten<br />
an sich. Innerhalb eines <strong>Wuchsgebiete</strong>s herrschen auf<br />
vergleichbaren Standorten ähnliche waldbauliche Bedingungen.<br />
Daher können auch alle waldbaulichen<br />
Erfahrungen und Versuchsergebnisse auf korrespondierende<br />
Behandlungseinheiten übertragen werden.<br />
Neben diesen traditionellen <strong>forstlichen</strong> Anwendungen<br />
sind <strong>Wuchsgebiete</strong> die notwendige Bezugsbasis<br />
für jede regionale Beschreibung von Waldökosystemen<br />
bzw. des natürlichen Produktionspotentials sowie<br />
für die Klassifizierung im Rahmen der vielfältigen<br />
forststatistischen Inventuren, <strong>forstlichen</strong> Planungen,<br />
Monitoringnetze, Boden- und Walderhebungen. In<br />
zunehmendem Maße kommen Fragen der allgemeinen<br />
Landes- und Umweltplanung, Landschaftsökologie<br />
und Landespflege hinzu. <strong>Wuchsgebiete</strong> bieten<br />
den naturräumlichen Rahmen für sämtliche landeskulturellen<br />
und raumplanerischen Fragen, die sich<br />
mit dem Wald befassen, für die Zuordnung aller Objekte<br />
des Natur- und Umweltschutzes, Umweltstatistik,<br />
Biotopkartierung usw.<br />
Ausgangslage<br />
FBVA-Berichte 82<br />
Zur Zeit bestehen einige naturräumliche Gliederungen<br />
der Waldgebiete <strong>Österreichs</strong> nebeneinander:<br />
<strong>Die</strong> älteste davon, die “<strong>Wuchsgebiete</strong> des österreichischen<br />
Waldes” nach TSCHERMAK (1953), stützt<br />
sich neben klimatologischen Überlegungen vor allem<br />
auf die Verbreitung der wichtigsten Baumarten, welche<br />
zu Beginn der Untersuchungen (TSCHERMAK<br />
1929, 1935 a, b, c) noch als weitgehend natürlich angesehen<br />
wurde. <strong>Die</strong> <strong>Wuchsgebiete</strong> TSCHERMAKs (1940<br />
a, b, c, d, 1950, 1953) sind bislang noch Grundlage für<br />
die rechtsverbindliche Herkunftsregelung des <strong>forstlichen</strong><br />
Vermehrungsgutes (627. VO des BM f. L. u. FW,<br />
5.12.1975) und deshalb in der Praxis allgemein eingebürgert,<br />
obwohl sie längst als überholungsbedürftig<br />
angesehen werden.<br />
Aus der Notwendigkeit, diese Wuchs- und Herkunftsgebiete<br />
nach ökologisch-pflanzensoziologischen<br />
Gesichtspunkten neu zu überarbeiten, ist 1971<br />
ein Entwurf zur Gliederung der “Waldgebiete und<br />
Wuchsbezirke <strong>Österreichs</strong>” von H. MAYER in Zusammenarbeit<br />
mit dem Institut für Waldbau der FBVA<br />
(Mitarbeiter: NATHER, ECKHART, RACHOY, ZUKRIGL)<br />
entstanden (MAYER & AL. 1971). <strong>Die</strong>ser Entwurf war<br />
bewußt nur als Diskussionsgrundlage präsentiert<br />
worden, bis “Fortschritte bei der noch unzureichenden<br />
Standortserkundung eine endgültige Fassung zulassen”<br />
(MAYER & AL. 1971). Später ist diese Gliederung<br />
in einem weiteren Rahmen für den gesamten<br />
Ostalpenraum modifiziert worden (MAYER 1974). <strong>Die</strong><br />
Wuchsgebietsgrenzen sind allerdings nur im Maßstab<br />
1:2 Mio skizziert und somit für Erhebungsnetze unzureichend<br />
genau. <strong>Die</strong>se Gliederung findet vor allem<br />
im universitären Bereich Anwendung.<br />
Gleichzeitig wurden am Institut für Standortskunde<br />
der FBVA im Zuge der Standortserkundung und zahlreicher<br />
Beispielskartierungen während der 60er- und<br />
70er-Jahre “Wuchsräume” als übergeordnete Einheiten<br />
erarbeitet (JELEM 1960, JELEM & KILIAN 1972, KILI-<br />
AN 1981). Sie werden unter anderem seit 1970 von der<br />
Österreichischen Forstinventur benutzt.<br />
Neben diesen <strong>forstlichen</strong> Regionalisierungen gibt es<br />
eine sehr ausgereifte räumliche Gliederung für den<br />
landwirtschaftlichen Bereich, die “Landwirtschaftlichen<br />
Kleinproduktionsgebiete” (SCHWACKHÖFER,<br />
1966). Ihr liegen die umfangreichen, parzellenweise<br />
verfügbaren Daten der Bodenschätzung zugrunde.<br />
Allerdings hat sie eine andere Zielsetzung und erfaßt<br />
neben naturräumlichen auch wirtschaftliche und<br />
agrarstrukturelle Kriterien, ist daher nicht unmittelbar<br />
mit den <strong>forstlichen</strong> Gliederungen kompatibel und<br />
für unsere Betrachtungen nicht sehr hilfreich. Dennoch<br />
wird in der nachfolgenden Beschreibung der<br />
<strong>Wuchsgebiete</strong> jeweils die räumliche Entsprechung<br />
auch dieser Kleinproduktionsgebiete gegeben.<br />
Weiters liegen für die Nachbarstaaten Tschechien<br />
(SKALICKY 1988), Slowakei (FUTAK 1966,1984) und<br />
Ungarn (SOO 1964) detaillierte pflanzengeographische<br />
Gliederungen vor. Für Slowenien gibt es eine<br />
Einteilung in Saatgut-Herkunftsgebiete (ZUPANCIC<br />
1993), die auf eine ältere pflanzengeographische Gliederung<br />
(WRABER 1969) zurückgeht. Für die an Österreich<br />
angrenzenden Teile der Schweiz und Italiens<br />
steht dagegen nur die Gliederung von MAYER (1974)<br />
zur Verfügung.