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VOLLES<br />
VERTRAUEN<br />
was mehr Querdrift haben möchte, gebe<br />
ich im Laptop ein, dass im zweiten<br />
Gang die Motorbremswirkung stärker<br />
einsetzen soll. Ich könnte auch den<br />
Gasstoß der Blipperfunktion verkürzen<br />
und die Drehzahl senken. Möchte er,<br />
dass die Maschine stabiler in der Linie<br />
bleibt, nehme ich die Motorbremse<br />
zurück. Das funktioniert für jeden einzelnen<br />
Gang“, erklärt Cedric Mayer,<br />
der Elektronik-Experte des Teams.<br />
Die Traktionskontrolle ist in fünf Positionen<br />
einstellbar, und in jeder Position<br />
gibt es dann noch zehn Unterstufen.<br />
Gang für Gang. „Das ist schon gewaltig,<br />
wie präzise man mit dieser Elektronik<br />
die Maschine auf die einzelnen Streckenabschnitte<br />
abstimmen kann“,<br />
schwärmt Cedric. „Man kann auch die<br />
maximale Drehzahl in allen Gängen gesondert<br />
verschieben, um sich zum Beispiel<br />
einen Schaltvorgang zu ersparen.<br />
Selbstverständlich ist es enorm wichtig,<br />
dass der Fahrer die feinen Nuancen<br />
im Fahrverhalten spürt und ein klares<br />
Feedback gibt, aber die Handhabung<br />
des Tools ist keine Hexerei. Die Kit-<br />
Elektronik ist zwar sehr umfangreich,<br />
aber auch sehr logisch aufgebaut.“<br />
Zusätzlich wird ein 2D-Datarecording<br />
eingesetzt, um neben den Aussagen<br />
des Fahrers auch empirisch erhobene<br />
Fakten zu bekommen.<br />
Nicht unterschätzt werden darf,<br />
dass die <strong>2016</strong>er-Kit-ECU, die man als<br />
digitale Wunderwaffe bezeichnen darf,<br />
nach sehr vielen Kilometern im Renntempo<br />
verlangt. Der Begriff „Abstimmungsarbeit“<br />
kommt nicht von ungefähr.<br />
Julian Mayer: „Sicher hat es sehr<br />
viele Kilometer gekostet, bis wir die Maschine<br />
so hatten, wie sie uns am besten<br />
erscheint, aber das Ergebnis ist einfach<br />
ein Hammer. Wenn beim Runterschalten<br />
ohne Kupplung die Motorsteuerung genau<br />
so viel beziehungsweise so wenig<br />
Zwischengas gibt, wie es am jeweiligen<br />
Kurveneingang optimal ist, kannst du<br />
dich voll auf die Linie und den Bremsdruck<br />
am Vorderreifen konzentrieren<br />
und dann kurz nach dem Scheitel<br />
sehr engagiert ans Gas gehen, weil du<br />
der bis auf Zehntelnuancen perfekt programmierten<br />
Traktionskontrolle volles<br />
Vertrauen schenken darfst.“ Volles<br />
Vertrauen? Gasgriff einfach nach unten<br />
reißen? Julian Mayer: „Man könnte<br />
wahrscheinlich sogar ganz umdrehen.<br />
De facto gibt man einfach sehr viel Gas<br />
und spürt, wie die Traktionskontrolle<br />
den Hinterreifen am Limit hält. Hat man<br />
die richtige Einstellung gefunden, kann<br />
man Runde für Runde einen extrem<br />
sauberen Beschleunigungsstrich fahren,<br />
ohne fürchten zu müssen, dass man<br />
es übertreibt. Das entlastet und macht<br />
wirklich Spaß. Verkrampfen ist sowieso<br />
immer schlecht.“<br />
Dann steigt er wieder in den Sattel<br />
der gelb-schwarzen Meister-Ninja<br />
und brennt Runde für Runde sehr<br />
schnelle Zeiten in den Asphalt. Locker<br />
und spielerisch. In welcher Rennserie<br />
wird er nächstes Jahr angreifen? Peter<br />
Mayer: „Schau‘n wir mal.“<br />
50 <strong>PS</strong> <strong>11</strong>/<strong>2016</strong>