11/2016
Fritz + Fränzi
Fritz + Fränzi
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Dossier<br />
horchen: Die Angestellten sind nicht<br />
nur motivierter und weniger er <br />
schöpft, sondern auch zufriedener,<br />
weil mehr Zeit für die Familie bleibt.<br />
Apropos Skandinavien: Die<br />
Dänen – die 35-Stunden-Woche ist<br />
dort wie übrigens auch in unserem<br />
Nachbarland Frankreich längst die<br />
Regel – stufen Familienleben und<br />
Freizeit höher ein als ihre Arbeit.<br />
Wer meint, in Dänemark seinem<br />
Chef mit langen Arbeitsstunden zu<br />
imponieren, sei auf dem Holzweg,<br />
schreibt Rahel Leupin, eine Doktorandin,<br />
die an der Universität Roskilde<br />
arbeitet und mit ihrer Familie<br />
seit zwei Jahren in Dänemark lebt,<br />
in einem Blog des «Tages-Anzeiger».<br />
Tue man das, trete das Gegenteil ein,<br />
man ernte besorgte Blicke von Kollegen<br />
und vielleicht sogar eine Verwarnung<br />
des Vorgesetzten, doch<br />
bitte die Familien- und Freizeit zu<br />
wahren. Spätestens um 16 Uhr wird<br />
die Bürotüre ganz selbstverständlich<br />
zugemacht – übrigens auch vom<br />
In Dänemark verlässt die<br />
Chefin der IT-Abteilung einer<br />
Bank ihr Büro um 14.30 Uhr.<br />
Weil sie vier Kinder hat.<br />
Chef. In Dänemark sorgt es noch<br />
nicht einmal für Erstaunen, wenn<br />
die Chefin der IT-Abteilung einer<br />
grossen Bank jeden Tag um 14.30<br />
Uhr verschwindet, weil sie vier Kinder<br />
hat.<br />
Ja, Sie haben richtig gelesen: die<br />
Chefin der IT-Abteilung. Vier Kinder.<br />
Geht um halb drei nach Hause.<br />
In der Schweiz ist das die Zeit, in<br />
welcher der Sitzungsmarathon in<br />
vollem Gange ist.<br />
>>><br />
Sibylle Stillhart<br />
>>> sich Eltern für ein Familienmodell<br />
entscheiden, das ihnen am<br />
besten behagt: Wer von beiden<br />
weniger, gar nicht oder voll arbeitet,<br />
ist Privatsache. Ebenso, ob beide<br />
einem Teilzeitjob nachgehen. Das zu<br />
ermöglichen, wäre Aufgabe des<br />
Staates, der Wirtschaft und der Ge <br />
sellschaft, die daran interessiert sein<br />
müssten, die Burnout-Diagnosen<br />
der angestellten Bevölkerung so<br />
niedrig wie möglich zu halten.<br />
Es wäre deshalb klug, einmal<br />
grundsätzlich über unsere Arbeitsstunden<br />
nachzudenken. Die Schweiz<br />
gehört zu den Ländern mit den<br />
höchsten Präsenzzeiten. Doch ist es<br />
tatsächlich sinnvoll, dass ein Ar <br />
beitstag acht oder achteinhalb Stunden<br />
dauert, wenn neurologische<br />
Studien beweisen, dass Menschen<br />
nicht mehr als vier Stunden täglich<br />
konzentrationsfähig sind? Würde es<br />
mit einem Arbeitstag von fünf oder<br />
sechs Stunden nicht ebenso gut<br />
funktionieren?<br />
In Göteborg experimentieren<br />
Unternehmen seit Kurzem mit<br />
einem Sechs-Stunden-Arbeitstag –<br />
bei gleichem Gehalt. Angestellte<br />
eines Pflegeheims, eines Krankenhauses,<br />
einer Fabrik und eines Tech-<br />
Start-ups arbeiten nur 30 Stunden<br />
pro Woche. Das Resultat lässt aufist<br />
freie Journalistin und Buchautorin<br />
(«Müde Mütter – fitte Väter»). Sie ist Mutter<br />
von drei Buben und lebt mit ihrer Familie<br />
in Bern.<br />
Infos, Links und Buchtipps zum Thema<br />
Gemeinsam Regie führen. Ein Impuls<br />
der Gleichstellungsfachstellen der<br />
Kantone Bern, Luzern, Zürich, der<br />
Fachstelle UND sowie des<br />
Eidgenössischen Büros für die<br />
Gleichstellung von Frau und Mann:<br />
www.gemeinsam-regie-fuehren.ch<br />
Fachstelle UND, Familien- und<br />
Erwerbsarbeit für Männer und Frauen:<br />
www.und-online.ch<br />
Informations- und Beratungszentrum<br />
Frau und Arbeit: www.frac.ch<br />
Familienfreundliche Unternehmen<br />
können Sie hier finden und bewerten:<br />
www.jobundfamilie.ch,<br />
www.familyscore.ch<br />
Sibylle Stillhart: Müde Mütter – fitte<br />
Väter. Warum Frauen immer mehr<br />
arbeiten und es trotzdem<br />
nirgendwohin bringen. Limmat-<br />
Verlag, 2015. <strong>11</strong>0 Seiten, Fr. 23.90<br />
Michèle Roten: Wie Mutter sein.<br />
Echtheit-Verlag, 2013. 176 Seiten,<br />
Fr. 31.90<br />
Marc Brost, Heinrich Wefing: Geht<br />
alles gar nicht. Warum wir Kinder,<br />
Liebe und Karriere nicht<br />
vereinbaren können. Rowohlt-Verlag,<br />
2015. 240 Seiten, Fr. 18.30<br />
Susanne Garsoffky, Britta Sembach:<br />
Die Alles-ist-möglich-Lüge. Wieso<br />
Beruf und Familie nicht zu<br />
vereinbaren sind. Pantheon-Verlag,<br />
2014. 256 Seiten, Fr. 20.40<br />
Stefanie Lohaus, Tobias Scholz: Papa<br />
kann auch stillen. Wie Paare Kind,<br />
Job und Abwasch unter einen Hut<br />
bringen. Goldmann-Verlag, 2015.<br />
224 Seiten, Fr. 10.30<br />
26 November <strong>2016</strong> Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi