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Fritz + Fränzi

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Dossier<br />

horchen: Die Angestellten sind nicht<br />

nur motivierter und weniger er ­<br />

schöpft, sondern auch zufriedener,<br />

weil mehr Zeit für die Familie bleibt.<br />

Apropos Skandinavien: Die<br />

Dänen – die 35-Stunden-Woche ist<br />

dort wie übrigens auch in unserem<br />

Nachbarland Frankreich längst die<br />

Regel – stufen Familienleben und<br />

Freizeit höher ein als ihre Arbeit.<br />

Wer meint, in Dänemark seinem<br />

Chef mit langen Arbeitsstunden zu<br />

imponieren, sei auf dem Holzweg,<br />

schreibt Rahel Leupin, eine Doktorandin,<br />

die an der Universität Roskilde<br />

arbeitet und mit ihrer Familie<br />

seit zwei Jahren in Dänemark lebt,<br />

in einem Blog des «Tages-Anzeiger».<br />

Tue man das, trete das Gegenteil ein,<br />

man ernte besorgte Blicke von Kollegen<br />

und vielleicht sogar eine Verwarnung<br />

des Vorgesetzten, doch<br />

bitte die Familien- und Freizeit zu<br />

wahren. Spätestens um 16 Uhr wird<br />

die Bürotüre ganz selbstverständlich<br />

zugemacht – übrigens auch vom<br />

In Dänemark verlässt die<br />

Chefin der IT-Abteilung einer<br />

Bank ihr Büro um 14.30 Uhr.<br />

Weil sie vier Kinder hat.<br />

Chef. In Dänemark sorgt es noch<br />

nicht einmal für Erstaunen, wenn<br />

die Chefin der IT-Abteilung einer<br />

grossen Bank jeden Tag um 14.30<br />

Uhr verschwindet, weil sie vier Kinder<br />

hat.<br />

Ja, Sie haben richtig gelesen: die<br />

Chefin der IT-Abteilung. Vier Kinder.<br />

Geht um halb drei nach Hause.<br />

In der Schweiz ist das die Zeit, in<br />

welcher der Sitzungsmarathon in<br />

vollem Gange ist.<br />

>>><br />

Sibylle Stillhart<br />

>>> sich Eltern für ein Familienmodell<br />

entscheiden, das ihnen am<br />

besten behagt: Wer von beiden<br />

weniger, gar nicht oder voll arbeitet,<br />

ist Privatsache. Ebenso, ob beide<br />

einem Teilzeitjob nachgehen. Das zu<br />

ermöglichen, wäre Aufgabe des<br />

Staates, der Wirtschaft und der Ge ­<br />

sellschaft, die daran interessiert sein<br />

müssten, die Burnout-Diagnosen<br />

der angestellten Bevölkerung so<br />

niedrig wie möglich zu halten.<br />

Es wäre deshalb klug, einmal<br />

grundsätzlich über unsere Arbeitsstunden<br />

nachzudenken. Die Schweiz<br />

gehört zu den Ländern mit den<br />

höchsten Präsenzzeiten. Doch ist es<br />

tatsächlich sinnvoll, dass ein Ar ­<br />

beitstag acht oder achteinhalb Stunden<br />

dauert, wenn neurologische<br />

Studien beweisen, dass Menschen<br />

nicht mehr als vier Stunden täglich<br />

konzentrationsfähig sind? Würde es<br />

mit einem Arbeitstag von fünf oder<br />

sechs Stunden nicht ebenso gut<br />

funktionieren?<br />

In Göteborg experimentieren<br />

Unternehmen seit Kurzem mit<br />

einem Sechs-Stunden-Arbeitstag –<br />

bei gleichem Gehalt. Angestellte<br />

eines Pflegeheims, eines Krankenhauses,<br />

einer Fabrik und eines Tech-<br />

Start-ups arbeiten nur 30 Stunden<br />

pro Woche. Das Resultat lässt aufist<br />

freie Journalistin und Buchautorin<br />

(«Müde Mütter – fitte Väter»). Sie ist Mutter<br />

von drei Buben und lebt mit ihrer Familie<br />

in Bern.<br />

Infos, Links und Buchtipps zum Thema<br />

Gemeinsam Regie führen. Ein Impuls<br />

der Gleichstellungsfachstellen der<br />

Kantone Bern, Luzern, Zürich, der<br />

Fachstelle UND sowie des<br />

Eidgenössischen Büros für die<br />

Gleichstellung von Frau und Mann:<br />

www.gemeinsam-regie-fuehren.ch<br />

Fachstelle UND, Familien- und<br />

Erwerbsarbeit für Männer und Frauen:<br />

www.und-online.ch<br />

Informations- und Beratungszentrum<br />

Frau und Arbeit: www.frac.ch<br />

Familienfreundliche Unternehmen<br />

können Sie hier finden und bewerten:<br />

www.jobundfamilie.ch,<br />

www.familyscore.ch<br />

Sibylle Stillhart: Müde Mütter – fitte<br />

Väter. Warum Frauen immer mehr<br />

arbeiten und es trotzdem<br />

nirgendwohin bringen. Limmat-<br />

Verlag, 2015. <strong>11</strong>0 Seiten, Fr. 23.90<br />

Michèle Roten: Wie Mutter sein.<br />

Echtheit-Verlag, 2013. 176 Seiten,<br />

Fr. 31.90<br />

Marc Brost, Heinrich Wefing: Geht<br />

alles gar nicht. Warum wir Kinder,<br />

Liebe und Karriere nicht<br />

vereinbaren können. Rowohlt-Verlag,<br />

2015. 240 Seiten, Fr. 18.30<br />

Susanne Garsoffky, Britta Sembach:<br />

Die Alles-ist-möglich-Lüge. Wieso<br />

Beruf und Familie nicht zu<br />

vereinbaren sind. Pantheon-Verlag,<br />

2014. 256 Seiten, Fr. 20.40<br />

Stefanie Lohaus, Tobias Scholz: Papa<br />

kann auch stillen. Wie Paare Kind,<br />

Job und Abwasch unter einen Hut<br />

bringen. Goldmann-Verlag, 2015.<br />

224 Seiten, Fr. 10.30<br />

26 November <strong>2016</strong> Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi

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