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Fritz + Fränzi

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Stiftung Elternsein<br />

Verstehe, wer wolle<br />

Ellen Ringier über Männer mit Macht und den Wert der Familie.<br />

Dr. Ellen Ringier präsidiert<br />

die Stiftung Elternsein.<br />

Sie ist Mutter zweier Töchter.<br />

Der republikanische US-Präsidentschaftskandidat<br />

Donald Trump, in dritter Ehe<br />

verheiratet, vergreift sich, wie eine Tonaufnahme<br />

aus dem Jahre 2005 belegt, verbal<br />

an Frauen!<br />

In der Schweiz macht der frühere CVP-<br />

Präsident Christophe Darbellay der<br />

Freundin ein Kind und bestätigt Berichte<br />

erst wenige Tage vor der Geburt, sodass<br />

die Familie vom ausserfamiliären Zu -<br />

wachs nicht aus der Presse erfährt!<br />

Frankreichs Staatspräsident François Mitterrand hielt<br />

seine Geliebte Anne Pingeot mit dem gemeinsamen<br />

Kind Mazarine 24 Jahre lang, bis zu seinem Tod 1996,<br />

vor der Öffentlichkeit versteckt. Vor Kurzem wurden<br />

seine über 1000 (Liebes-)Briefe an seine Geliebte veröffentlicht:<br />

«Ich liebe Deinen Körper, die Freude, die mich<br />

durchströmt, wenn ich Deinen Mund nehme. Besitz,<br />

der mich verbrennt aus allen Feuern der Welt, das Sprühen<br />

meines Blutes tief in Deinem Inneren, Deine Lust,<br />

die aus dem Vulkan unserer Körper herausspringt,<br />

Flamme im Weltall, Feuersbrunst.» (Juli 1970)<br />

Kaum ein Staatspräsident, kaum ein Wirtschaftsführer<br />

und kaum ein Prominenter ohne Geliebte neben der<br />

öffentlich als heile Familie zur Schau gestellten wirklichen<br />

– oder soll ich sagen: ursprünglichen – Familie.<br />

Wer Macht hat, verliert sich im Wertekodex, glaubt<br />

mit der Zeit, darüber zu stehen, erliegt dem Anspruch<br />

auf «das Ganze», das ihm in politischer, wirtschaftlicher<br />

oder gesellschaftlicher Hinsicht schon zusteht. Warum<br />

nicht auch in Bezug auf sein Liebesleben?<br />

Unlängst sagte eine Freundin: «Wer reich ist, hat eine<br />

schöne Frau.» Logisch, wer reich, mächtig oder in gesellschaftlicher<br />

Hinsicht bedeutend ist, hat doch mindestens<br />

Anspruch auf ein grosses Haus, ein schickes Auto<br />

und so weiter und so fort und eben: auf eine schöne<br />

Frau. Das versteht doch jeder.<br />

Die Union der islamischen Gemeinden und Organisationen<br />

in Italien (UCOII) hat im Sommer, nachdem<br />

die Homo-Ehe legalisiert worden war, gefordert, Italien<br />

möge nun auch die Polygamie legalisieren. Wenn es<br />

schon so viele Scheidungen und Zweit- und Drittehen,<br />

Ehen gleichgeschlechtlicher Partner und Kinder von<br />

Leihmüttern gebe, solle man es allen Männern möglich<br />

machen, mehrere Frauen zu haben – nicht nur den Reichen<br />

und den Mächtigen! Das versteht doch jeder.<br />

Liebe Leserinnen und Leser, fällt Ihnen etwas auf?<br />

Oder finden Sie es normal, dass zumeist von Männern<br />

die Rede ist, wenn es darum geht, sich selber «optimal»<br />

zu verwirklichen?<br />

Wir Frauen wollen in Bezug auf Selbstverwirklichung<br />

endlich Chancengleichheit! Den gleichen Lohn für gleiche<br />

Leistung, eine wirklich taugliche Vereinbarkeit von<br />

Familie und Beruf und echte Partizipation der Väter in<br />

der Kindererziehung. Wir wollen auch reich und mächtig<br />

werden, um uns einen Geliebten zu «nehmen»! Denn<br />

auch wir wissen, dass es für die Ehe keine soziale oder<br />

moralische Notwendigkeit mehr gibt!<br />

Keine Angst, liebe Leserinnen und Leser: In einer<br />

Gesellschaft, die sich den menschlichen Bedürfnissen<br />

immer mehr entzieht, wird der Stellenwert der Familie<br />

– «als Überbegriff für die liebevolle Beziehung zwischen<br />

Eltern und Kindern, entfernteren Verwandten und<br />

Geschwistern definiert» – zusehends an Bedeutung<br />

gewinnen. Sagt der dänische Familientherapeut Jesper<br />

Juul. «Eine Neuerfindung der Familie ist der einzige<br />

Weg, die menschliche Entwicklung in einer Gesellschaft<br />

zu gewährleisten, die sich von unseren Bedürfnissen<br />

wegentwickelt.»<br />

Eines ist bei aller gesellschaftlichen Verunsicherung<br />

gewiss: Kinder brauchen als Nährboden zum Erwachsenwerden<br />

emotionale Geborgenheit, Sicherheit. Diese<br />

kann nur in einem Liebesverhältnisses zwischen Kind<br />

und elterlichen Erziehern, mithin innerhalb einer Familie,<br />

wie immer die Familie in Zukunft definiert werden<br />

mag, gewährleistet werden. Wenn man das nicht mehr<br />

versteht?<br />

STIFTUNG ELTERNSEIN<br />

«Eltern werden ist nicht schwer,<br />

Eltern sein dagegen sehr.» Frei nach Wilhelm Busch<br />

Oft fühlen sich Eltern alleingelassen in ihren Unsicherheiten,<br />

Fragen, Sorgen. Hier setzt die Stiftung Elternsein an. Sie<br />

richtet sich an Eltern von schulpflichtigen Kindern und<br />

Jugendlichen. Sie fördert den Dialog zwischen Eltern,<br />

Kindern, Lehrern und die Vernetzung der eltern- und<br />

erziehungsrelevanten Organisationen in der deutschsprachigen<br />

Schweiz. Die Stiftung Elternsein gibt das Schweizer<br />

ElternMagazin Fritz+Fränzi heraus. www.elternsein.ch<br />

Bild: Vera Hartmann / 13 Photo<br />

54 November <strong>2016</strong> Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi

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