11/2016
Fritz + Fränzi
Fritz + Fränzi
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Stiftung Elternsein<br />
Verstehe, wer wolle<br />
Ellen Ringier über Männer mit Macht und den Wert der Familie.<br />
Dr. Ellen Ringier präsidiert<br />
die Stiftung Elternsein.<br />
Sie ist Mutter zweier Töchter.<br />
Der republikanische US-Präsidentschaftskandidat<br />
Donald Trump, in dritter Ehe<br />
verheiratet, vergreift sich, wie eine Tonaufnahme<br />
aus dem Jahre 2005 belegt, verbal<br />
an Frauen!<br />
In der Schweiz macht der frühere CVP-<br />
Präsident Christophe Darbellay der<br />
Freundin ein Kind und bestätigt Berichte<br />
erst wenige Tage vor der Geburt, sodass<br />
die Familie vom ausserfamiliären Zu -<br />
wachs nicht aus der Presse erfährt!<br />
Frankreichs Staatspräsident François Mitterrand hielt<br />
seine Geliebte Anne Pingeot mit dem gemeinsamen<br />
Kind Mazarine 24 Jahre lang, bis zu seinem Tod 1996,<br />
vor der Öffentlichkeit versteckt. Vor Kurzem wurden<br />
seine über 1000 (Liebes-)Briefe an seine Geliebte veröffentlicht:<br />
«Ich liebe Deinen Körper, die Freude, die mich<br />
durchströmt, wenn ich Deinen Mund nehme. Besitz,<br />
der mich verbrennt aus allen Feuern der Welt, das Sprühen<br />
meines Blutes tief in Deinem Inneren, Deine Lust,<br />
die aus dem Vulkan unserer Körper herausspringt,<br />
Flamme im Weltall, Feuersbrunst.» (Juli 1970)<br />
Kaum ein Staatspräsident, kaum ein Wirtschaftsführer<br />
und kaum ein Prominenter ohne Geliebte neben der<br />
öffentlich als heile Familie zur Schau gestellten wirklichen<br />
– oder soll ich sagen: ursprünglichen – Familie.<br />
Wer Macht hat, verliert sich im Wertekodex, glaubt<br />
mit der Zeit, darüber zu stehen, erliegt dem Anspruch<br />
auf «das Ganze», das ihm in politischer, wirtschaftlicher<br />
oder gesellschaftlicher Hinsicht schon zusteht. Warum<br />
nicht auch in Bezug auf sein Liebesleben?<br />
Unlängst sagte eine Freundin: «Wer reich ist, hat eine<br />
schöne Frau.» Logisch, wer reich, mächtig oder in gesellschaftlicher<br />
Hinsicht bedeutend ist, hat doch mindestens<br />
Anspruch auf ein grosses Haus, ein schickes Auto<br />
und so weiter und so fort und eben: auf eine schöne<br />
Frau. Das versteht doch jeder.<br />
Die Union der islamischen Gemeinden und Organisationen<br />
in Italien (UCOII) hat im Sommer, nachdem<br />
die Homo-Ehe legalisiert worden war, gefordert, Italien<br />
möge nun auch die Polygamie legalisieren. Wenn es<br />
schon so viele Scheidungen und Zweit- und Drittehen,<br />
Ehen gleichgeschlechtlicher Partner und Kinder von<br />
Leihmüttern gebe, solle man es allen Männern möglich<br />
machen, mehrere Frauen zu haben – nicht nur den Reichen<br />
und den Mächtigen! Das versteht doch jeder.<br />
Liebe Leserinnen und Leser, fällt Ihnen etwas auf?<br />
Oder finden Sie es normal, dass zumeist von Männern<br />
die Rede ist, wenn es darum geht, sich selber «optimal»<br />
zu verwirklichen?<br />
Wir Frauen wollen in Bezug auf Selbstverwirklichung<br />
endlich Chancengleichheit! Den gleichen Lohn für gleiche<br />
Leistung, eine wirklich taugliche Vereinbarkeit von<br />
Familie und Beruf und echte Partizipation der Väter in<br />
der Kindererziehung. Wir wollen auch reich und mächtig<br />
werden, um uns einen Geliebten zu «nehmen»! Denn<br />
auch wir wissen, dass es für die Ehe keine soziale oder<br />
moralische Notwendigkeit mehr gibt!<br />
Keine Angst, liebe Leserinnen und Leser: In einer<br />
Gesellschaft, die sich den menschlichen Bedürfnissen<br />
immer mehr entzieht, wird der Stellenwert der Familie<br />
– «als Überbegriff für die liebevolle Beziehung zwischen<br />
Eltern und Kindern, entfernteren Verwandten und<br />
Geschwistern definiert» – zusehends an Bedeutung<br />
gewinnen. Sagt der dänische Familientherapeut Jesper<br />
Juul. «Eine Neuerfindung der Familie ist der einzige<br />
Weg, die menschliche Entwicklung in einer Gesellschaft<br />
zu gewährleisten, die sich von unseren Bedürfnissen<br />
wegentwickelt.»<br />
Eines ist bei aller gesellschaftlichen Verunsicherung<br />
gewiss: Kinder brauchen als Nährboden zum Erwachsenwerden<br />
emotionale Geborgenheit, Sicherheit. Diese<br />
kann nur in einem Liebesverhältnisses zwischen Kind<br />
und elterlichen Erziehern, mithin innerhalb einer Familie,<br />
wie immer die Familie in Zukunft definiert werden<br />
mag, gewährleistet werden. Wenn man das nicht mehr<br />
versteht?<br />
STIFTUNG ELTERNSEIN<br />
«Eltern werden ist nicht schwer,<br />
Eltern sein dagegen sehr.» Frei nach Wilhelm Busch<br />
Oft fühlen sich Eltern alleingelassen in ihren Unsicherheiten,<br />
Fragen, Sorgen. Hier setzt die Stiftung Elternsein an. Sie<br />
richtet sich an Eltern von schulpflichtigen Kindern und<br />
Jugendlichen. Sie fördert den Dialog zwischen Eltern,<br />
Kindern, Lehrern und die Vernetzung der eltern- und<br />
erziehungsrelevanten Organisationen in der deutschsprachigen<br />
Schweiz. Die Stiftung Elternsein gibt das Schweizer<br />
ElternMagazin Fritz+Fränzi heraus. www.elternsein.ch<br />
Bild: Vera Hartmann / 13 Photo<br />
54 November <strong>2016</strong> Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi