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Fritz + Fränzi

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Do sier<br />

Do sier<br />

«Von den Lehrern gemobbt»<br />

«Mobbing hätte<br />

meinem Sohn fast das<br />

Leben gekostet»<br />

(Dossier «Mobbing», Heft 9/16)<br />

Bild: Bildbyran / Imago<br />

10 September <strong>2016</strong> Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi<br />

… und alle<br />

schauen weg<br />

Was gehört zu einer schönen Kindheit? Einsamkeit, Trauer und<br />

Verzweiflung sicher nicht. Warum mobben Kinder andere<br />

Kinder? Woran erkennen Eltern, dass ihr Kind gemobbt wird?<br />

Und was können sie dagegen tun? Text: Fabian Grolimund<br />

Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi September <strong>2016</strong> 1<br />

«Eine Ursachen- Analyse fehlt»<br />

Anzeige<br />

In unserem Fall hat die Schule total versagt. Diese Meinung<br />

kann ich vertreten, obwohl ich selbst im Schuldienst bin. Ich<br />

bereue es noch heute, nach acht Jahren, nicht das KM und<br />

die Polizei über die Vorgänge in der Schule informiert zu<br />

haben. Damals hatte ich einfach keine Kraft mehr. Meinem<br />

Sohn kam nur ein Zufall zu Hilfe: Nachdem ihm Mitschüler<br />

abends auf dem Nachhauseweg aufgelauert hatten, um ihn<br />

wieder mal zu verprügeln, hat das Mädchen, das mit meinem<br />

Sohn unterwegs war, sich bereit erklärt, bei der Polizei<br />

auszusagen. Bislang hatten sog. «Zuschauer» vor einer<br />

Aussage bei der Polizei immer einen Rückzieher gemacht. Es<br />

kam zu einer Verhandlung, und die Mobber wurden zu bis zu<br />

80 Sozialstunden verurteilt. Die Ansage des Staatsanwaltes<br />

war für mich und meinen Sohn eine Genugtuung und eine<br />

Erlösung. Mein Sohn wechselte darauf die Schule und das<br />

Drama und der Terror hatten ein für alle Mal ein Ende.<br />

Ich denke noch oft an diese schwere Zeit zurück, die<br />

meinem Sohn (jetzt 21 Jahre) fast das Leben gekostet hätte.<br />

Als Lehrer reagiere ich seitdem extrem sensibel, wenn ich<br />

den Verdacht habe, ein Schüler würde gemobbt.<br />

Tine (auf www.fritzundfraenzi.ch)<br />

So lernen wir.<br />

Infoabende<br />

5./6. Primar- und Sekundarstufe:<br />

8. Dezember <strong>2016</strong>, 18 Uhr<br />

Waldmannstrasse 9, 8001 Zürich<br />

Fachmittelschule und 10. Schuljahr:<br />

15. November <strong>2016</strong>, 18 Uhr<br />

Kreuzstrasse 72, 8008 Zürich<br />

Mitten<br />

in<br />

Zürich<br />

Was mir in diesem Dossier fehlt, ist eine Analyse der Ursachen<br />

und die präventive Arbeit. Mobbing wird als etwas beschrieben,<br />

das es einfach gibt. Und das muss meiner Meinung nach nicht so<br />

sein. Ich stimme zu, dass man Mobbing vermindern kann, wenn<br />

man aufmerksam ist, es anspricht und dagegen Stellung bezieht.<br />

Doch damit bekämpft man nur die Symptome. Die Ursachen sind<br />

meiner Meinung nach etwas anderes.<br />

Mobbing ist ein Zeichen dafür, dass wir immer noch in einer<br />

Kultur leben, wo es ein Richtig und Falsch gibt, und das Falsche<br />

wird aus der Gruppe verbannt. Was nicht gewünscht ist, wird<br />

ausgegrenzt und hat keinen Wert. Gewisse Personen haben das<br />

Recht, über richtig und falsch zu urteilen. Die Akteure bestimmen,<br />

wer falsch ist und deshalb erniedrigt werden darf. Diese<br />

Kultur wird auch von den Erwachsenen vorgelebt. Wo Erwachsene<br />

bestimmen, was objektiv richtig ist, ohne Respekt für das<br />

Subjekt des Kindes zu haben, schafft man Voraussetzungen für<br />

Mobbing. Immer noch (und leider wieder zunehmend) prägt die<br />

Erziehung stark diese Haltung, z. B. Belohnung und Bestrafungsmethoden.<br />

Mit dieser Art «Miteinander» wird ganz klar das<br />

Selbstwertgefühl der Kinder geschwächt.<br />

Ein gutes Selbstwertgefühl vermindert das Risiko für Täter<br />

wie Opfer. Jesper Juul schrieb in seiner Kolumne im letzten<br />

Februar genau über diese Thematik. Nämlich, dass es ganz stark<br />

um die Führung der Erwachsenen geht. Wie ist das Klima? Wie<br />

wird jeder Einzelne behandelt? Ist Verschiedenartigkeit erlaubt?<br />

Wird das Kind gesehen? Und bei diesem Satz muss ich immer<br />

wieder betonen, dass, wenn man ein Kind in seiner Integrität<br />

sieht, es nicht heisst, dass es bekommt, was es will, sondern es<br />

wird einfach in seinem Sein gesehen. Solange wir in einer<br />

Gesellschaft leben, wo es richtig und falsch gibt, wo es Belohnung<br />

und Bestrafung gibt, wird Mobbing nicht nachlassen. Viele<br />

Erwachsene leben mit einem geringen Selbstwertgefühl und<br />

wissen es von daher nicht besser.<br />

Caroline Märki, familylab.ch (per Mail)<br />

www.fesz.ch | 043 268 84 84<br />

November <strong>2016</strong> Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi

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