11/2016
Fritz + Fränzi
Fritz + Fränzi
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keit von Familie und Beruf» – besonders<br />
also darum, dass genügend<br />
Kita-Plätze vorhanden sind. Der<br />
erwerbstätigen Mutter ist damit<br />
«Die Bedeutung<br />
von sinnstiftender<br />
Arbeit wird<br />
zunehmen.»<br />
allerdings nicht ausreichend geholfen.<br />
Sie muss ihre Kinder trotzdem<br />
holen, bringen und anschliessend<br />
einkaufen, kochen, waschen und so<br />
weiter. Das gesamte Management<br />
bleibt grösstenteils bei ihr.<br />
Was schlagen Sie vor?<br />
Das Erste ist, dass Frauen und Männer<br />
aufhören, daran zu glauben, dass<br />
die Kleinfamilie der ideale Ort zum<br />
Aufziehen der Kinder ist. Das Zweite<br />
ist, dass Mütter beginnen, Familie<br />
als «Matrilinearität» zu verstehen<br />
(Matrilinearität, lateinisch «in der<br />
Linie der Mutter», bezeichnet die<br />
Weitergabe und Vererbung von so -<br />
zialen Eigenschaften und Besitz ausschliesslich<br />
über die weibliche Linie<br />
von Müttern an Töchter, Anm. der<br />
Red.) Das heisst, dass Frauen die<br />
Hilfe und Unterstützung, die sie von<br />
ihren Müttern, Schwestern, anderen<br />
Müttern erhalten, als wesentlich<br />
begreifen und nicht als Ersatz für den<br />
oft abwesenden Partner.<br />
Wo stehen wir in dieser Debatte in<br />
fünf Jahren?<br />
Wir sind einen wesentlichen Schritt<br />
weiter in Richtung einer «equal share<br />
society» (gleichberechtigte Gesellschaft)<br />
und eines Infragestellens der<br />
Sinnhaftigkeit des Arbeitsmarktes.<br />
Menschen werden zunehmend<br />
nichtausbeuterische Arbeit einfordern<br />
wollen, d. h., sie werden eine<br />
sinnstiftende Arbeit anstreben,<br />
womit sie weder sich selbst noch<br />
anderen Menschen oder der Natur<br />
schaden. Die Unterscheidung in<br />
bezahlte und unbezahlte Arbeit wird<br />
obsolet. Neu wird die Kindererziehung<br />
als eine der wertvollsten Tätigkeiten<br />
überhaupt erachtet, die die<br />
Gesellschaft leistet.<br />
>>><br />
Zur Person<br />
Bild: ZVG<br />
Irene Mariam Tazi-Preve ist promovierte<br />
Politikwissenschaftlerin und unterrichtet in<br />
den USA und Österreich. Sie hat zahlreiche<br />
Werke (wie etwa «Die Vereinbarkeitslüge»)<br />
mit dem Schwerpunkt Geschlechterfragen,<br />
Mutter- und Vaterschaft sowie<br />
Bevölkerungs- und Gesundheitspolitik<br />
publiziert. Ihr Buch «Vom Versagen der<br />
Klein familie. Ideologie und Alternativen»<br />
erscheint im Frühjahr 2017.<br />
Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi<br />
November <strong>2016</strong>33