02.11.2016 Aufrufe

11/2016

Fritz + Fränzi

Fritz + Fränzi

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

keit von Familie und Beruf» – besonders<br />

also darum, dass genügend<br />

Kita-Plätze vorhanden sind. Der<br />

erwerbstätigen Mutter ist damit<br />

«Die Bedeutung<br />

von sinnstiftender<br />

Arbeit wird<br />

zunehmen.»<br />

allerdings nicht ausreichend geholfen.<br />

Sie muss ihre Kinder trotzdem<br />

holen, bringen und anschliessend<br />

einkaufen, kochen, waschen und so<br />

weiter. Das gesamte Management<br />

bleibt grösstenteils bei ihr.<br />

Was schlagen Sie vor?<br />

Das Erste ist, dass Frauen und Männer<br />

aufhören, daran zu glauben, dass<br />

die Kleinfamilie der ideale Ort zum<br />

Aufziehen der Kinder ist. Das Zweite<br />

ist, dass Mütter beginnen, Familie<br />

als «Matrilinearität» zu verstehen<br />

(Matrilinearität, lateinisch «in der<br />

Linie der Mutter», bezeichnet die<br />

Weitergabe und Vererbung von so -<br />

zialen Eigenschaften und Besitz ausschliesslich<br />

über die weibliche Linie<br />

von Müttern an Töchter, Anm. der<br />

Red.) Das heisst, dass Frauen die<br />

Hilfe und Unterstützung, die sie von<br />

ihren Müttern, Schwestern, anderen<br />

Müttern erhalten, als wesentlich<br />

begreifen und nicht als Ersatz für den<br />

oft abwesenden Partner.<br />

Wo stehen wir in dieser Debatte in<br />

fünf Jahren?<br />

Wir sind einen wesentlichen Schritt<br />

weiter in Richtung einer «equal share<br />

society» (gleichberechtigte Gesellschaft)<br />

und eines Infragestellens der<br />

Sinnhaftigkeit des Arbeitsmarktes.<br />

Menschen werden zunehmend<br />

nichtausbeuterische Arbeit einfordern<br />

wollen, d. h., sie werden eine<br />

sinnstiftende Arbeit anstreben,<br />

womit sie weder sich selbst noch<br />

anderen Menschen oder der Natur<br />

schaden. Die Unterscheidung in<br />

bezahlte und unbezahlte Arbeit wird<br />

obsolet. Neu wird die Kindererziehung<br />

als eine der wertvollsten Tätigkeiten<br />

überhaupt erachtet, die die<br />

Gesellschaft leistet.<br />

>>><br />

Zur Person<br />

Bild: ZVG<br />

Irene Mariam Tazi-Preve ist promovierte<br />

Politikwissenschaftlerin und unterrichtet in<br />

den USA und Österreich. Sie hat zahlreiche<br />

Werke (wie etwa «Die Vereinbarkeitslüge»)<br />

mit dem Schwerpunkt Geschlechterfragen,<br />

Mutter- und Vaterschaft sowie<br />

Bevölkerungs- und Gesundheitspolitik<br />

publiziert. Ihr Buch «Vom Versagen der<br />

Klein familie. Ideologie und Alternativen»<br />

erscheint im Frühjahr 2017.<br />

Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi<br />

November <strong>2016</strong>33

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!