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Aus meinem Denken und Wirken

Der Umbau des Sozialstaates im Rahmen der Gesundheitsversorgung

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wird sich einen übertriebenen kommunikativen Luxus nicht leisten können. Dies ist aber<br />

nicht gleichbedeutend dafür, dass in diesem Land die Menschen im Durchschnitt kränker<br />

sein müssen als wir. Die betriebswirtschaftliche Fehlplanung liegt darin, dass der<br />

medizinische Fortschritt allgemein nicht dort ausgebaut wird, wo Ges<strong>und</strong>heit präventiv<br />

gefördert werden kann, sondern dort wo man Krankheiten behandelt. Damit steigt die<br />

Kopflastigkeit des Großkonzerns - qualitative Krankenversorgung bleibt eben Krankenversorgung!<br />

Dieser Sachverhalt lässt sich an einem einfachen Beispiel erläutern: Nehmen<br />

wir an, eine Hilfsorganisation begibt sich nach Afrika, um dort eine medizinisch,<br />

humanitäre Aufgabe zu erfüllen. Zur Erledigung dieser Aufgaben stehen nur eine<br />

begrenzte Anzahl von materiellen Mitteln zur Verfügung, was ausreichend begründen<br />

würde, die Kosten des Einsatzes wirksam zu begrenzen: <strong>Aus</strong> Materialien vor Ort wird<br />

eine, den Umständen entsprechende Krankenstation gebaut. Die gespendeten Gelder<br />

werden hauptsächlich zum Kauf von Medikamenten <strong>und</strong> anderen Hilfsmitteln verwendet.<br />

Die Kranken werden mit qualitativen Behandlungen versorgt, so dass die Chance des<br />

Überlebens oder einer Heilung verbessert wird. Jedoch entsprechen die außermedizinischen<br />

Arbeitsgegenstände, wie z.B. Schreibmaschinen für die Registrierung der<br />

Kranken, oder andere Dokumentationsmittel, der einfachsten Form. Auf den<br />

Rettungshubschrauber wird man nicht verzichten. Aber ich glaube kaum, dass man eine<br />

noble Klinik mit Hotelversorgung, ausgestattet mit einem Stab von Chefsekretärinnen, für<br />

jeden behandelten Arzt eine Schreibkraft, teuerste Untersuchungsmittel, Internetanschluss<br />

usw. als ersten Schritt zur Einleitung der Rettungsaktion errichten wird. Zur<br />

fachgerechten <strong>und</strong> qualitativen medizinischen Leistungserbringung muss Hochtechnologie<br />

nicht unbedingt angewendet werden, oder sollte zumindest auf ein geringes Maß<br />

reduziert werden, ohne dabei die Heilungschancen zu verschlechtern.<br />

Das was hier sicherlich so logisch klingt, die Gelder so sparsam <strong>und</strong> effektiv wie nur<br />

möglich einzusetzen, um möglichst vielen, ausreichend zu helfen, ist in unserer<br />

Gesellschaft schon längst vergessen worden. Die vorhandenen Ressourcen werden zur<br />

materiellen Bereicherung des Medizinkonzerns vergeudet <strong>und</strong> bei den Kranken wird<br />

kräftig gespart. Wenn ein Patient in einer Klinik verweilt, interessiert ihn weniger, ob im<br />

Chefarztzimmer der neuste Computer steht, gefüttert von einer sich ständig ändernden<br />

Software. Nein, ihn interessiert auch nicht unbedingt, ob neben seinem Bett ein<br />

elektrischer Schuhanzieher liegt <strong>und</strong> sein Bad ein computergesteuerte Mikroelektronik<br />

zur Erfassung der Feuchtigkeit aufweist. Ob sein Untersuchungsbef<strong>und</strong> per Post seine<br />

Reise von der Klinik zum Hausarzt antritt, oder per Mausklick über Internet, ist ihm auch<br />

erwartungsgemäß gleichgültig. Sollte er jedoch weniger Heilleistungen bekommen, oder<br />

mehr zur Kasse gebeten werden, nur weil man so höflich war <strong>und</strong> auch keine<br />

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