FLUG REVUE 01/2017
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VIP-Interview<br />
Der Ingenieur Josef Gropper ist seit 16 Jahren Geschäftsführer von Liebherr-Aerospace Lindenberg<br />
sowie Managing Director und Chief Operating Officer bei Liebherr-Aerospace & Transportation, Frankreich.<br />
Im Interview spricht er über Perspektiven in China und den Hochlauf neuer Flugzeugprogramme.<br />
Herr Gropper, Liebherr-Aerospace<br />
kooperiert im Rahmen von<br />
Gemeinschaftsunternehmen mit<br />
Rolls-Royce und der chinesischen<br />
Firma Landing Gear Advanced<br />
Manufacturing (LAMC). Sind Joint<br />
Ventures die Zukunft für Liebherr-<br />
Aerospace?<br />
Diese beiden Joint Ventures tragen maßgeblich<br />
zu unserer Strategie bezüglich<br />
der Erschließung neuer Märkte bei. Die<br />
Aerospace Transmission Technologies<br />
GmbH haben wir mit Rolls-Royce für<br />
die Entwicklung von Fähigkeiten und<br />
Kapazität zur Produktion von Leistungsgetrieben<br />
für das UltraFan-Triebwerksdesign<br />
gegründet. Dank unseres langjährigen<br />
Erfolgs sowie großen Know-hows<br />
im Bereich Hubschraubergetriebe und<br />
Zahnräder, die an unserem Standort<br />
Friedrichshafen, dem Kompetenzzentrum<br />
für Getriebe, produziert werden,<br />
können wir Wesentliches im Rahmen<br />
dieses Unternehmens beitragen. Und<br />
China ist ein Zukunftsmarkt. Das Land<br />
hat Potenzial, und wir verfolgen auch<br />
hier mit unserem Joint Venture Liebherr<br />
LAMC Aviation (Changsha) Co. eine<br />
langfristige Strategie.<br />
Welche Erfahrungen haben Sie<br />
bisher bei der Zusammenarbeit<br />
mit China gemacht?<br />
Das Joint Venture wurde mit LAMC<br />
gegründet, um gemeinsam Fahrwerke<br />
für chinesische Flugzeugprogramme<br />
herzustellen. Unsere Erfahrungen sind<br />
dabei sehr positiv. Wir haben uns auf<br />
die chinesische Kultur eingestellt und<br />
im beiderseitigen Umgang eine gute<br />
geschäftliche Basis gefunden.<br />
Inwieweit erhöht der beispiellose<br />
Produktionshochlauf bei den Flugzeugherstellern<br />
in der jüngeren<br />
Vergangenheit den Druck auf Zulieferer<br />
wie Liebherr-Aerospace?<br />
„Wir sind<br />
für weiteres<br />
Wachstum gut<br />
vorbereitet.“<br />
Wir haben in den vergangenen Jahren<br />
neben den Aufträgen für diverse Flugsteuerungssysteme<br />
zum Beispiel auch<br />
sieben verschiedene Fahrwerksprogramme<br />
parallel hochgefahren, darunter für<br />
die Bombardier C Series und den Airbus<br />
A350 XWB. Dass das alles reibungslos<br />
funktioniert, liegt auch daran, dass wir<br />
rechtzeitig Kapazitäten geschaffen haben.<br />
Wir investieren langfristig in unsere<br />
Standorte – unabhängig davon, ob es<br />
gut oder kurzfristig mal nicht optimal<br />
läuft. In Lindenberg haben wir schon<br />
2<strong>01</strong>0 damit begonnen, unsere Planung<br />
für die „Fabrik 2020“ zu entwerfen und<br />
umzusetzen. Unsere Produktionsflächen<br />
Foto: Liebherr-Aerospace<br />
wurden um 50 Prozent vergrößert, der<br />
Logistikfluss wurde optimiert und ein<br />
voll automatisiertes Lager gebaut. Wir<br />
sind auch für weiteres Wachstum sehr<br />
gut vorbereitet. Das konnten wir auch<br />
Boeing zeigen, als es um die Aufträge<br />
für die Komponenten des Klappsystems<br />
der Flügelenden, die Antriebseinheit<br />
und den Hydraulikmotor des Betätigungssystems<br />
der Flügelvorderkante<br />
sowie für die Stellantriebe für das Hochauftriebssystem<br />
der 777X ging.<br />
Welche Trends in der Luftfahrt<br />
beeinflussen Ihr Unternehmen?<br />
Eines der Top-Themen ist der 3D-Druck<br />
beziehungsweise das selektive Laserschmelzen.<br />
Wir sind zurzeit dabei, Teile<br />
nach diesem Verfahren zu produzieren<br />
und auf ihre Flugfähigkeit zu testen. Gerade<br />
bei komplexen Bauteilen sehen wir<br />
ein großes Potenzial in Sachen Leichtbau<br />
und Geometriefreiheit. Für uns<br />
steht auch die Entwicklung von Schlüsseltechnologien<br />
für das More Electric<br />
Aircraft in den Bereichen Flugsteuerung<br />
und Fahrwerk sowie Klimatisierung für<br />
Flugzeuge und Hubschrauber im Vordergrund.<br />
Außerdem beschäftigen wir<br />
uns intensiv mit Industrie-4.0-Themen.<br />
Spüren Sie an Ihrem Standort in<br />
Lindenberg im Allgäu den immer<br />
wieder zitierten Mangel an Fachkräften?<br />
Die meisten jungen Menschen zieht es<br />
verständlicherweise in die Großstädte,<br />
aber für Familien mit Kindern bietet das<br />
Allgäu viele Möglichkeiten. Der Freizeitwert<br />
ist hoch, wir haben kaum Arbeitslosigkeit<br />
und geringere Lebenshaltungskosten.<br />
Der erwartete Fachkräftemangel<br />
trifft auf uns noch nicht zu. Wir haben<br />
ein gutes Image und gelten als attraktiver<br />
Arbeitgeber, das Thema haben wir<br />
natürlich trotzdem im Blick.<br />
FR<br />
Die Fragen stellte Ulrike Ebner<br />
Mehr im<br />
Internet:<br />
Unter dem Suchbegriff „Liebherr-Aerospace“ finden Sie auf www.flugrevue.de Artikel zu dem Zulieferer mit<br />
Standorten in Lindenberg, Toulouse, Guaratinguetá (Brasilien), Nischni Nowgorod (Russland) und Changsha (China).<br />
www.flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> Januar 2<strong>01</strong>7 15