Industrielle Automation 5/2015
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NACHGEFRAGT<br />
Industrie 4.0 kontra<br />
AMP 2.0 - wer wird sich<br />
weltweit durchsetzen?<br />
Beide Programme haben als oberste Ziele den Erhalt von Arbeitsplätzen<br />
und den Anspruch, Technologieführerschaft zu erreichen.<br />
Den wirtschaftlichen Erfolg wird in Zukunft nicht mehr derjenige<br />
haben, der die Fertigungstechnik besser beherrscht, sondern<br />
Unternehmen, denen es gelingt, Daten aus ihren Fertigungsprozessen<br />
vollständig zu erfassen, nachvollziehbar aufzubereiten und<br />
daraus Wissen zu generieren, um zu optimierten, datengetriebenen Geschäftsmodellen<br />
zu kommen. Es geht also darum, die Wertschöpfungskette mit Hilfe<br />
von Prozesswissen zu verbessern. Die dafür notwendigen Technologien existieren<br />
bereits. Und auch die Daten wären in den meisten Unternehmen bereits vorhanden<br />
- sie werden nur oft nicht genutzt. Dabei gibt es einfache Möglichkeiten, Daten aus<br />
dem Produktionsprozess zu erfassen und z. B. für qualitativ bessere Ergebnisse zu<br />
nutzen. Beide politischen Programme zielen darauf ab, das Bewusstsein hierfür zu<br />
schärfen.<br />
Dr. Ulrich Lettau, Vorstandsvorsitzender, iba AG<br />
Die Realisierung von Industrie 4.0 bzw. AMP 2.0 fähigen Produktionskonzepten<br />
wird den größten Erfolg nicht in einem Wettbewerb,<br />
sondern im Rahmen von Kooperationen erreichen.<br />
Viele Unternehmen haben ihre Produktionsstandorte weltweit<br />
errichtet. Die wirtschaftlichste Form der Einführung kann aber<br />
hierbei nur über die Verwendung von einheitlichen Technologien<br />
und Produktionsmitteln erfolgen. Voraussetzung hierfür sind internationale<br />
Normen. Diese lassen sich aber leichter über Kooperationen erstellen. Ein gutes<br />
Beispiel hierbei die Einführung der Integrationstechnologie FDI (Field Device<br />
Integration), die aus der Kooperation der deutschen Profisbus Nutzerorganisation<br />
(PNO) mit den in den USA angesiedelten Organisationen FieldComm Group und<br />
OPC Foundation sowie der in Belgien registrierten FDI Group entstanden ist.<br />
Karsten Schneider, Vorstandsvorsitzender, Profibus Nutzerorganisation e.V.<br />
Aus meiner Sicht stellt sich diese<br />
Frage gar nicht in dieser Schärfe.<br />
Bei beiden Initiativen geht es<br />
verständlicherweise darum, dem<br />
jeweiligen Land die Führerschaft bei<br />
neuen Technologien im Produktionsprozess<br />
bzw. den Smart Factories zu<br />
sichern und letztendlich<br />
Arbeitsplätze zu<br />
schaffen. In einer<br />
globalen Welt mit<br />
international agierenden<br />
Firmen ist es<br />
sinnvoller, hier zu<br />
kooperieren, statt zwei unterschiedliche<br />
Initiativen mit demselben Ziel<br />
zu verfolgen. Kein international<br />
tätiges Unternehmen wird z. B. in<br />
Deutschland eine moderne Fabrik<br />
à la Industrie 4.0 hochziehen, in den<br />
USA eine Fabrik nach AMP-2.0-Standards,<br />
und in einem dritten Land eine<br />
Fabrik von gestern. Die moderne<br />
Technologie ergibt nur dann einen<br />
Sinn, wenn sich weltweit die<br />
Informationen über die gleichen<br />
Produktionsvorgänge austauschen<br />
und optimieren lassen.<br />
Rahman Jamal, Global Technology &<br />
Marketing Director, National Instruments<br />
54 INDUSTRIELLE AUTOMATION 5/<strong>2015</strong>