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SPORTaktiv Februar 2017

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Nachspiel<br />

DIE BRUTALITÄT<br />

DES GLÜCKS<br />

OBWOHL SCHON DIE ANTIKEN OLYMPISCHEN<br />

SPIELE EINEN BERG, dessen Gipfel im Winter<br />

oft monatelang schneebedeckt und eissturmumtöst<br />

ist, eben den Olymp im Namen<br />

führen, haben die hellenischen Erfinder<br />

keine Winterspiele veranstaltet, keinen<br />

Gedanken an Abfahrtsläufe, Slalomrennen<br />

oder Skispringen verschwendet und<br />

zwa Brettln, a gfieriger Schnee waren im<br />

Heilsplan von Zeus & Co. nicht enthalten.<br />

Aber damals schon gab es neben athletischen<br />

eigene rhetorische Bewerbe, nur dass<br />

Redegewandtheit und antiker Intellekt Olympische<br />

Spezialdisziplinen mit eigener Wertung<br />

und eigener Siegerehrung waren,<br />

während heute die Allrounder und Kombinierer<br />

zum Zug kommen: Denn das anschließende<br />

Flash interview ist ja längst zum<br />

integralen Bestandteil eines jeden sportlichen Kraftakts<br />

geworden, und unsere Spitzenathleten werden vom Training<br />

automatisch zum Sprechtraining weitergereicht.<br />

Hinter jedem Coach lauert ein Kommunikationscoach,<br />

sodass eine Nationalabfahrtsläuferin, die hofft, dass es<br />

„bald wieder bergauf geht“, die heitere Ausnahme in der<br />

ernsten, eloquenten Regel darstellt. Während noch die<br />

keuchenden Idole meiner Kindheit bei Interviews speziell<br />

nach Niederlagen und Debakeln immer ein bisschen<br />

wie Ladendiebe beim Polizeiverhör wirkten, in den kuriosesten<br />

Wortschatzengpässen stecken blieben, die wunderbarsten<br />

dialektalen Kapriolen schlugen und Stilblüten<br />

und Katachresen auf Lager hatten, spenden die Heutigen<br />

ganz selbstverständlich satzwertige Nennformgruppen<br />

und erklären bis ins Detail, wo und warum<br />

sie welche Hundertstelsekunde liegen<br />

lassen haben.<br />

Wollte man die Nationalintelligenzbestien<br />

wirklich noch auf dem falschen Sprachfuß erwischen,<br />

müsste man sie schon fragen, was<br />

konkret der Unterschied zwischen einer inoffiziellen<br />

und einer offiziellen Schokolade<br />

ist. Jedenfalls ist das Klischee vom dummen<br />

Sportler, vom ruralen Muskelprotz mit integraler<br />

Denkerbse längst nicht mehr aufrechtzuerhalten.<br />

So gesehen nähern wir<br />

Gegenwärtigen uns wieder dem antiken Ideal<br />

an, als die Sportstätten tatsächlich Gymnasien hießen.<br />

Manchmal dringt aber wie eine klassische<br />

(Freudsche) Fehlleistung aus den dicken<br />

Mauern der Kommunikationsschulen doch noch<br />

sprachliche Naturbelassenheit durch, und einer der aktuellen<br />

Naturburschen mit dem Namen Max Franz erklärte<br />

unmittelbar nach seiner Downhill-Erlösung der Skination<br />

(ohne Schnee) nach seinen Emotionen befragt, er sei<br />

„einfach nur brutal glücklich“. Wenn Sie mich nach meinen<br />

diesbezüglichen Gefühlen fragen: Ich habe Angst!<br />

Ich habe vor glücklichen Menschen immer Angst, ganz<br />

einfach, weil sie so brutal sind! Im Sinne des Weltfriedens<br />

fordere ich: unglückliche Spitzenskifahrer.<br />

EGYD GSTÄTTNER<br />

Der Klagenfurter ist freier<br />

Schriftsteller und Hobbysportler.<br />

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