? ? ? Pilzkunde Pilze im Frühjahr Wenn im Frühjahr die Natur langsam wieder erwacht, dann werden auch die Pilzliebhaber wieder munter. Und wenn man im Winter keine Austernseitlinge und Samtfußrüblinge gesammelt hat, kommt spätestens jetzt wieder der Appetit auf frische Pilze. Aber was kann man finden? Kurt Köhler gibt Antwort auf diese brennende Frage und teilt die Schwammerl dabei in zwei Gruppen auf: einmal die Speisepilze und dann diejenigen Arten, die man zwar nicht essen kann, die aber das Herz des <strong>Pilzfreund</strong>es schon durch ihren Anblick erfreuen. 12
Pilzkunde ? ? ? Zu den begehrtesten Speisepilzen im Frühling gehören die Morcheln, vor allem die Speisemorchel (oder besser Rundmorchel, denn der Name ist verwirrend, auch die Spitzmorchel ist ein Speisepilz) und die Spitzmorchel. Die Spitzmorchel (Morchella conica) ist problemlos zu erkennen. Sie hat, wie der Name schon sagt, einen spitzen Hut, fast parallel verlaufende Längsrippen und kurze Querrippen. So bilden sich wabenartige Vertiefungen (Gruben), die diese Art leicht von den giftigen Lorcheln unterscheidet. Dies gilt für alle Morcheln.<strong>Der</strong> Stiel ist weiß bis fleischrötlich, später gelblich oder hellbräunlich. Interessant sind die möglichen Fundorte. Man findet sie an Wegen, in Kahlschlägen, an Holzlagerplätzen, gelegentlich an und auf Brandstellen. Aber am häufigsten ist diese Art bei uns an anthropogenen (von Menschen geschaffenen) Standorten. Es lohnt sich, überall dort zu suchen, wo viel Rindenmulch ausgebracht wurde. Die Zäune am Rande so mancher Firmengelände und Parks sowie Gärten sind ideale Sammelorte. Man sollte allerdings Straßenränder an viel befahrenen Straßen vermeiden. Ist das Substrat dort durch den Pilz nach 1 bis 2 Jahren aufgebraucht, lohnt sich das Nachschauen nicht mehr. Die Spitzmorchel wie auch ihre Verwandten eigenen sich vorzüglich für eine Morchel-Rahmsoße. Die Speisemorchel (Morchella esculenta) ist ein typischer Auwaldpilz, der aber auch in ähnlichen Biotopen vorkommen kann. <strong>Der</strong> Hut ist beigegrau, heller als bei der Spitzmorchel, auch ist er rundlicher. <strong>Der</strong> Stiel ist wie bei den meisten Morchelarten hohl. Diese Art ist gern mit Eschen vergesellschaftet. Findet man sie außerhalb von Auwäldern zusammen mit Eschen und Brennnesseln, sollte man sich die Stellen merken, dort wachsen später im Jahr gern die Riesenstäublinge. Dann gibt es den Morchelbecherling (Disciotis venosa), einen von vielen geschätzten Speisepilz des Frühjahrs. Ja, einige Sammler schätzen ihn noch höher ein als die Morcheln. Es ist eine becherlingsähnliche Art, die sehr groß werden kann (bis zu 15 und mehr cm). Die Innenseite ist meist hirnartig gewunden. Das beste Erkennungsmerkmal ist der chlorartige Geruch, der aber beim Zubereiten verschwindet. <strong>Der</strong> Geruch kann auch als Trennungsmerkmal zu anderen ähnlichen Arten herangezogen werden. Es gibt bei uns nur einen stark giftigen becherlingsartigen Pilz, den Kronenbecherling (Sarcosphaera coronaria). Er ist, wie der Name schon sagt, kronenartig aufgerissen und hat eine violettliche Innenfläche. Wie viele Arten sammelt auch er bestimmte Stoffe an, hier insbesondere Arsen. Zum weiten Kreis der Morcheln und Morchelarten gehören auch die Käppchenmorchel (Morchella semilibera), die Fingerhut-Verpel (Verpa conica) und mehr. Diese Arten sind allerdings sehr selten, stehen teilweise unter Naturschutz und sollten geschont werden. Die Rundmorchel hat - wie alle Morcheln - wabenartige Vertiefungen. <strong>Der</strong> Hut der giftigen Lorchel hat eine wulstige Oberfläche und erscheint hirnartig. Ein schon im Spätherbst und milden Winter vorkommender Pilz ist der Fichtenzapfen-Rübling (Strobilurus esculentus). Seine Haupterscheinungszeit ist allerdings das Frühjahr. Wie der Name schon aussagt, wächst er auf Fichtenzapfen, sehr oft auf solchen, die tief im Boden vergraben sind. Entsprechend lang kann auch der rüblingsartig zähe Stiel sein. Diese Art erscheint sehr oft in großen Mengen, ist aber wegen der kleinen Fruchtkörper schwer zu finden, heben diese sich doch farblich kaum vom Untergrund ab. <strong>Der</strong> Fichtenzapfenrübling gilt als guter Speisepilz, es ist allerdings sehr mühselig, eine Mahlzeit zusammen zu bekommen, wird er doch oft nicht größer als 1 cm. In mehr als 30 Jahren habe ich ihn ein einziges Mal gegessen - damals musste ich für einen Fachaufsatz viele Hunderte Exemplare sammeln. Manchmal wachsen Fichtenzapfenrüblinge sogar direkt aus den Zapfen. 13