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Der Pilzfreund - Ausgabe 4

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Unter einem Hut<br />

und Porphyrwulstlinge (Amanita porphyria), der potentiell<br />

stark giftige Igelwulstling (Amanita solitaria). Und<br />

einige weitere Arten, die im Vergleich dazu eher schwach<br />

giftig sind, wie Fliegenpilz (Amanita muscaria) oder Gelber<br />

Knollenblätterpilz (Amanita citrina).<br />

Es lohnt sich aber, in dieser Gattung genauer hinzusehen,<br />

denn auch der eine oder andere gute und gut erkennbare<br />

Speisepilz hält sich hier versteckt. Am besten geht man<br />

aber zunächst auf „Giftpilzjagd“, um wenigstens den Grünen<br />

Knollenblätterpilz, den Pantherpilz und vielleicht<br />

ein paar weitere der giftigen Arten kennen zu lernen. Die<br />

oben erwähnten Arten sind in Deutschland (mit Ausnahme<br />

des seltenen Igelwulstlings) allesamt häufig, wenn<br />

auch nicht in jeder Gegend. Die Gattungsbestimmung<br />

sollte auch hier die Grundlage sein, wie bereits im ersten<br />

Teil der Serie („Giftpilze“) dargestellt.<br />

Die Scheidenstreiflinge bilden eine eigene Sektion innerhalb<br />

der Wulstlinge. Sie grenzen sich dadurch ab, dass sie<br />

niemals ein Teilvelum ausbilden (also nie einen Ring) und<br />

immer (auch jung schon) einen gerieften Hutrand haben.<br />

Die Stielbasis ist auf keinen Fall keulig oder knollig verdickt,<br />

sondern immer zylindrisch oder auch verjüngt. Sie<br />

ist stets von einer häutigen Scheide umgeben, dem Rest<br />

der Gesamthülle, von der ganz junge Fruchtkörper völlig<br />

umschlossen sind. Hier sollte man ein wenig üben, um<br />

Scheidenstreiflinge sicher erkennen zu können. Denn<br />

in dieser Sektion befindet sich keine einzige giftige Art.<br />

Theoretisch sind die Scheidenstreiflinge der schwierigste<br />

Bereich der Wulstlinge, Artbestimmungen sind häufig<br />

nur mikroskopisch möglich, gelegentlich auch dann nicht.<br />

Wie bei Täublingen oder Champignons ist aber die exakte<br />

Bestimmung nicht wichtig für den Verzehr. Die meisten<br />

Scheidenstreiflinge schmecken – sagen wir mal bescheiden.<br />

Ich würde nicht direkt „schlecht“ sagen, aber viele<br />

Arten sind kein Hochgenuss. Eine erstaunliche Ausnahme<br />

bildet hier der Safran-Streifling (Amanita crocea). Diese<br />

Art ist durch ihren orangegelben Hut und den grob genatterten<br />

Stiel sowie die immer rein weiße Stielscheide ohne<br />

ockerliche oder graue Flecken recht gut zu erkennen. <strong>Der</strong><br />

Safran-Streifling ist hervorragend im Geschmack. Es lohnt<br />

sich, einige dieser Pilze und einige Fuchsige Streiflinge<br />

(Amanita fulva) zu sammeln, in zwei getrennten Pfännchen<br />

zuzubereiten und direkt zu vergleichen.<br />

Bei den Wulstlingen mit Teilvelum (also Ring am Stiel<br />

bei geöffnetem Hut) kommt in Mitteleuropa im Grunde<br />

nur eine Art als regelmäßiger Speisepilz in Frage, nämlich<br />

der Perlpilz (Amanita rubescens). Diese sehr häufige<br />

Art schmeckt sehr gut, ist nicht schwer zu erkennen und<br />

kann auch in den Sommermonaten, in denen sonst kaum<br />

etwas im trockenen Wald wächst, einen Korb füllen. <strong>Der</strong><br />

gefährlichste Doppelgänger ist der Pantherpilz (Amanita<br />

pantherina). Diesen ein paar Mal gefunden und bestimmt<br />

zu haben, gibt Sicherheit und man kann mit gutem Gefühl<br />

die erste Perlpilz-Mahlzeit genießen.<br />

Das wichtigste Merkmal steckt schon im lateinischen Namen<br />

des Perlpilzes: Rubescens. Das Fleisch dieser Art rötet<br />

also. Nicht auf die Weise, wie das die rötenden Champignons<br />

tun würden, sondern es geschieht viel langsamer.<br />

Dafür sind die roten Verfärbungen meist schon beim Auffinden<br />

gut erkennbar: An Kratz- oder Fraßspuren am Stiel,<br />

an den Madengängen in der Stielbasis (Längsschnitt), im<br />

oberen Hutfleisch beim Abziehen der Huthaut. Einige weitere<br />

Merkmale runden das Gesamtbild des Perlpilzes im<br />

Vergleich zum Pantherpilz ab: <strong>Der</strong> oberseits geriefte Ring<br />

(beim Panther oberseits glatt), der (fast immer) ungeriefte<br />

Hutrand (beim Panther ab einem gewissen Alter stets<br />

gerieft), die rundlich-knollige Stielbasis mit mehr oder<br />

weniger groben Velumbändern – aber ohne die dicken,<br />

stulpenartigen Wülste wie beim Pantherpilz. Die Merkmale<br />

„Ringriefung“ + „Hutrandriefung“ + „Stielbasis“ sind<br />

jeweils für sich nicht brauchbar für eine sichere Bestimmung.<br />

Aber in der Kombination ergeben sie Sinn, um sich<br />

zusätzlich zum Röten abzusichern.<br />

Im mediterranen Raum kommen weitere leckere Wulstlinge<br />

vor, die aber in Mitteleuropa gar nicht oder nur sehr<br />

sporadisch vorkommen, so wie der Kaiserling (Amanita<br />

caesarea) oder der Eierwulstling (Amanita ovoidea). Auch<br />

der Fransige Wulstling (Amanita strobiliformis) ist eher<br />

eine mediterrane Art, aber in Deutschland in wärmeren<br />

Gegenden mittlerweile durchaus verbreitet. Auch diese<br />

Art gilt als guter Speisepilz, taucht aber mehr in Einzelfruchtkörpern<br />

oder kleinen Gruppen auf. Die Art ist durch<br />

die großen Fruchtkörper mit dem kleiig-wattigen, sehr<br />

groben Velum erkennbar, das beim Aufschirmen des Hutes<br />

gerne in Fransen oder Fetzen am Hutrand hängen bleibt.<br />

Einen richtigen, gut abgesetzten Ring hat der Pilz nicht,<br />

Safran-Streifling Foto: Pablo Schäfer<br />

Perlpilz Foto: Peter Heimburger<br />

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