Der Pilzfreund - Ausgabe 4
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Unter einem Hut<br />
<strong>Der</strong> Salzwiesenchampignon (Agaricus bernardii) ist in den<br />
meisten Gebieten eher selten, rötet auch stark im Schnitt,<br />
schmeckt aber meistens eher unangenehm. Giftig ist er<br />
dabei nicht, nur ungenießbar.<br />
Die dritte Gruppe ist die verzwickteste. Allerdings ist der<br />
einzige Vertreter aus dieser Gruppe, der sich wirklich für<br />
den Verzehr lohnt, der echte Wiesenchampignon (Agaricus<br />
campestris). In der Stielspitze und direkt über den<br />
Lamellen kann sich sein Fleisch gelegentlich auch blass<br />
rosarot verfärben, in der Stielbasis dafür auch mal etwas<br />
ocker. Das macht die Unterscheidung zu den Karbolegerlingen<br />
bisweilen schwierig, da der Wiesenchampignon<br />
keinen spezifischen Geruch hat und der Geruch der Karbolis<br />
ja nicht immer ausgeprägt sein muss. Zur Unterscheidung<br />
kann man da auf zwei weitere Merkmale achten:<br />
die Form der Stielbasis und den Ring. Die Stielbasis<br />
beim Wiesenchampignon ist nie keulig oder gar knollig<br />
verdickt. Idealerweise ist sie zylindrisch oder der Stiel an<br />
der Basis sogar etwas verjüngt. Beim Karbolegerling ist<br />
die Stielbasis meist deutlich knollig. <strong>Der</strong> Ring beim Wiesenchampignon<br />
ist sehr dünn, liegt bald am Stiel an und<br />
ist recht vergänglich. <strong>Der</strong> Ring des Karbolchampignons ist<br />
meistens häutig, etwas abstehend, groß und dauerhaft.<br />
Dunkelsporer mit herablaufenden Lamellen<br />
Diese Gruppe von Pilzen mit dunklem, olivbraunem Sporenpulver<br />
und am Stiel herablaufenden Lamellen kann<br />
man in zwei Gattungen einteilen: Die Gelbfüße (Chroogomphus)<br />
mit eher trockenem Hut und die Schmierlinge<br />
(Gomphidius) mit einer schmierigen bis deutlich schleimigen,<br />
meist abziehbaren Huthaut. Das wichtigste Merkmal,<br />
das die beiden Gattungen von anderen Dunkelsporer-Gattungen<br />
mit bisweilen sehr giftigen Arten (Schleierlinge,<br />
Risspilze) unterscheidet, ist der Ansatz der Lamellen am<br />
Stiel: kurz bis deutlich und lang herablaufend, niemals<br />
ausgebuchtet angewachsen. Die Lamellen der Schmierlinge<br />
können anfangs recht hell sein, so dass man nicht<br />
gleich auf einen Dunkelsporer kommt (ohne einen Abwurf<br />
gemacht zu haben). Dennoch dürften dabei kaum Verwechslungen<br />
mit z. B. giftigen Trichterlingen auftreten:<br />
Die Schmierlinge sind kräftiger im Wuchs und unterscheiden<br />
sich ganz gut durch ihr viel dickeres Hutfleisch.<br />
Achten muss man auf Verwechslungen mit Kremplingen<br />
wie dem stark giftigen Kahlen Krempling (Paxillus involutus).<br />
Arten dieser Gattung haben nahezu die gleiche Sporenpulverfarbe<br />
und ebenfalls herablaufende Lamellen.<br />
Aber hier bräunen die Lamellen bei Verletzungen ebenso<br />
wie das Fleisch der Fruchtkörper im Schnitt. Das passiert<br />
bei Gelbfüßen und Schmierlingen nicht.<br />
In Mitteleuropa kommen nur zwei Arten von Gelbfüßen<br />
vor: der Kupferrote Gelbfuß (Chroogomphus rutilus) und<br />
der nicht ganz so häufige Filzige Gelbfuß (Chroogomphus<br />
helveticus). Beides sind nach meinem Geschmack gute<br />
Speisepilze, bei denen sich das Sammeln durchaus lohnt.<br />
Beim Erhitzen verfärbt sich ihr Fleisch violett, was ein<br />
weiteres gutes Bestimmungsmerkmal ist.<br />
<strong>Der</strong> bekannteste Schmierling ist das Kuhmaul (Gomphidius<br />
glutinosus), das sich auch durch das dicke, schleimige<br />
Velum und die von Anfang an leuchtend gelbe Stielbasis<br />
erkennen lässt.<br />
Seltener ist der Rosenrote Schmierling, ein hübscher<br />
Pilz mit leuchtend rosaner Hutoberfläche, die ebenfalls<br />
schleimig ist, und einem weißlichen Stiel. Er tritt nur in<br />
unmittelbarer Nachbarschaft von Kuhröhrlingen (Suillus<br />
bovinus) auf.<br />
Selten ist der Lärchenschmierling oder Fleckende<br />
Schmierling (Gomphidius maculatus), der nur bei Lärchen<br />
vorkommt und stets in Verbindung mit dem Goldröhrling<br />
(Suillus grevillei) steht.<br />
Alle Arten sind essbar und zumindest das Kuhmaul und<br />
der Rosenrote Schmierling schmecken sehr gut, allerdings<br />
sollte man wie bei Schmierröhrlingen schon beim Sammeln<br />
die Huthaut abziehen und den Schleim entfernen.<br />
Die giftige Verwandschaft<br />
In der Gattung Amanita (Wulstlinge) sind einige der giftigsten<br />
Pilze Europas zuhause. Na klar, der Grüne Knollenblätterpilz<br />
(Amanita phalloides), der auch rein weiß sein<br />
kann, der Kegelhütige Knollenblätterpilz (Amanita virosa)<br />
der Pantherpilz (Amanita pantherina), die nicht ganz so<br />
giftigen Narzissengelben Wulstlinge (Amanita gemmata)<br />
Kupferroter Gelbfuß Foto: Pablo Schäfer<br />
Rosenroter Schmierling Foto: Nick Dürmüller<br />
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