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Der Pilzfreund - Ausgabe 4

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Unter einem Hut<br />

später breiten sie sich schirmartig aus. Sie umschließen<br />

anfangs den gesamten Stiel. Die Hutoberfläche ist grob<br />

geschuppt, besonders bei Nässe haben die Schuppen<br />

eine etwas kleiige, schmierige Haptik. Meistens sind die<br />

Schuppen weiß, bei ganz jungen Fruchtkörpern (wenn die<br />

Schuppen noch weitestgehend zusammenhängen) auch<br />

ockerbräunlich.Eine Zeit lang hatte man den Pilz im Verdacht,<br />

zusammen mit Alkohol unverträglich zu sein. Doch<br />

das ist falsch, der Schopftintling enthält kein Coprin,<br />

kann also auch mit einem Gläschen Wein oder Bier genossen<br />

werden.<br />

Man muss sicher gehen, keine anderen Tintlinge einzusammeln,<br />

da es dort mehrere Arten gibt, die sehr wohl<br />

Coprin enthalten und zusammen mit Alkohol (bis zwei<br />

Tage vor und nach der Pilzmahlzeit) schwere Vergiftungen<br />

auslösen können. Das bekannteste Beispiel ist der Graue<br />

Faltentintling (Coprinopsis atramentaria), der sich durch<br />

den meist büscheligen Wuchs und die grauen, mit nur feinen,<br />

flockigen Schuppen besetzten oder auch komplett<br />

ungeschuppten Hüte vom Schopftintling unterscheidet.<br />

Auch nach dem kann man gezielt auf die Suche zu gehen,<br />

um ihn kennenzulernen und Verwechslungen auszuschließen.<br />

Glimmertintlinge (Coprinopsis micacea) und nur<br />

mikroskopisch abgrenzbare Nachbararten kann man sich<br />

zudem angucken, da sie ebenfalls sehr häufig sind.<br />

Ein Pilz mit schwarzem Sporenpulver, dessen Lamellen<br />

und Hut sich aber nicht auflösen, ist der Riesenträuschling<br />

(Stropharia rugosoannulata), ein bekannter Kulturpilz,<br />

der aber nicht allen Leuten gleich gut schmeckt. Die Art ist<br />

im Freiland nicht allzu häufig, aber relativ gut zu bestimmen.<br />

Die großen, kräftigen Fruchtkörper mit schwarzem<br />

Sporenpulver, einem entweder rotbraunen oder ockergelben<br />

Hut und einem kräftigen, unterseits zahnradartigen<br />

Ring sind schon recht charakteristisch. Die Lamellen sind<br />

anfangs fast weiß, werden bald grau und im Alter dunkelgrau<br />

bis schwarz. Sie sind am Stiel angewachsen, meist<br />

etwas ausgebuchtet und mit kurzem Zähnchen herablaufend,<br />

aber nicht frei wie bei Champignons. Es gibt die<br />

eine oder andere recht seltene Träuschlingsart, die auch<br />

so kräftige und grob beringte Fruchtkörper bildet, doch<br />

diese sind farblich meist etwas anderes, der Hut heller, in<br />

der Regel sogar nahezu weißlich.<br />

<strong>Der</strong> Klassiker: Champignons<br />

Entgegen mancher Ansicht kann man gerade bei Champignons<br />

eine Menge falsch machen. Es gibt eben nicht nur<br />

„Zuchtchampignons aus dem Supermarkt“ und „Wiesenchampignons“.<br />

In Wirklichkeit gibt es je nach Artauffassung<br />

zwischen 50 und 80 Arten in dieser Gattung nur in<br />

Europa. Die Unterscheidung der einzelnen Arten ist oft<br />

sehr schwierig und funktioniert – wenn überhaupt – nur<br />

mit mikroskopischen Merkmalen. „Wiesenchampignon“<br />

ist dabei sicherlich eine der am häufigsten fehlbestimmten<br />

Arten. In der Regel hat das aber kaum Konsequenzen,<br />

denn die meisten Champignons sind durchaus essbar. Es<br />

verhält sich hier also ähnlich wie bei Täublingen: Man<br />

muss einen Fund nicht bis zur genauen Art bestimmen<br />

können, um ihn kulinarisch verwerten zu können. Das ist<br />

bei mir selbst auch nicht anders, wenn ich gilbende, nach<br />

Marzipan riechende Champis zum Essen sammle, mikroskopiere<br />

(= bestimme) ich die auch nicht. In Europa kommen<br />

ein bis zwei Handvoll giftige Arten vor, doch die sind<br />

nicht bedrohlich, sondern verursachen leichte bis starke<br />

Verdauungsbeschwerden. Zudem schmecken sie vermutlich<br />

ziemlich abscheulich. Davon aber gleich mehr, das<br />

Wichtigste zuerst: Man muss die Gattung sicher erkennen<br />

können!<br />

Die wichtigsten Merkmale, die zur Gattungsbestimmung<br />

immer zu berücksichtigen sind:<br />

• Sporenpulver dunkelbraun (nicht ocker, nicht schwarz,<br />

nicht hellbraun, nicht rostfarben, nicht fleischbraun und<br />

erst recht nicht weiß!)<br />

• Lamellen frei (erreichen den Stiel nicht ganz)<br />

• Stiele beringt! Ring kann aufsteigend, absteigend, dick<br />

oder dünn, wattig oder häutig oder auch einfach anliegend,<br />

selten auch mal abgefallen sein.<br />

Fatal sind Verwechslungen mit giftigen Wulstlingen wie<br />

Pantherpilz, Narzissengelber Wulstling, Grüner Knollenblätterpilz<br />

(gibt es auch in rein weiß) oder Kegelhütiger<br />

Knollenblätterpilz. Fälblinge (Gattung: Hebeloma) sind<br />

oft unkritisch, doch auch dort gibt es ein paar giftige<br />

Arten. Risspilze (insbesondere die rötenden, kräftigeren<br />

Arten) haben niemals freie Lamellen, eine etwas hellere<br />

Sporenpulverfarbe, die Stiele sind nicht beringt.<br />

Riesenträuschling Foto: Pablo Schäfer<br />

Wiesenchampignon Foto: Pablo Schäfer<br />

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