Der Pilzfreund - Ausgabe 4
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Unter einem Hut<br />
Lamellen, die Dritte: Man sammelt<br />
ja auch Erfahrung ...<br />
von Pablo Schäfer<br />
Wenn man an dem Punkt angelangt ist,<br />
wo nicht nur Steinpilz und Maronen, sondern<br />
auch leuchtende Pfifferlinge, bunte<br />
Täublinge und Reizker das Gesamtbild der<br />
Funderfolge aufhübschen, darf man sich<br />
ruhig schon als Sammler mit Erfahrung<br />
bezeichnen. Damit kann man es je nach<br />
persönlichem Gefallen belassen, der Spaß<br />
an den Pilzen und am Sammeln ist ja nicht<br />
abhängig davon, wie viele Arten man kennt<br />
und mitnimmt. Doch wenn man vom Ehrgeiz<br />
gepackt wird, noch mehr zu lernen<br />
und das Repertoire beständig zu erweitern,<br />
kann das auch eine schöne Sache sein …<br />
Nur muss man sich klar machen, dass mit jedem weiteren<br />
Schritt die Unterscheidung der essbaren von den giftigen<br />
Arten etwas schwieriger wird. Das Risiko von Verwechslungen<br />
müsste also steigen. Aber ist das wirklich so? Je öfter<br />
man sammelt, dabei die Pilze möglichst eingehend untersucht,<br />
in verschiedenen Formen und Ausprägungen kennen<br />
lernt, desto größer wird auch der Erfahrungsschatz.<br />
Mehr und mehr Merkmale lernt man zu beachten, zu beurteilen<br />
und auch die Variationsbreiten abzuschätzen. Und<br />
das ist die Voraussetzung, um auch bei „schwierigeren<br />
Pilzen“ die Risiken zu minimieren. Dazu gehört nun nicht<br />
mehr nur die genaue Merkmalskenntnis der bevorzugten<br />
Speisepilze, sondern auch die der giftigen Doppelgänger.<br />
Also lohnt es sich, gezielt nach diesen zu suchen, um sie<br />
sicher zu bestimmen. Wie schon im ersten Teil („Giftpilze“)<br />
beschrieben, ist das der Schlüssel zum sicheren Sammeln<br />
auch bei Champignons, Perlpilzen und Co.<br />
Riesengroß, schuppig: Ein Sonnenschirm für Zwerge?<br />
Also, wie war das nun mit dem „Sonnenschirm für den Dackel“?<br />
Ach ja, „ein wenig komplizierter als bei Pfifferlingen,<br />
Seitlingen, Täublingen und Milchlingen.“ Hier muss man<br />
schon wissen, welche Merkmale relevant sind. Und wo man<br />
aufpassen muss, um nicht doch an einen Giftpilz zu geraten.<br />
Zwar sind hier Verwechslungen mit Knollenblätterpilzen<br />
der ganz üblen Art eher unwahrscheinlich. Aber eben<br />
auch nur dann, wenn die Pilze einigermaßen typisch ausgeprägt<br />
sind. Darüber hinaus gibt es auch bei den Riesenschirmlingen<br />
im weiteren Sinne mindestens eine giftige<br />
Art. Man kann die Riesenschirmlinge nochmal in zwei<br />
Gattungen teilen, nämlich die echten Riesenschirmlinge<br />
(Macrolepiota im strengen Sinne) und die Safranschirmlinge<br />
(Chlorophyllum). Riesenschirmlinge der Gattung Macrolepiota<br />
sind generell essbar. Die Gattung Chlorophyllun<br />
dagegen enthält in Mitteleuropa mindestens eine giftige<br />
Art. Dabei darf man sich nicht von einem Spuk namens Macrolepiota<br />
venenata und auch nicht von einem Schreckgespenst<br />
namens Macrolepiota hortensis var. bohemica irritieren<br />
lassen. Diese Namen geistern zwar gerne durch die<br />
Literatur, sind jedoch irrelevant. Sie sind entweder Synonyme<br />
zu Arten der Gattung Chlorophyllum (Safranschirmlinge)<br />
oder tatsächlich reine Phantome, also Namen, die<br />
sich keiner tatsächlich existierenden Art zuordnen lassen.<br />
Wichtig ist nur, dass man Safranschirmlinge (Chlorophyllum)<br />
von Riesenschirmlingen (Macrolepiota) generell unterscheiden<br />
kann. Von den Safranschirmlingen kann man<br />
dann einfach die Finger lassen, bei den Riesenschirmlingen<br />
kann man spaßeshalber noch einige Arten unterscheiden,<br />
muss man aber nicht, weil alle Arten essbar und<br />
sehr lecker sind.<br />
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