stahlmarkt 12.2014 (Dezember)
Aus dem Inhalt: Steel International / Nachbericht Messe EuroBLECH / Lochbleche / Markieren & Kennzeichnen
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Steel International K 19<br />
Hoffnungsschimmer für die Stahlindustrie<br />
in Europa und in den USA<br />
Schweizer Bank mahnt aber wegen Chinas Exporten zur Vorsicht<br />
Zürich. Die Lage für die globale Stahlindustrie bleibt nach wie vor<br />
herausfordernd. Die allgemeine Nachfrageschwäche, die vor allem in China<br />
zu beobachten ist, und die hohen Überkapazitäten lassen die Branchenexperten<br />
der Schweizer Großbank UBS weiterhin sehr auf der Hut sein.<br />
In einem etwas positiveren Licht als bisher sehen sie allerdings die<br />
Entwicklung in Europa. Mit Verweis auf den makroökonomisch bedingten<br />
Käufermarkt bleiben sie zudem bei ihrer optimistischen Einschätzung für<br />
die USA.<br />
Die Verfassung der südamerikanischen<br />
Stahlindustrie beurteilt die Bank wegen der<br />
schwächelnden Wirtschaften weiterhin vorsichtig.<br />
Sie rechnet dort im kommenden Jahr<br />
mit einem anhaltenden Rückgang der Nachfrage.<br />
Auch für China findet UBS keine positiven<br />
Worte, da die deutliche Überproduktion<br />
und steigende internationale Schutzmaßnahmen<br />
das lokale Erzeugungswachstum<br />
aller Voraussicht nach belasten werden.<br />
Die Stahlexperten sind überzeugt davon,<br />
dass sich die volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen<br />
in China, Europa, Südamerika<br />
und Japan weiter verschlechtern. Zu den<br />
Gründen zählen der Nachfrageausfall und<br />
die Sanktionen aufgrund des Konfliktes zwischen<br />
Russland und der Ukraine sowie die<br />
kriegerischen Auseinandersetzungen im<br />
Nahen Osten. In diesen Regionen wurden<br />
die Investitionen bereits gedrosselt und die<br />
Nachfrage nach Stahlprodukten ist rückläufig.<br />
Außerdem leiden weiterhin alle Stahlerzeuger,<br />
vor allem die asiatischen, unter<br />
einem hohen Lieferdruck. So haben Chinas<br />
Stahlexporte bereits ein Allzeithoch erreicht.<br />
UBS schätzt, dass die sichtbare Nachfrage in<br />
China im laufenden Jahr um 1 % sinkt, im<br />
Jahr 2015 aber um 2,5 % steigt.<br />
Wegen dieser ungünstigen globalen Rahmenbedingungen<br />
gehen positive Entwicklungen<br />
in der Wahrnehmung unter. Ein Beispiel<br />
sind sinkende Preise für Eisenerz, die<br />
aus dem harten Wettbewerb von Minengesellschaften<br />
resultieren. Viele Stahlerzeuger<br />
könnten so ihre Rohstoffkosten senken und<br />
die Gewinnmargen steigern.<br />
Staaten wehren sich gegen<br />
Importe aus China<br />
Etwas mehr Beachtung findet der steigende<br />
Protektionismus in der Branche. Vor allem<br />
die USA, Europa und auch asiatische Staaten,<br />
wie beispielsweise Malaysia, wehren<br />
sich verstärkt mit Antidumpingmaßnahmen<br />
gegen die Stahlschwemmen aus China und<br />
Südkorea. Dies könnte sich schon bald positiv<br />
auf die Gewinne der heimischen Erzeuger<br />
auswirken. Für die Exportnationen China,<br />
Südkorea und Russland sei es allerdings<br />
ein Rückschlag, der die Kapazitätsauslastung<br />
reduzieren werde. UBS rechnet in China<br />
mit einem Rückgang um drei bis vier<br />
Prozentpunkte und einer um 30 bis 40<br />
Mill. t geringeren Erzeugung pro Jahr.<br />
Die taumelnden Wirtschaften in Südamerika<br />
und die Unruhen in den GUS-Staaten<br />
bleiben nicht ohne Folgen. UBS sieht 2014<br />
nur noch einen Anstieg der globalen Rohstahlerzeugung<br />
um 1,8 % auf 1,644 Mrd. t.<br />
Ursprünglich war sie von einem Plus von<br />
2,6 % ausgegangen. Treiber der Entwicklung<br />
sind China, Asien, Europa und Nordamerika.<br />
In Asien dürfte der sichtbare Rohstahleinsatz<br />
sogar einen Höhepunkt erreichen.<br />
Außerdem schraubt die Bank ihre Erwartung<br />
für den Auslastungsgrad der weltweiten<br />
Rohstahlerzeugungskapazitäten um<br />
einen Prozentpunkt auf 76 % herunter. Auf<br />
diesem Niveau verfüge kein Stahlerzeuger<br />
mehr über Preissetzungsmacht, heißt es.<br />
Rohstahlerzeugung klettert<br />
immer weiter<br />
Für das kommende Jahr ist die Bank etwas<br />
optimistischer gestimmt. Sie glaubt weiterhin<br />
daran, dass die weltweite Rohstahlerzeugung<br />
um 3,1 % auf 1,7 Mrd. t wächst.<br />
Ursächlich hierfür ist ein erwartetes Plus in<br />
fast allen Regionen der Welt, vor allem aber<br />
in Nordamerika, Europa und Indien. Dem<br />
stehen aber Rückgänge in Südamerika und<br />
in den GUS-Staaten gegenüber. Die Auslastung<br />
der Kapazitäten soll um zwei Prozentpunkte<br />
auf 78 % steigen. Bei einer weiteren<br />
Abwertung der europäischen Gemeinschaftswährung<br />
gegenüber dem US-Dollar<br />
und verstärkten Antidumpingmaßnahmen<br />
könnten die Einfuhren in die EU um 5 bis<br />
6 Mill. t sinken und die Rohstahlerzeugung<br />
um 5,3 % steigen.<br />
Im Jahr 2016 mausert sich die Rohstahlerzeugung<br />
laut UBS um 1,7 % auf 1,72 Mrd. t<br />
und erhöht die Auslastung der Anlagen auf<br />
79 %. Im darauffolgenden Jahr könnte die<br />
Erzeugung auf 1,8 % steigen. Da sich der in<br />
China Anfang 2014 eingeleitete Kapazitätsabbau<br />
langsam auswirken dürfte, sollte der<br />
Auslastungsgrad der verbleibenden Anlagen<br />
auf 81 % klettern. Damit verbessert sich die<br />
Preissetzungsmacht der Stahlerzeuger wieder<br />
etwas.<br />
Etwas unsicher sind die Stahlexperten mit<br />
Blick auf die weitere Entwicklung in China.<br />
Entweder reduzieren die Stahlerzeuger die<br />
Kapazitäten noch weiter oder sie entscheiden<br />
sich aus sozialen Gründen dagegen, um<br />
den Abbau von Arbeitsplätzen zu vermeiden.<br />
(sm 141201452)<br />
<strong>stahlmarkt</strong> <strong>12.2014</strong>