11.12.2012 Aufrufe

Schmerztherapie 2/2007 - Schmerz Therapie Deutsche Gesellschaft ...

Schmerztherapie 2/2007 - Schmerz Therapie Deutsche Gesellschaft ...

Schmerztherapie 2/2007 - Schmerz Therapie Deutsche Gesellschaft ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Kommentar<br />

werden, wäre es ein Gebot der Vernunft, bestehende<br />

Initiativen, gewachsene Strukturen<br />

wie auch Modellprojekte im Rahmen der integrierten<br />

Versorgung zu evaluieren, um die-<br />

se wertvollen Erfahrungen in der Ausgestaltung<br />

bundesweiter Strukturen zur speziellen<br />

ambulanten Palliativversorgung zu berücksichtigen!<br />

Ambulante Versorgung sektorenübergreifend<br />

Leider nimmt das Gesetzeswerk zu der Situation<br />

der allgemeinen ambulanten Palliativversorgung<br />

keine Stellung, da sie, obwohl nicht<br />

existent, als gegeben vorausgesetzt wird. Dabei<br />

ist nur durch Überwindung der stark sektoralisierten<br />

Strukturen in der Regelversorgung,<br />

die mit zu der beklagten Fehl- und<br />

Unterversorgung für Schwerstkranke am Lebensende<br />

geführt haben, ein organischer<br />

Aufbau der allgemeinen wie auch spezialisierten<br />

ambulanten Palliativversorgung zu<br />

erreichen. Die Aufgabe der spezialisierten<br />

ambulanten Palliativteams muss deshalb<br />

auch in der Koordination und Stützung der<br />

allgemeinen (hospizlichen und palliativen)<br />

Versorgung bestehen. Nur so ist der zentrale<br />

Gedanke im GKV-WSG der verbesserten ambulanten<br />

Versorgung für unheilbar Kranke am<br />

Lebensende realisierbar. Rein interventionelle<br />

Konzepte spezieller Teams, die sich,<br />

ergänzend zur Regelversorgung außerdem<br />

als Krisenmanagement am Lebensende verstehen,<br />

ohne die strukturellen und ökonomischen<br />

Mängel der Regelversorgung zu<br />

beheben, sind eindeutig abzulehnen.<br />

Abgestufte Versorgung weiterhin<br />

Fiktion!<br />

Damit fehlt einmal mehr (siehe allgemeine<br />

und spezielle <strong><strong>Schmerz</strong>therapie</strong>) ein Funda-<br />

18<br />

ment für eine abgestufte Versorgungsstruktur.<br />

Deshalb sind alle Neuerungen im Bereich der<br />

„spezialisierten ambulanten Palliativversorgung“<br />

nur Stückwerk, wenn nicht auch im<br />

Bereich der „allgemeinen ambulanten Palliativversorgung“<br />

angemessene Regularien gefunden<br />

werden. Der Hessische Hausärzteverband<br />

hat sich bereits von Konzepten distanziert,<br />

die „top down“ das Verordnungsrisiko<br />

und die Leistungserbringung beim Hausarzt<br />

belassen.<br />

Durch die erhöhten Anforderungen an<br />

die ambulante Versorgung sind hier ausreichend<br />

Finanzmittel zur Behebung der Unterfinanzierung<br />

bereitzustellen, um Hindernisse<br />

in Form von fehlenden Arznei-, Heil- und<br />

Hilfsmittelbudgets zu überwinden. Konzepte,<br />

die diese Defizite ausklammern, zäumen einmal<br />

mehr das Pferd von hinten auf und bauen<br />

auf insuffizienten Basisstrukturen auf.<br />

Alle Verträge müssen für alle zugänglich<br />

sein. Es dürfen keine Verträge mit Ausschließlichkeitsregelungen<br />

zugelassen werden: Entscheidend<br />

ist die fallbezogene Leistungserbringung<br />

unter Zugrundelegung der für alle<br />

verbindlichen Qualitätsanforderungen.<br />

Mehr Transparenz<br />

Transparenz und Offenheit sind obligat. Hierzu<br />

gehört, dass die verschiedenen Berufsgruppen<br />

im Palliativ-Care-Team zwar den hospizlichen<br />

und palliativen Inhalten verpflichtet<br />

sind, in ihren ethischen Entscheidungen und<br />

ihrer Meinungsfreiheit aber müssen sie unbelastet<br />

sein von wirtschaftlicher Einflussnahme<br />

und Abhängigkeiten. Spezialisierte ambulante<br />

Palliativteams mit allen beteiligten Berufsgruppen<br />

in einer Trägerschaft erfüllen dieses<br />

Kriterium nicht! Qualitätszirkel und Palliativkonferenzen<br />

müssen für alle Leistungserbringer<br />

offen sein.<br />

Mittelfristig müssen die<br />

verschiedenen Modelle auf<br />

ihre Stärken und Schwächen<br />

hin überprüft werden.<br />

Deshalb müssen alle bereits<br />

geschlossenen Verträge<br />

offengelegt und allen Leistungserbringern<br />

die Mitwirkung<br />

ermöglicht werden.<br />

Eine Monopolisierung<br />

der Versorgung ist unbedingt<br />

zu vermeiden. Verträge, die<br />

dezidiert Leistungserbringer<br />

ausschließen, sind abzulehnen.<br />

Die Kooperation regionaler<br />

Palliativteams sowie<br />

eine einrichtungsübergreifende<br />

Qualitätssicherung<br />

sind unverzichtbar.<br />

Bildarchiv <strong>Deutsche</strong>s Ärzteblatt, modifiziert<br />

Vielfältige Versorgungsmodelle<br />

obligat<br />

Die Vielfalt der Versorgungsstrukturen ist dabei<br />

unbedingt zu erhalten. Deshalb stimmen<br />

wir der im Eckpunktepapier genannten Vielzahl<br />

von Szenarien zu. Nur so wird mittelfristig<br />

eine ansatzweise flächendeckende, dezentrale,<br />

hospizliche und ambulante Struktur<br />

auf dem Boden einer hausärztlich gesteuerten<br />

Versorgung unter Berücksichtigung der<br />

unterschiedlichen regionalen Rahmenbedingungen<br />

möglich sein.<br />

Der Ausbau einer spezialisierten ambulanten<br />

Palliativversorgung würde von der<br />

Kenntnis der aktuell anfallenden Kosten in<br />

der Versorgung von Patienten am Lebensende<br />

sehr profitieren. Die aktuelle Diskussion<br />

wird davon geprägt, dass die Krankenkassen<br />

glauben, diese neu zu schaffenden Strukturen<br />

seien zu teuer, während die Leistungserbringer<br />

das Gefühl haben, durch eine verbesserte<br />

Versorgung am Lebensende real<br />

Kosten einzusparen und dafür noch schlecht<br />

bezahlt zu werden.<br />

Bei der im Gesundheitssurvey nachgewiesenen<br />

Über- und Fehlversorgung von<br />

Patienten am Lebensende ermöglicht eine<br />

Umlenkung der bisherigen Ausgaben in<br />

ein Palliativversorgungsnetz eine optimale<br />

hospizliche und palliative Versorgung ohne<br />

Mehrkosten in Relation zu der bisher fehlgesteuerten<br />

Versorgungssituation. Erste Ergebnisse<br />

aus dem PalliativNetz Wiesbaden<br />

Taunus und Osthessen/Fulda belegen dies.<br />

Eine zusätzliche Finanzierung von spezialisierten<br />

ambulanten Palliative-Care-Teams<br />

wäre so nicht notwendig und ein weiteres<br />

Beispiel, wie durch Integration und Netzwerkbildung<br />

optimale Versorgungsstrukturen kostenneutral<br />

zur Regelversorgung umgesetzt<br />

werden können. Leider liegen nur von einer<br />

Krankenkasse valide Daten für die globalen<br />

Versorgungskosten bei unheilbar Kranken in<br />

den letzten drei Lebensmonaten vor.<br />

Tagespauschale<br />

Für eine langfristig verantwortungsvolle Finanzierung<br />

der Leistungserbringung sind<br />

deshalb tagesbasierte Pauschalen mit globaler<br />

Budgetverantwortung zu fordern. Diese<br />

sollten alle Leistungen in der Versorgung von<br />

Schwerstkranken am Lebensende umfassen.<br />

Dies würde eine qualitätsgesicherte Versorgung<br />

mit leistungsgerechter Honorierung aller<br />

Leistungserbringer bei voller Kostentransparenz<br />

und Vergleichbarkeit der Projektregionen<br />

ermöglichen. Außerdem bestünden<br />

Anreize für eine optimale Leistungserbringung<br />

mit 24-Stunden-Erreichbarkeit und dem<br />

Vermeiden von unnötigen stationären Einwei-<br />

SCHMERZTHERAPIE Nr. 2/<strong>2007</strong> (23. Jg.)

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!