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Schmerztherapie 2/2007 - Schmerz Therapie Deutsche Gesellschaft ...

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Infiltration der Triggerpunkte des M. piriformis<br />

Das M.-piriformis-Syndrom ist durch bizarre, diffus in Kreuz, Leiste und<br />

Perineum ausstrahlende <strong>Schmerz</strong>en charakterisiert und kann mit einer<br />

Infiltrationstherapie des betroffenen Außenrotatorenmuskels gezielt behandelt<br />

werden, schildert der Ehrenpreisträger des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Schmerz</strong>preises<br />

<strong>2007</strong>, Dr. med. Danilo Jankovic, DGS-Leiter Köln-Hürth, im folgenden<br />

Beitrag.<br />

Einleitung<br />

Durch die Aktivierung von Triggerpunkten im<br />

M. piriformis („double devil“ – „doppelter Teufel“)<br />

sowie anderen fünf kleinen Außenrotatorenmuskeln<br />

(Mm. gemelus superior, obturatorius<br />

internus, gemelus inferior, obturatorius<br />

externus und M. quadratus femoris) und die<br />

dadurch verursachte Irritation der benachbarten<br />

Nerven entstehen <strong>Schmerz</strong>en mit klassischem<br />

Ausstrahlungsmuster [14]. Der Name<br />

des M. piriformis leitet sich ab vom lateinischen<br />

pirum (Birne) und forma (Form). Der<br />

Muskel erhielt seine Bezeichnung von dem<br />

belgischen Anatom Adrian Spigelius, der im<br />

späten 16. und frühen 17. Jahrhundert lebte.<br />

Anatomie<br />

Der M. piriformis, ein dicker, fleischiger Muskel,<br />

hat seinen Ursprung im Becken an der<br />

Kreuzbeinvorderfläche zwischen den Foramina<br />

sacralia pelvica 1–4 und durchzieht auf<br />

dem Weg zu seiner Insertion am Oberrand<br />

des Trochanter major das Foramen ischiadicum<br />

majus. Diese starre Öffnung wird anterior<br />

und superior vom Os ilium, posterior vom<br />

Ligamentum sacrotuberale und inferior vom<br />

Abb. 1: Anatomie. (1) Foramen ischiadicum majus,<br />

(2) Ligamentum sacrospinale, (3) Ligamentum<br />

sacrotuberale, (4) Foramen ischiadicum minus<br />

SCHMERZTHERAPIE Nr. 2/<strong>2007</strong> (23. Jg.)<br />

Ligamentum sacrospinale gebildet (Abb. 1).<br />

Der M. piriformis wirkt als Außenrotator des<br />

Oberschenkels und unterstützt auch dessen<br />

Abduktion. Die Innervation stammt meistens<br />

vom ersten und zweiten Sakralnerven. Die<br />

nervalen Strukturen im Foramen ischiadicum<br />

majus umfassen: N. glutaeus superior, N.<br />

ischiadicus, N. pudendus mit den Vasae pudendae,<br />

N. glutaeus inferior sowie N. cutaneus<br />

femoris posterior (Abb. 2). Diese Nerven<br />

sind gemeinsam verantwortlich für die Sensibilität<br />

und Funktion aller Glutealmuskeln, für<br />

die sensiblen und motorischen Funktionen im<br />

Perineum sowie für fast die gesamte sensible<br />

und motorische Funktion im rückseitigen<br />

Oberschenkel und in der Wade.<br />

Die wichtigsten Blutgefäße dieser Region<br />

sind: A. glutaealis superior und A. glutaealis<br />

inferior.<br />

<strong>Schmerz</strong>mechanismus<br />

Schon in der Vergangenheit haben zahlreiche<br />

Autoren erkannt, dass eine Kontraktur des M.<br />

piriformis für die Nerven und Gefäße, die durch<br />

das Foramen ischiadicum majus ziehen, einen<br />

Engpass darstellen kann.<br />

Abb. 2: Anatomie. (1) M. piriformis<br />

und benachbarte<br />

Muskeln, Nerven und Gefäße:<br />

(2) M. glutaeus minimus,<br />

(3) M. glutaeus medius,<br />

(4) M. glu-taeus maximus, ( )<br />

M. quadratus femoris, (6) N.<br />

glutaeus superior, (7) N. glutaeus<br />

inferior, (8) N. cutaneus<br />

femoris posterior, (9) A.<br />

glutealis superior, (10) A.<br />

und V. gluteae inferiores,<br />

(11) A. pudenda interna<br />

Originalie<br />

Die darauf folgende<br />

inadäquate Blutversorgung<br />

des<br />

Muskels führt –<br />

durch Akkumulierung<br />

von metabolischenAbbauprodukten,<br />

die normalerweise<br />

durch zirkulierendes<br />

Blut<br />

entsorgt werden – Danilo Jankovic, Köln<br />

zu einem myofaszialen<br />

Übertragungsschmerz sowie öfter zu<br />

einer Blockade des Iliosakralgelenkes.<br />

Symptome<br />

Triggerpunkte im M. piriformis steuern erheblich<br />

zu komplexen myofaszialen <strong>Schmerz</strong>syndromen<br />

im Becken- und Hüftbereich bei. Das<br />

Piriformissyndrom ist häufig durch bizarre,<br />

auf den ersten Blick nicht zusammenhängende<br />

Symptome charakterisiert [11, 14]. Die<br />

Patienten klagen über <strong>Schmerz</strong>en (und Parästhesien)<br />

in Kreuz, Leiste, Perineum, Gesäß,<br />

Hüfte, Rückseite von Ober- und Unterschenkel,<br />

Fuß sowie im Rektum (beim Stuhlgang)<br />

und in der Steißbeingegend.<br />

Manche Autoren vermuten die Kontraktion<br />

des M. piriformis als oft übersehene Ursache<br />

einer Kokzygodynie [2, 13]. Edwards<br />

beschreibt dieses Syndrom als „Neuritis der<br />

Äste des N. ischiadicus“ [11], Te Poorten vermutet<br />

die Beteiligung des N. peroneus [11].<br />

Schwellungen im betroffenen Bein und sexu-<br />

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