Schmerztherapie 2/2007 - Schmerz Therapie Deutsche Gesellschaft ...
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DRG-System<br />
Finanzierung stationärer <strong><strong>Schmerz</strong>therapie</strong><br />
und Palliativmedizin<br />
Das DRG-System gilt auch für <strong><strong>Schmerz</strong>therapie</strong> und Palliativmedizin.<br />
Welche aktuellen Möglichkeiten der Abrechnung bei diesem Pauschalvergütungssystem<br />
bestehen, schildert Dr. med. Eberhard Lux, Lünen,<br />
sehr praxisnah an Fallbeispielen.<br />
Seit dem Jahr 2004 erfolgt die Vergütung<br />
von stationär erbrachten Leistungen mit<br />
Ausnahme psychiatrischer Einrichtungen<br />
nach einem System der Pauschalvergütung<br />
– dem sog. DRG-System (Diagnosis Related<br />
Group). Im Rahmen dieses Vergütungssystems<br />
ist spezifisch für jedes Krankenhaus ein<br />
dem durchschnittlichen Ressourcenverbrauch<br />
pro Fall errechneter Geldwert, die sog. Base-<br />
Rate, definiert und in den Pflegesatzverhandlungen<br />
der Kliniken vereinbart. Die Vergütung<br />
im Einzelfall richtet sich nach dem sog.<br />
Schweregrad (CW-Wert) des Behandlungsfalles,<br />
welcher sich aus der Kombination von<br />
Haupt- und Nebendiagnosen (ICD-10) und<br />
aus den in einem jährlich aktualisierten OPS-<br />
Katalog niedergelegten Leistungen ergibt.<br />
22<br />
Für besonders kostenintensive Leistungen<br />
sind sog. Zusatzentgelte mit festen Beträgen<br />
definiert, welche den Kostenträgern zusätzlich<br />
zur DRG berechnet werden können.<br />
CW-Wert<br />
Elektronische Rechenprogramme (Grouper)<br />
berechnen heute nach Eingabe der Diagnosen<br />
und OPS (Operationen- und Prozedurenschlüssel)<br />
den entsprechenden Schweregrad<br />
(CW-Wert). Dieser, multipliziert mit der Base-<br />
Rate des Krankenhauses, ergibt den Geldbetrag,<br />
welcher durch die Kostenträger dem<br />
Krankenhaus vergütet wird. Wissenswert ist,<br />
dass jedes Krankenhaus jährlich mit den Kostenträgern<br />
ein Gesamtbudget verhandelt,<br />
sodass durchaus nicht alle erbrachten Leis-<br />
Patientenbeispiele 1 und 2<br />
Patientenbeispiel 1:<br />
Hauptdiagnose: Kopfschmerz vom Spannungstyp G44.2<br />
Nebendiagnosen: Medikamentenabhängigkeit F19.2<br />
Psychogene Gangstörung F44.4<br />
Lumbale Spondylarthrose<br />
Chronischer <strong>Schmerz</strong> mit psycho-<br />
M47.86<br />
sozialen Anteilen F62.80<br />
Aufenthaltsdauer: 16 Tage<br />
OPS 8-918.1<br />
DRG B47Z<br />
CW-Wert 1,485 bei einer angenommenen Base-Rate von 2506,00 €<br />
Gesamtvergütung: 3 722,05 €<br />
Patientenbeispiel 2:<br />
Hauptdiagnose: Polyarthrose M15.0<br />
Nebendiagnosen: Längere depressive Reaktion F43.2<br />
Diabetes mellitus Typ 2 E11.90<br />
Lumbale Spinalkanalstenose<br />
Chronischer <strong>Schmerz</strong> mit psycho-<br />
M48.06<br />
sozialen Anteilen F62.80<br />
Aufenthaltsdauer: 24 Tage<br />
OPS 8-918.1<br />
DRG I42Z<br />
CW-Wert 1,308 bei einer angenommenen Base-Rate von 2506,00 €<br />
Gesamtvergütung: 3 278,41 €<br />
tungen vergütet<br />
werden. Die Vergütung<br />
erfährt – Eberhard Lux, Lünen<br />
wie man dies auch<br />
aus der Vergütung<br />
ambulant erbrachter Leistungen kennt – eine<br />
Kappungsgrenze.<br />
Spezielle OPS-Schlüssel sind für stationäre,<br />
multimodale <strong><strong>Schmerz</strong>therapie</strong> (unter<br />
1.), die komplexe Akutschmerztherapie (unter<br />
2.) sowie stationäre palliativmedizinische<br />
Leistungen (unter 3.) definiert. Diese sollen<br />
im Folgenden vertiefend dargestellt werden.<br />
1. Stationäre <strong><strong>Schmerz</strong>therapie</strong><br />
(OPS 8-918)<br />
Stationär können schmerztherapeutische<br />
Leistungen im besonderen Maße abgerechnet<br />
werden, wenn Mindestmerkmale für eine<br />
multimodale <strong><strong>Schmerz</strong>therapie</strong> erbracht worden<br />
sind (siehe Tab. 1).<br />
Indikationen für die Anwendung des<br />
OPS-Schlüssels 8-918 sind Patienten, welche<br />
unter chronischem <strong>Schmerz</strong> leiden und<br />
• manifeste oder drohende Beeinträchtigung<br />
der Lebensqualität oder der Arbeitsfähigkeit<br />
aufweisen,<br />
• unimodale Behandlungsversuche ambulant<br />
oder stationär fehlgeschlagen sind,<br />
• ein bestehender Medikamentenfehlgebrauch,<br />
resp. eine Medikamentenabhängigkeit<br />
besteht,<br />
• gravierende psychiatrische/psychische Komorbiditäten<br />
zu beobachten sind oder<br />
• eine gravierende somatische Begleiterkrankung<br />
besteht, aufgrund derer die<br />
Durchführung spezieller <strong>Therapie</strong>methoden<br />
im ambulanten Setting nicht zu verantworten<br />
sind.<br />
Die schmerztherapeutische Komplexbehandlung<br />
ist nach der Länge der Verweilzeit des<br />
Patienten zu dokumentieren, wobei aktuell<br />
jedoch die Länge der Behandlungsdauer des<br />
Patienten keine Höhergruppierung des Patienten<br />
im DRG-System triggert.<br />
2. Komplexe Akutschmerzbehandlung<br />
(OPS 8-919)<br />
Für die komplexe Akutschmerzbehandlung<br />
SCHMERZTHERAPIE Nr. 2/<strong>2007</strong> (23. Jg.)