Schmerztherapie 2/2007 - Schmerz Therapie Deutsche Gesellschaft ...
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6<br />
Originalie<br />
elle Funktionsstörungen (Dyspareunie bei<br />
Frauen und Potenzstörungen bei Männern)<br />
sind sehr oft als Begleiterscheinungen vorhanden.<br />
Die Aktivierung und Provokation von<br />
Triggerpunkten im M. piriformis kann durch<br />
folgende Faktoren ausgelöst werden: starke<br />
Belastung, Trauma, längere Ruhigstellung des<br />
Muskels, lange Autofahrten, chronische Infektionen<br />
(Beckenraum, infektiöse Sakroiliitis, Arthritis<br />
des Hüftgelenks), Morton-Anomalie des<br />
Fußes, Körperasymmetrie u. a. [14].<br />
Differenzialdiagnostisch kommen infrage:<br />
„Postlaminektomiesyndrom“, Bandscheibenprolaps,<br />
Kokzygodynie, Facettensyndrom,<br />
Spinalstenose (beidseitiger<br />
<strong>Schmerz</strong>), Sakroiliitis, maligne Neoplasmen,<br />
lokale Infektionen u. a.<br />
Die <strong>Therapie</strong> dieses Syndroms umfasst:<br />
therapeutische Injektionen mit Lokalanästhetika<br />
und Kortikosteroiden [2, 3, 4, 5, 8, 10],<br />
Injektion von Botulinumtoxin [16], osteopathische<br />
Manipulationen [10, 11], intermittierendes<br />
Kühlen und Dehnen [14], korrigierende<br />
Maßnahmen [10, 11, 14], Selbstdehnung<br />
[14], transrektale oder transvaginale Massage<br />
des Muskels [13] und schließlich operative<br />
Dekompression [2, 11, 14].<br />
Dieser Beitrag entstammt dem Buch von Danilo<br />
Jankovic: Regionalblockaden und Infiltrationstherapie<br />
und erfolgt mit freundlicher Genehmigung<br />
des ABW Wissenschaftsverlag. 2004, geb., 444<br />
S., 500 Abb., ISBN 978-3-936072-16-7, 138,00 �,<br />
ABW Verlag, Berlin.<br />
Literatur beim Autor oder im Buch.<br />
Abb. 3: Lagerung zur Injektion (Sims-Position).<br />
Durchführung<br />
Ein Aufklärungsgespräch mit dem Patienten<br />
muss unbedingt erfolgen.<br />
Technik<br />
Die Lagerung wird in Abb. 3 dargestellt.<br />
Lokalisation<br />
Wichtige Orientierungspunkte sind: Trochanter<br />
major und Spina iliaca posterior superior.<br />
Vom Mittelpunkt der Verbindungslinie wird<br />
eine Linie nach medial gezogen und nach 5<br />
cm die Einstichstelle markiert (Abb. 3).<br />
Injektionstechnik<br />
Transgluteale Technik<br />
Die Punktionskanüle wird senkrecht zur Hautoberfläche<br />
eingeführt (Abb. 4). Gewählt wird<br />
ein Reizstrom von 1 mA und 2 Hz bei einer<br />
Reizdauer von 0,1 ms. In einer Tiefe von ca.<br />
6–8 cm kommt es zur Plantar- und Dorsalflexion<br />
des Fußes als Reizantwort des tibialen bzw.<br />
des peronealen Teils des N. ischiadicus. Die<br />
Kanüle wird dann etwas zurückgezogen, bis<br />
zum völligen Verschwinden der Zuckungen.<br />
Nach Aspirationstest erfolgt die Injektion der<br />
Hälfte der vorgesehenen Menge der Injektionslösung.<br />
Die Kanüle wird dann bis zur Subkutis<br />
zurückgezogen und nach lateral in Richtung<br />
des Trochanter major blind vorgeschoben,<br />
um den lateralen Triggerpunkt des Muskels zu<br />
erreichen. Nach Aspiration erfolgt die Injektion<br />
der restlichen Menge der Injektionslösung.<br />
Transgluteale Technik nach Pace<br />
Die Lokalisation der Triggerpunkte des M. piriformis<br />
erfolgt durch transrektale Palpation.<br />
Der palpierende Zeigefinger der linken Hand<br />
dient als Führung für eine 80 mm lange 22-<br />
G-Spinalkanüle, die dorsal transgluteal eingeführt<br />
wird [10, 13]. Der Muskelbauch wird<br />
fächerförmig infiltriert. Diese Methode ist<br />
meistens schmerzhaft und unangenehm für<br />
den Patienten.<br />
Dosierung [2, 4, 5, 6, 10]<br />
5–10 ml Lokalanästhetikum, z. B. 0,5% Procain<br />
oder 0,5% Lidocain.<br />
5–10 ml 0,2% Ropivacain oder 0,08–<br />
0,25% Bupivacain.<br />
Eine Mischung mit 20–40 mg Depot-Kortikosteroid<br />
(z. B. Depot-Methylprednisolon)<br />
wird auch empfohlen.<br />
Erfahrungsgemäß bieten lang wirkende<br />
Lokalanästhetika keine wesentlichen Vorteile<br />
zu kurz wirkenden Lokalanästhetika [2, 6, 14].<br />
Der Patient muss unbedingt darauf hingewiesen<br />
werden, dass es durch Ausbreitung des<br />
Lokalanästhetikums (insbesondere bei lang<br />
wirkenden) im Bereich des N. ischiadicus zu<br />
einem späteren Umknicken des Beines kommen<br />
kann:<br />
Komplikationen<br />
– Nervenschädigungen (eine Injektion des<br />
Kortikosteroids an den N. ischiadicus<br />
muss vermieden werden),<br />
– intravasale Injektion,<br />
– ZNS-Intoxikation,<br />
– Infektion,<br />
– Hämatombildung,<br />
– Rektumperforation (transgluteale Technik<br />
nach intrarektaler Palpation der Triggerpunkte).<br />
Danilo Jankovic, Köln<br />
Abb. 4: TP1 – Die Punktionskanüle wird senkrecht zur Hautoberfläche<br />
eingeführt; TP2 – Zurückziehen der Kanüle, dann Vorschieben<br />
nach lateral in Richtung des Trochanter major.<br />
SCHMERZTHERAPIE Nr. 2/<strong>2007</strong> (23. Jg.)