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Schmerztherapie 2/2007 - Schmerz Therapie Deutsche Gesellschaft ...

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testinalen Problemen wie Nausea, Emesis<br />

oder Schluckstörung bietet sich mit dem neuen<br />

injizierbaren Hydromorphon eine weitere<br />

Alternative, z.B. für die Finalphase von Palliativpatienten,<br />

ergänzte Dr. med. Bernhard<br />

Sittig, Geesthacht. Bei subkutaner Injektion<br />

tritt die Wirkung rascher ein und bietet eine<br />

höhere maximale Analgesie. Mit einer subkutanen<br />

Dauerkanüle, die bei guter Pflege bis<br />

zu sieben Tage verbleiben kann, stellt dies<br />

eine komplikationsarme, komfortable und sichere<br />

<strong><strong>Schmerz</strong>therapie</strong> dar. Alternativ kann<br />

auch noch die intravenöse Opioidapplikation<br />

bei absehbarer längerfristiger Behandlung in<br />

Form eines intravenösen Portsystems diskutiert<br />

werden.<br />

Diese <strong>Therapie</strong>formen, auch in Kombination<br />

mit einem PCA-Pumpensystem, sind<br />

in der palliativen <strong><strong>Schmerz</strong>therapie</strong> heute ein<br />

wichtiger Standard. Seit April <strong>2007</strong> gibt es<br />

für diese Situationen Hydromorphon in der<br />

2-mg/1-ml-, 10-mg/1-ml- und 100-mg/10-ml-<br />

Dosierung. Letztere eignet sich bei der Dauerbehandlung<br />

mit Pumpen- und Portsystemen<br />

gut als durchschnittlicher Wochenbedarf (siehe<br />

dazu auch Heft 1, <strong>2007</strong>, S. 13–14). Speziell<br />

zur <strong>Therapie</strong> der Durchbruchschmerzen ist<br />

der schnelle Wirkeintritt von Hydromorphon<br />

innerhalb von fünf bis zehn Minuten und einer<br />

Wirkdauer von drei bis vier Stunden ideal<br />

und günstiger als z.B. bei Morphin, bei dem es<br />

nach subkutaner Gabe 15–30 Minuten dauert,<br />

bis die Wirkung eintritt.<br />

<strong><strong>Schmerz</strong>therapie</strong> mit retardiertem<br />

Oxycodon und Naloxon<br />

Patienten mit starken <strong>Schmerz</strong>en profitieren<br />

von einer Basistherapie mit einem stark wirksamen<br />

Opioid der Stufe III wie Oxycodon:<br />

Nach einer Studie an 4295 Patienten erreichten<br />

mit diesem Opioid 86% ihr individuell<br />

gewünschtes Behandlungsziel und gaben<br />

auch an, dass ihr globales Wohlbefinden dadurch<br />

deutlich besser war. Allerdings ist die<br />

opioidinduzierte Obstipation der Pferdefuß<br />

der Behandlung mit Opioiden, an dem die<br />

Patienten auch am stärksten leiden. Auch<br />

wenn die opioidinduzierte Obstipation mit<br />

Laxanzien behandelt wird, kann es zu massiven<br />

Beschwerden wie Reflux, Ösophagitis,<br />

Krämpfen, Blähungen, Durchfällen, Darmatonie<br />

und Darmentleerungsstörungen kommen.<br />

Diese Beschwerden peinigen alle Patienten<br />

unter einem Opioid der Stufe III, gleichgültig<br />

um welches Präparat und welche Applikationsform<br />

(transdermal oder oral) es sich handelt.<br />

Lebensqualität, Stimmung, soziale Aktivitäten<br />

und Nachtschlaf werden beeinträchtigt.<br />

Wie eine Umfrage mit 13 000 <strong>Schmerz</strong>kranken,<br />

von denen 4 613 Patienten unter<br />

SCHMERZTHERAPIE Nr. 2/<strong>2007</strong> (23. Jg.)<br />

einem Opioid der Stufe III standen, zeigte, ist<br />

dies unabhängig von der Applikationsart des<br />

Opioids.<br />

Präventionsopioid ermöglicht<br />

Paradigmenwechsel<br />

Mit der Fixkombination aus retardiertem Oxycodon<br />

und retardiertem, nur peripher und<br />

prähepatisch wirksamem Naloxon wird die<br />

Obstipation erstmals von Anfang an verhütet,<br />

da die µ-Opiatrezeptoren am Darm selektiv<br />

von dem Antagonisten Naloxon blockiert werden.<br />

Naloxon wird danach im First-Pass in der<br />

Leber zu mehr als 97% abgebaut.Die systemische<br />

Wirkung des Oxycodons und damit<br />

die analgetische Potenz bleiben erhalten.<br />

Somit erlaubt es dieses Präventionsopioid<br />

erstmals, die <strong>Schmerz</strong>en zu lindern<br />

ohne therapeutischen Schaden, so Michael<br />

Überall, Nürnberg. Aufgrund des hohen therapeutischen<br />

Nutzens erhielt dieses Präparat<br />

im Herbst 2006 eine Fast-Track-Zulassung. Es<br />

ermöglicht eine starke <strong>Schmerz</strong>linderung bei<br />

gleichzeitiger Regulierung der Darmfunktion.<br />

Bei Umstellung von anderen Opioiden auf die<br />

Fixkombination aus retardiertem Oxycodon<br />

und Naloxon wird eine bereits bestehende<br />

opioidinduzierte Obstipation reduziert.<br />

Nach einer neuen Anwendungsbeobachtung<br />

mit Targin ® wird diese Fixkombination<br />

als wirksamer und verträglicher bewertet<br />

als Oxycodon allein. „Diesen therapeutische<br />

Nutzen der hochintelligenten mechanismenorientierten<br />

Opioidtherapie dürfen wir unseren<br />

Patienten nicht vorenthalten“, appellierte Gerhard<br />

Müller-Schwefe. Zu bedenken ist auch,<br />

dass allein die Laxanzientherapie bei herkömmlichen<br />

Opioiden mit 700 bis 1000 Euro<br />

pro Jahr und Patient teuer ist und durch die<br />

Fixkombination eingespart wird.<br />

Der <strong>Deutsche</strong> <strong>Schmerz</strong>tag <strong>2007</strong><br />

Infrarotlaser und Magnetfeldtherapie wurden an den Industrieständen demonstriert.<br />

Rückenschmerzen: Bandscheiben<br />

nicht überbewerten!<br />

Nach wie vor werden bei Rückenschmerzen<br />

die Befunde an den Bandscheiben überbewertet,<br />

kritisierte Dr. Alois Franz, Siegen. In<br />

vielen Fällen steckt bei Rückenschmerzen<br />

auch eine neuropathische <strong>Schmerz</strong>komponente<br />

dahinter, die zum Beispiel mit dem von<br />

der Firma Pfizer entwickelten PainDETECT ® -<br />

Fragebogen gut abgegrenzt werden kann.<br />

Pseudoradikuläre Rückenschmerzen haben<br />

ihre Ursache oft in Instabilitätsarthrosen,<br />

aktivierten Spondylarthrosen oder arthrogenen<br />

Facettensyndromen. Lediglich beim<br />

akuten Rückenschmerz findet sich auch eine<br />

inflammatorische <strong>Schmerz</strong>komponente.<br />

Bei den unspezifischen Rückenschmerzen<br />

handelt es sich dagegen um ein<br />

dynamisches Geschehen, bei dem sich die<br />

<strong>Schmerz</strong>en verselbstständigen und auch die<br />

kognitiv-emotionale Komponente zu berücksichtigen<br />

ist.<br />

Das multimodale <strong>Therapie</strong>konzept bei<br />

chronischem Rückenschmerz berücksichtigt<br />

bei der Medikation NSAR/Coxibe, Antidepressiva<br />

und Antikonvulsiva, die Physiotherapie<br />

(Krankengymnastik, Stufenbett, Traktion, Elektrotherapie)<br />

ebenso wie die Infiltrationstherapie<br />

(paravertebral, an den Facettgelenken oder in<br />

Form einer Nervenwurzelblockade).<br />

Nach wie vor werden nach Ansicht von<br />

Franz viel zu viele Bandscheibenoperationen<br />

durchgeführt. Auch bei den Bandscheibenprothesen<br />

ist äußerste Zurückhaltung geboten. So<br />

bilden sich bei den Prothesen häufig Narben<br />

und eine Ummauerung des Rückenmarks führt<br />

zu neurologischen Ausfällen, was dann zu<br />

Zweiteingriffen zwingt. Im Zeitalter der Kernspintomografen<br />

ist mehr denn je Zurückhaltung<br />

bei der bildgebenden Diagnostik geboten. „Wir<br />

Bildfolio Bostelmann

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