Schmerztherapie 2/2007 - Schmerz Therapie Deutsche Gesellschaft ...
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Postzosterneuralgie<br />
Neuropathische <strong>Schmerz</strong>en nach Herpes zoster stellen oft eine besondere<br />
therapeutische Herausforderung dar. Neuere Studien belegen, dass<br />
das Stufe-III-Opioid Oxycodon den „klassischen“ Antikonvulsiva und<br />
Antidepressiva deutlich überlegen ist. Der Gabe von Oxycodon als First-<br />
Line-<strong>Therapie</strong> standen bisher die gastrointestinalen Nebenwirkungen im<br />
Weg. Durch die Kombination von Oxycodon mit Naloxon in Targin ® können<br />
diese Nebenwirkungen effektiv vermieden werden und damit steht<br />
für Postzosterneuralgie-Patienten eine gut verträgliche und hocheffiziente<br />
Langzeittherapie zur Verfügung, zeigt der Fall aus der Göppinger<br />
<strong>Schmerz</strong>praxis von Dr. Gerhard Müller-Schwefe.<br />
Der Praxisfall<br />
Die 72-jährige Patienten stellt sich im Frühjahr<br />
2006 mit brennenden <strong>Schmerz</strong>en im<br />
Bereich des ersten und zweiten Trigeminusastes<br />
vor. Vorausgegangen war dort eineinhalb<br />
Jahre zuvor ein Herpes zoster. Die Medikation<br />
bei Erstvorstellung besteht aus Diclofenac<br />
achtstündlich 75 mg, Omeprazol 20<br />
mg, Carbamazepin achtstündlich 400 mg,<br />
Gabapentin achtstündlich 800 mg und<br />
Amitriptylin 75 mg. Hierunter seien die<br />
<strong>Schmerz</strong>en auf der 100-Punkte-Scala VAS<br />
von 90 auf 70 zurückgegangen. Als Nebenwirkung<br />
störte die Patientin, dass sie tagsüber<br />
müde und gedämpft war, ohne nachts<br />
einen erholsamen Schlaf finden zu können.<br />
Daneben massive Obstipation.<br />
Befund<br />
Im Bereich des ersten und zweiten Trigeminusastes<br />
rechts fand sich eine ausgeprägte<br />
Berührungs- und Druckempfindlichkeit (dynamische<br />
und statische Allodynie), im betroffenen<br />
Areal narbige Veränderungen nach<br />
abgelaufenem Herpes zoster. Die müde und<br />
depressiv wirkende Patientin konnte dem<br />
Anamnesegespräch nur mühsam folgen, weil<br />
ihr immer wieder die Augen zufielen.<br />
Diagnose<br />
Die Patientin litt an einem über eineinhalb<br />
Jahre chronifizierten <strong>Schmerz</strong>syndrom (Chronifizierungsstadium<br />
II) bei Postzosterneu-<br />
ralgie im ersten und zweiten Trigeminusast<br />
rechts sowie unter einem massiven algogenen<br />
Psychosyndrom, daneben unter medikamenteninduzierter<br />
Obstipation.<br />
<strong>Therapie</strong> und Verlauf<br />
Zunächst wurde nach Absetzen von Diclofenac<br />
Gabapentin gegen Pregabalin ausgetauscht<br />
mit einer Zieldosis von zwölfstündlich<br />
300 mg. Hierunter kam es zu einer deutlichen<br />
Besserung der <strong>Schmerz</strong>symptomatik (Rück-<br />
SCHMERZTHERAPIE Nr. 2/<strong>2007</strong> (23. Jg.)<br />
Müller-Schwefe<br />
gang der <strong>Schmerz</strong>intensität auf 55 auf der<br />
visuellen Analogskala). Die Patientin litt jedoch<br />
von Beginn der <strong>Therapie</strong> an unter ausgeprägten<br />
Gleichgewichts- und Konzentra-<br />
tionsstörungen sowie Wortfindungsstörungen.<br />
Im Verlauf der darauf folgenden drei<br />
Monate kam es auch zu einer massiven Gewichtszunahme<br />
von insgesamt 8,5 kg bei<br />
deutlicher Flüssigkeitseinlagerung. Trotz diuretischer<br />
Zusatzmedikation weiterhin massive<br />
Flüssigkeitseinlagerung. Daneben auch unter<br />
Laxanzientherapie anhaltende Obstipation.<br />
Angesichts der ausgeprägten Verträglichkeitsprobleme<br />
wurde Pregabalin abgesetzt<br />
und durch Oxycodon in einschleichender Dosierung<br />
ersetzt, anfangs zwölfstündlich 5 mg,<br />
bei unzureichender Wirkung zwölfstündlich<br />
10 mg und nach zehn Tagen in einer Dosis<br />
von zweimal täglich 20 mg.<br />
Hierunter trat eine deutliche Verbesserung<br />
der <strong>Schmerz</strong>situation ein mit durchschnittlichen<br />
<strong>Schmerz</strong>intensitätswerten von<br />
10 auf der VAS (Erträglichkeitsniveau 12). Die<br />
Gleichgewichts- und Konzentrationsstörun-<br />
Narben im Bereich Trigeminusast 1 und 2.<br />
Der Fall aus der <strong>Schmerz</strong>praxis<br />
gen waren innerhalb einer Woche vollständig<br />
verschwunden, der Nachtschlaf deutlich verbessert,<br />
sodass nach zwei Wochen Carbamazepin<br />
zusätzlich ausgeschlichen werden<br />
konnte. Die bei der Patientin vorbestehenden<br />
gastrointestinalen Nebenwirkungen bestanden<br />
allerdings weiterhin und konnten trotz<br />
der Gabe von Macrogol sowie täglich 15 mg<br />
Bisacodyl nicht zufriedenstellend beherrscht<br />
werden.<br />
Im Oktober 2006 bestand unter noch<br />
zwölfstündlich 20 mg Oxycodon weiterhin<br />
eine gute und für die Patientin ausreichende<br />
<strong>Schmerz</strong>linderung, die gastrointestinale<br />
Situation hatte sich allerdings keineswegs<br />
entschärft. Deshalb erfolgte die Umstellung<br />
auf Oxycodon 20 mg/Naloxon 10 mg zwölfstündlich.<br />
Innerhalb der ersten Woche nach<br />
der Umstellung kam es bei der Patientin zu<br />
massiven Diarrhöen. Auf intensives Nachfragen<br />
stellte sich heraus, dass die Patientin<br />
aus Angst vor der ihr bekannten Obstipation<br />
weiter Macrogol und Natriumpicosulfat eingenommen<br />
hatte. Nach Absetzen der Laxanzien<br />
kam es unter Targin ® in den darauf folgenden<br />
sieben Tagen zu einer vollständigen Normalisierung<br />
der Darmfunktion mit jetzt normal<br />
geformten Stuhlgängen alle zwei Tage.<br />
Die <strong>Schmerz</strong>intensität der neuropathischen<br />
<strong>Schmerz</strong>en blieb weiterhin bei 10–12 und<br />
entsprach damit dem individuellen Behandlungsziel<br />
der Patientin.<br />
Diskussion<br />
Gastrointestinale Nebenwirkungen wie Darmatonie,<br />
Obstipation, Blähungen und Krämpfe<br />
sind nicht nur eine Nebenwirkung von stark<br />
wirksamen Opioiden, sondern ebenso von<br />
anderen Substanzen, die zur Behandlung<br />
neuropathischer <strong>Schmerz</strong>en eingesetzt werden.<br />
Dies trifft sowohl für Carbamazepin als<br />
auch für Pregabalin und trizyklische Antidepressiva<br />
zu. Daneben können Einschränkungen<br />
kognitiver Funktionen wie auch Flüssigkeitsretention<br />
die Langzeittherapie mit<br />
diesen Substanzen einschränken.<br />
Durch die Umstellung auf die innovative<br />
Kombination von Oxycodon mit Naloxon in<br />
Targin ® kann ohne Verlust der Wirksamkeit<br />
bei neuropathischen <strong>Schmerz</strong>en eine Langzeitbehandlung<br />
durchgeführt werden, bei der<br />
Nebenwirkungen des Magen-Darm-Traktes<br />
die <strong>Therapie</strong> nicht mehr einschränken. Zudem<br />
können Kosten eingespart werden<br />
für jetzt nicht mehr notwendige Laxanzien<br />
(durchschnittlich am Tag 2,77 Euro). Targin ®<br />
gewährleistet somit eine hervorragende<br />
Analgesie bei deutlich reduzierten Nebenwirkungen<br />
sowie wesentlich günstigeren Tagestherapiekosten.<br />
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