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Schmerztherapie 2/2007 - Schmerz Therapie Deutsche Gesellschaft ...

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Der <strong>Deutsche</strong> <strong>Schmerz</strong>tag <strong>2007</strong><br />

Der Patient im Mittelpunkt<br />

Mit über 2500 Teilnehmern war der 1 . <strong>Deutsche</strong> interdisziplinäre<br />

<strong>Schmerz</strong>kongress vom 15.–17. März im Frankfurter Congress Center wieder<br />

ein voller Erfolg. Neue Trends in der Apparatemedizin – vom Infrarotlaser<br />

über SCS-Pumpen bis hin zur Magnetfeldtherapie – wurden dort<br />

an den Industrieständen hautnah demonstriert. Über pharmakologische<br />

Innovationen und neue <strong>Therapie</strong>formen informierten zahlreiche Handson-Workshops<br />

und Plenarvorträge. Bei allen Themen stand gemäß dem<br />

Kongressmotto der individuelle Patient im Mittelpunkt.<br />

Zirkadiane Biorhythmen beeinflussen<br />

auch die <strong><strong>Schmerz</strong>therapie</strong> und müssen<br />

bei der täglichen Praxis berücksichtigt werden,<br />

erklärte Dr. med. Uwe Junker, Remscheid.<br />

Patienten mit Osteoarthroseschmerzen<br />

haben abends den höchsten<br />

Substanzverbrauch, Patienten mit rheumatoider<br />

Arthritis morgens und tagsüber und die<br />

Tumorschmerzpatienten in der Regel zwischen<br />

10 und 22 Uhr, also in dem Zeitraum<br />

ihrer höchsten körperlichen Aktivität. Diese<br />

Schwankungen erfordern eine orale und flexible<br />

<strong>Therapie</strong> und können daher nicht mit<br />

starren Pflastersystemen behandelt werden.<br />

Ideal für multimorbide ältere Patienten ist<br />

dagegen die Behandlung mit Hydromorphon,<br />

das aufgrund seiner verschiedenen Dosierungen<br />

und der möglichen Gabe des nicht<br />

retardierten Hydromorphons für Durchbruchschmerzen<br />

gut geeignet ist. Klagen die Tumorkranken<br />

dagegen vor allem über nächtliche<br />

<strong>Schmerz</strong>en, sollten sie am Abend die höhere<br />

Dosis von Hydromorphon erhalten. Mit einer<br />

zweimaligen Gabe dieses Basisopioids, ggf.<br />

in unterschiedlicher Dosis und in Kombination<br />

mit einem schnell freisetzenden Hydromorphon,<br />

lässt sich die <strong><strong>Schmerz</strong>therapie</strong> flexibel<br />

gestalten.<br />

Aufgrund seiner vom Zytochrom-450-<br />

Enzymsystem unabhängigen Metabolisierung<br />

und geringen Plasmaeiweißbindung stellt laut<br />

Junker Hydromorphon das Mittel der ersten<br />

Wahl bei Tumorkranken dar. Bei Knochenmetastasen,<br />

die eine stärkere antiphlogistische<br />

Komponente erfordern, können Opioide mit<br />

Cox-2-Hemmern kombiniert werden und bei<br />

neuropathischen <strong>Schmerz</strong>en mit modernen<br />

Antikonvulsiva wie dem Pregabalin.<br />

Stufenschema überholt<br />

Das Stufenschema der WHO ist nach Ansicht<br />

der Algesiologen eher ein Hindernis für eine<br />

effiziente <strong><strong>Schmerz</strong>therapie</strong> bei Tumorkranken,<br />

warnte Dr. Thomas Nolte, Wiesbaden.<br />

Kölner <strong>Schmerz</strong>arzt Danilo Jankovic auf dem <strong>Deutsche</strong>n <strong>Schmerz</strong>tag ausgezeichnet<br />

Dr. med. Danilo Jankovic, <strong>Schmerz</strong>therapeut und Anästhesiologe<br />

aus Hürth, wurde mit dem Ehrenpreis des <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Schmerz</strong>preises <strong>2007</strong> ausgezeichnet.<br />

Der niedergelassene <strong>Schmerz</strong>therapeut und Leiter des regionalen<br />

<strong>Schmerz</strong>zentrums Köln-Hürth erhielt den mit 3 000 Euro dotierten Ehrenpreis<br />

des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Schmerz</strong>preises – <strong>Deutsche</strong>r Förderpreis <strong>2007</strong><br />

für <strong>Schmerz</strong>forschung und <strong><strong>Schmerz</strong>therapie</strong>. Der Preis wird jährlich an<br />

Persönlichkeiten verliehen, die sich durch wissenschaftliche Arbeiten<br />

über Diagnostik und <strong>Therapie</strong> akuter und chronischer <strong>Schmerz</strong>zustände<br />

verdient gemacht oder die durch ihre Arbeit oder ihr öffentliches<br />

Wirken entscheidend zum Verständnis des Problemkreises <strong>Schmerz</strong><br />

und der davon betroffenen Personen beigetragen haben.<br />

Der wissenschaftliche Träger des Ehrenpreises ist die <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />

für <strong><strong>Schmerz</strong>therapie</strong> e.V. Gestiftet wird der Preis von der Firma<br />

AWD.pharma GmbH, Dresden.<br />

In der Urkunde heißt es: „Dr. Danilo Jankovic hat sich seit vielen Jahren<br />

um eine Integration der therapeutischen Lokalanästhesie in die <strong><strong>Schmerz</strong>therapie</strong><br />

bemüht und in sehr anschaulicher Weise hierzu ein Lehrbuch<br />

Gefordert ist bei Tumorschmerz eine mechanismenorientierte<br />

Behandlungsstrategie, die<br />

meist den frühzeitigen Einsatz eines Basisopioids<br />

der Stufe III beinhaltet. Überholt ist<br />

auch Morphin als Goldstandard der <strong>Therapie</strong>,<br />

da die modernen oralen Retardpräparate wie<br />

Hydromorphon und Oxycodon ein günstigeres<br />

Nutzen-Nebenwirkungs-Verhältnis aufweisen<br />

und keine aktiven Metaboliten bilden,<br />

die eine gefährliche Akkumulation auslösen<br />

können. Wichtig ist auch eine möglichst maßgeschneiderte<br />

und individuell schmerzadaptierte<br />

Behandlung, um Dosiseskalationen zu<br />

vermeiden. Dabei ist das weitgehende Fehlen<br />

aktiver Metabolite ein zusätzlicher Schutz vor<br />

Dosiseskalation und Überdosierung.<br />

Kommt es unter Morphin zur Dosiseskalation,<br />

droht dagegen eine opioidinduzierte<br />

Neurotoxizität durch die hohe Dosis und eine<br />

zu lange Opioidexposition durch die aktiven<br />

Metaboliten. Dadurch können Hyperalgesie,<br />

Benommenheit, paradoxe <strong>Schmerz</strong>en, Halluzinationen,<br />

Sedierung und/oder Myoklonien<br />

und Krampfanfälle ausgelöst werden. Ideal ist<br />

es nach den Ausführungen des Wiesbadener<br />

Experten, die <strong><strong>Schmerz</strong>therapie</strong> individuell multimodal<br />

einzustellen, mit den Stufe-III-Opioiden<br />

als Basis, die je nach <strong>Schmerz</strong>art mechanismenorientiert<br />

mit Coxiben oder Koanalgetika<br />

wie z. B. Antikonvulsiva tagesverlaufadaptiert<br />

und zeitnah oral behandelt werden.<br />

Palladon ® injekt zur bedarfs-<br />

adaptierten Invasivtherapie<br />

Bei Unwirksamkeit der oralen <strong>Therapie</strong>, sehr<br />

hohem Opioidbedarf und schweren gastroin-<br />

verfasst, das in seiner inhaltlichen Form perfekt ist und in sehr aufwendigen<br />

Abbildungen diesen Bereich bestens für den Erfahrenen, aber<br />

auch für den Anfänger deutlich macht (siehe dazu Beitrag S. 5–6).“<br />

V. l.: Uwe Junker, Danilo Jankovic, Gerhard Müller-Schwefe.<br />

Bildfolio Bostelmann<br />

SCHMERZTHERAPIE Nr. 2/<strong>2007</strong> (23. Jg.)

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