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Militaer_1_2017

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S P A N N U N G E N A M W E S T B A L K A N<br />

FOTO : P I C T U R E D E S K<br />

und rufen in Moskau starke Kritik hervor.<br />

Islamistische Tendenzen in der<br />

Türkei lassen derzeit auch die türkische<br />

Balkanpolitik in einem kritischeren<br />

Licht erscheinen als es noch vor einigen<br />

Jahren der Fall war. Die aktuellen<br />

Probleme innerhalb der EU und die<br />

geostrategischen Veränderungen ermutigen<br />

auf dem Westbalkan zudem nationalistische<br />

Politiker unterschiedlicher<br />

Nationalität, ihre destruktive politische<br />

Agenda konsequenter als in früheren<br />

Jahren zu verfolgen.<br />

So erblicken beispielsweise serbische<br />

Nationalisten in der „Krise des westlichen<br />

Modells“ eine neue Chance, um<br />

die aus ihrer Sicht ungerechte und unnatürliche<br />

Friedensordnung auf dem<br />

Westbalkan zu beenden, die spätestens<br />

1999, nach dem Ende des Kosovokriegs,<br />

etabliert wurde. Dabei hoffen sie<br />

auf die Unterstützung von nationalistischen<br />

Politikern aus der EU und –<br />

möglicherweise verfrüht – auf eine<br />

enge außenpolitische Allianz zwischen<br />

dem EU- und NATO-kritischen Trump<br />

und dem russischen Präsidenten<br />

Wladimir Putin. Selbst die sich<br />

(noch) proeuropäisch gebenden Politiker<br />

vom Westbalkan tendieren immer<br />

öfter zu Aussagen und Handlungen, die<br />

der Normalisierung der nachbarschaftlichen<br />

Beziehungen in dieser Region<br />

Schaden zufügen oder den Frieden<br />

überhaupt gefährden könnten.<br />

Das zunehmend riskante Spiel mit politischen<br />

Provokationen hat die zaghaften<br />

Versuche der Annäherung in den<br />

intraregionalen Beziehungen abgelöst.<br />

Dazu gehören nach längerer Zeit auch<br />

wieder Kriegsdrohungen. Mitte Jänner<br />

drohte der serbische Präsident Tomislav<br />

Nikolić, dass er gemeinsam mit der<br />

serbischen Armee in den Kosovo einmarschieren<br />

werde, falls dort Serben<br />

getötet werden. Nikolićs Drohung fiel<br />

im Zusammenhang mit einem Einsatzbefehl<br />

aus Priština für die kosovarische<br />

Sonderpolizei Rosu. Sie hätte einen aus<br />

Serbien kommenden Personenzug mit<br />

der Aufschrift „Kosovo ist Serbien“ an<br />

der Grenze aufhalten sollen. Letztlich<br />

hatte der Zug aber – auf Weisung des<br />

serbischen Premierministers<br />

Alexander Vučić – schon auf serbischem<br />

Staatsgebiet seine Reise beendet.<br />

Sowohl in Serbien als auch im Kosovo<br />

mobilisieren ultranationalistische Parteien<br />

ihre Anhänger gegen den Kosovo-<br />

Dialog, bei dem die EU-Außenbeauftragte<br />

Federica Mogherini als Vermittlerin<br />

auftritt. Damit politische Konflikte<br />

nicht wieder eine gewaltsame Entwicklung<br />

nehmen, ist die Präsenz der<br />

internationalen Friedenstruppe Kosovo<br />

Force (KFOR) auch weiterhin von substanzieller<br />

Bedeutung. Österreich beteiligt<br />

sich im Rahmen der NATO-<br />

„Partnerschaft für den Frieden“ mit bis<br />

zu 500 Militärpersonen an dieser Friedensoperation,<br />

die derzeit eine Gesamtstärke<br />

von 4.300 Militärpersonen<br />

hat.<br />

Auch in Bosnien und Herzegowina<br />

(BuH) nahmen nationalistische Spannungen<br />

zuletzt erkennbar zu. Die unter<br />

österreichischem Kommando stehende<br />

EUFOR-Friedenstruppe (die Gesamt-<br />

PROVOKATION<br />

Mitte Jänner haẗte dieser Zug von<br />

Serbien in den Kosovo fahren sollen.<br />

Die unmissverständliche Botschaft:<br />

„Kosovo is Serbia – der Kosovo ist<br />

serbisch“. Der serbische Premierminister<br />

Aleksandar Vucǐć ließ den Zug<br />

letztlich noch vor der Grenze stoppen.<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L

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