Militaer_1_2017
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0 5 0 s c h l u s s p u n k t<br />
DIE US-AUSSENPOLITIK:<br />
AUF DEM WEG INS CHAOS?<br />
Gunther Hauser befasst sich seit 1998 mit transatlantischen Außen- und Sicherheitsbeziehungen<br />
und ist Leiter des Referats für Internationale Sicherheit am Institut für Strategie und Sicherheitspolitik<br />
der Landesverteidigungsakademie Wien. Für Militär Aktuell analysiert der Experte die<br />
sich aus der Wahl Donald Trumps zum neuen US-Präsidenten ergebenden Veränderungen und<br />
Auswirkungen auf die amerikanische Außen- und Sicherheitspolitik.<br />
Die usa gestalten unter präsident<br />
Donald trump ihre außenpolitik<br />
neu: Wie von trump im Wahlkampf<br />
angekündigt, sind die usa im Jänner<br />
aus dem transpazifischen handelsabkommen<br />
tpp ausgestiegen. an israel gerichtet<br />
betonte trump entgegen seiner erklärungen<br />
im Wahlkampf, dass der bau<br />
und die ausweitung bestehender siedlungen<br />
„nicht hilfreich“ für einen Friedensprozess<br />
seien. Diametral zum osloabkommen<br />
aus dem Jahr 1993 und zu vorigen<br />
us-Regierungen schließt trump nun<br />
auch eine einstaatenlösung nicht mehr<br />
aus. am iran-atomabkommen nehmen<br />
derzeit die usa teil, nach dem mittelstreckenraketentest<br />
des iran ende Jänner hatten<br />
die usa den iran vorerst verwarnt.<br />
2016 bezeichnete trump die nato noch<br />
als „obsolet“: Deutschlands bundeskanzlerin<br />
merkel und trump hoben jedoch<br />
ende Jänner die „fundamentale bedeutung“<br />
der nato für die transatlantischen<br />
beziehungen hervor, allerdings erfordere<br />
„eine gemeinsame Verteidigung angemessene<br />
investitionen in den militärischen<br />
Fähigkeiten“ – Ziel aller natostaaten<br />
müssten investitionen von zwei<br />
prozent des bip bis 2024 sein. mit Russlands<br />
präsidenten putin vereinbarte<br />
trump verstärkte kooperationen bei der<br />
bekämpfung des islamischen staates,<br />
beide kündigten eine „partnerschaftliche<br />
Zusammenarbeit“ in den bereichen „strategische<br />
stabilität“, nahost-konflikt, iranisches<br />
atomprogramm und konfliktbewältigung<br />
sowohl auf der koreanischen<br />
halbinsel als auch in der ukraine an. im<br />
sicherheitsrat verurteilte wenig später<br />
aber die un-botschafterin der usa das<br />
„aggressive Verhalten“ Russlands in der<br />
ukraine und koppelte eine aufhebung<br />
der us-sanktionen an die Rückgabe der<br />
krim an die ukraine. außenminister tillerson<br />
bezeichnete die annexion der krim<br />
„Der START-Vertrag ist<br />
ein weiterer schlechter<br />
Vertrag, den unser<br />
Land gemacht hat.“<br />
als „unrechtmäßig“, demnach stelle Russland<br />
„heute eine Gefahr dar.“ Russland<br />
konnte in den vergangenen Jahren im Gegensatz<br />
zu den usa den einfluss im südlichen<br />
mittelmeerraum, insbesondere in<br />
syrien, Ägypten und in libyen, massiv<br />
ausbauen. Der türkei drückte trump<br />
ebenso seine partnerschaft im kampf gegen<br />
den is aus. Ruhig verhielt sich ankara<br />
gegenüber dem „muslim ban“, des useinreiseverbots<br />
für bürger aus sieben<br />
muslimisch geprägten ländern, wohl wissentlich,<br />
die erhoffte auslieferung von<br />
präsident erdoğans erzrivalen Gülen<br />
nicht aufs spiel zu setzen. ende 2016 hatte<br />
trump noch als designierter präsident<br />
ein tabu gebrochen, indem er mit der<br />
präsidentin taiwans, tsai ing-wen, telefonierte.<br />
im Wahlkampf warnte trump<br />
china zudem vor einem handelskrieg.<br />
seit kurzem bemüht sich trump nun um<br />
ein besseres Verhältnis zu china. trump<br />
sagte staats- und parteichef Xi die Fortsetzung<br />
der ein-china-politik zu. Japan garantierte<br />
trump den „unerschütterlichen“<br />
einsatz der usa für die sicherheit des<br />
landes, hier vor allem im hinblick auf die<br />
bedrohung durch das nordkoreanische<br />
atomprogramm. im Februar testete<br />
nordkorea eine mittelstreckenrakete, die<br />
erste seit trumps amtsantritt. Verteidigungsminister<br />
mattis warnte pjöngjang<br />
umgehend: ein atomwaffenangriff des<br />
landes würde eine „wirksame und überwältigende“<br />
Reaktion nach sich ziehen,<br />
jeder angriff auf die usa oder einen Verbündeten<br />
werde niedergeschlagen.<br />
trump ist bestrebt, das atomwaffenarsenal<br />
der usa auszubauen, den staRt-Vertrag<br />
mit Russland zur Verringerung der<br />
Zahl der strategischen atomwaffen bezeichnete<br />
trump als „einseitig“ und als<br />
„weiteren schlechten Vertrag, den unser<br />
land gemacht hat.“<br />
trumps chefstratege bannon stellte klar,<br />
dass trump alle Wahlkampfversprechen<br />
umsetzen werde. Die europäischen<br />
nato-staaten scheinen nun zu verstehen,<br />
dass sie sich selbst organisieren<br />
müssen, um ein verteidigungspolitisches<br />
„Gleichgewicht“ zu den usa zu erreichen<br />
– die usa kommen mittlerweile für<br />
75 prozent der nato-Gesamtverteidigungsausgaben<br />
auf.<br />
Foto s : G e t t y i m aG e s , J u l i a W e i c h s e l b au m / h b F<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L