Militaer_1_2017
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0 2 0 W E L T & S T R A T E G I E<br />
interessant. Beflügelt werden die Wünsche<br />
nach einer eigenen Legion durch<br />
die anhaltenden Nachwuchssorgen und<br />
Rekrutierungsprobleme vieler Streitkräfte,<br />
die die militärischen Strukturen<br />
vielerorts massiv unter Druck setzen.<br />
Nicht nur in Deutschland denkt man<br />
deshalb darüber nach, Asylanten und<br />
Flüchtlingen den Wehrdienst ohne<br />
Staatsbürgerschaft zu erlauben. Kritiker<br />
sehen in derartigen Konzepten das<br />
Ende des Staatsbürgers in Uniform<br />
und warnen vor dem Schreckgespenst<br />
„Fremdenlegion“, doch gerade die hat<br />
den höchsten personellen Zulauf – und<br />
das trotz der sehr speziellen Form der<br />
Rekrutierung.<br />
Robert Lang wurde wie alle anderen als<br />
Freiwilliger unter Vertrag genommen<br />
und erklärt: „Die Legion sucht deinen<br />
Namen aus. Anonymat nennen sie das.<br />
Dabei bleiben die Anfangsbuchstaben<br />
dieselben wie beim richtigen Namen.<br />
So ist man unauffindbar und Frankreich<br />
gibt natürlich keinerlei Auskünfte.<br />
Nach drei Jahren kann man dann seinen<br />
Namen zurückerhalten.“ 2016<br />
wählte die Legion 1.700 Männer mit einem<br />
Durchschnittsalter von 23 Jahren<br />
aus 8.000 Kandidaten. 89 Prozent der<br />
Legionäre sind Fremde, also Nicht-<br />
Franzosen, die aus 150 Nationen kommen.<br />
Der erste Verpflichtungszeitraum<br />
beträgt fünf Jahre. Danach kann man<br />
die Staatsbürgerschaft beantragen und<br />
ist damit auch EU-Bürger – ein Benefit,<br />
der sicher auch bei anderen Streitkräften<br />
eine hohe Anziehungskraft hätte.<br />
Viele der Freiwilligen machen zudem<br />
Karriere in der Legion, als Legionär<br />
oder als Unteroffizier, die ihrerseits aus<br />
den Legionären hervorgehen. Französische<br />
Offiziere kommandieren die Legion<br />
und Lang weiß: „Nur die Besten aus<br />
Saint-Cyr, der Offiziersschule, können<br />
zur Legion gehen.“ Immerhin zehn Prozent<br />
der Offiziere sind heute frühere<br />
Unteroffiziere der Legion. Nach etwa<br />
15 Jahren Dienst erhält man die Mindest-<br />
und nach 20 bis 30 Jahren die<br />
volle Pension. „Viele haben sich damit<br />
eine Existenz in Frankreich aufgebaut",<br />
meint Lang, „und haben es dem<br />
Militärdienst zu verdanken, dass sie<br />
ihr Leben neu gestalten konnten.“<br />
Die Zuteilung zu den Regimentern erfolgt<br />
nach einer viermonatigen Grundausbildung.<br />
Vizeleutnant Lang erinnert<br />
sich: „Am Ende der Grundausbildung<br />
gab es eine harte Abschlussprüfung.<br />
Entsprechend der sich daraus ergebenden<br />
Reihung wird man auf die Regimenter<br />
verteilt. Die Besten kommen<br />
zu den Fallschirmjägern.“ Bei den Regimentern<br />
durchlaufen die Legionäre<br />
dann ihre Spezialausbildungen und<br />
gehen in die Einsätze. Lang über deren<br />
Bedeutung: „Ich kam zu einer Kampfkompanie,<br />
ständig waren Übungen und<br />
FREMDENLEGIONÄR<br />
Ein Caporal vom 2. Fallschirmjägerregiment<br />
der<br />
Fremdenlegion mit dem<br />
Abzeichen der 11. Brigade<br />
Parachutiste, ausgerüstet<br />
mit dem Sturmgewehr<br />
FAMAS 5,56 und Bajonett.<br />
Gut erkennbar die Epaulettes<br />
rouge (Chargenhomme<br />
du rang), Kepi<br />
blanc und Kienriemen.<br />
Wie man sieht, ist das Bild<br />
aber schon einige Jahre alt,<br />
weil er nur die Fouragere<br />
rouge trägt und das Regiment<br />
seit 2 oder 3 Jahren<br />
auch noch dazu die Fouragere<br />
Valeur militaire für<br />
Kolwesi bekommen hat.<br />
FOTO : P I C T U R E D E S K<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L