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Militaer_1_2017

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I N T E R V I E W<br />

FOTO : P I C T U R E D E S K<br />

H<br />

err Zannier, beim<br />

jüngsten Ministerrat<br />

der OSZE im<br />

Dezember in<br />

Hamburg orteten<br />

Sie vor dem Hintergrund<br />

des anhaltenden Ukraine-Konflikts<br />

„eine tief gehende<br />

Spaltung der OSZE“. Was bedeutet<br />

das nun? Ist eine „tief gespaltene“<br />

OSZE noch handlungsfähig?<br />

Es ist richtig, dass wir aktuell eine<br />

sich vertiefende Spaltung der OSZE<br />

erleben. Aber: Die Organisation ist<br />

nach wie vor das einzige Forum, in<br />

dem alle 57 teilnehmenden Länder –<br />

darunter neben den europäischen<br />

Staaten auch die Nachfolgeländer der<br />

Sowjetunion, die Mongolei sowie die<br />

USA und Kanada – in den wöchentlichen<br />

Tagungen des Ständigen Rates<br />

hinter verschlossenen Türen der<br />

Wiener Hofburg direkt miteinander<br />

auch über Krieg und Frieden sprechen.<br />

Der Ständige Rat ist damit<br />

eines der wenigen Foren, in dem<br />

es noch zu regelmäßigen Kontakten<br />

zwischen Russland und den USA<br />

kommt. Es ist zwar richtig, dass<br />

Entscheidungen nur im Konsens<br />

getroffen werden, was die Situation<br />

oft erschwert, aber dafür halten sie<br />

dann auch – auch mit den Russen.<br />

Gilt das auch für die Special Monitoring<br />

Mission (SMM) in der Ost -<br />

ukraine, die auch dafür gesorgt<br />

hat, dass die OSZE nach Jahren<br />

im Hintergrund wieder vermehrt<br />

in den Blickpunkt gerückt ist?<br />

Wir waren zwar nicht wirklich „im<br />

Hintergrund“, sondern nur weniger<br />

im Schweinwerferlicht, aber natürlich<br />

stimmt es, dass uns der Donbass<br />

zurzeit dominiert. Diese bisher größte<br />

OSZE-Mission leistet den wichtigsten<br />

Beitrag zur Beruhigung der<br />

immer noch heiklen und volatilen<br />

Lage entlang der sogenannten Kontaktlinie<br />

zwischen der Ukraine und<br />

ihren von prorussischen Separatisten<br />

kontrollierten Landkreisen Lugansk<br />

und Donezk. Diese Grenze wird von<br />

etwa 600 Militärbeobachtern der<br />

OSZE überwacht, insgesamt sorgen<br />

an die 1.000 Kräfte dafür, dass sich<br />

der Konflikt zumindest nicht weiter<br />

ausbreitet.<br />

Man kann den Konflikt aktuell<br />

also nur eindämmen und nicht<br />

lösen?<br />

Im Vergleich zur Situation Anfang<br />

2015 stellt das eine eindeutige Verbesserung<br />

für die Menschen vor Ort<br />

dar. Um eine weitere Verbesserung<br />

zu ermöglichen – und das muss das<br />

Ziel sein –, brauchen die Beobachter<br />

aber einen Zugang über jene Linie<br />

hinaus. Auch die Ausweitung der<br />

zweiten Beobachtermission an der<br />

russisch-ukrainischen Grenze ist von<br />

entscheidender Bedeutung, wenn es<br />

darum geht, die internationale Gemeinschaft<br />

mit unparteiischen, sachlichen<br />

Informationen zu versorgen.<br />

Frei nach dem Motto: „Wer mehr<br />

weiß, kann bessere Entscheidungen<br />

treffen“?<br />

Das ist aktuell das beste Instrument,<br />

das wir haben, damit der brüchige<br />

Waffenstillstand hält. Parallel dazu<br />

gehen die diplomatischen Bemühungen<br />

zur völligen Beendigung der<br />

Gewalt natürlich weiter.<br />

Trotz der Bemühungen der OSZE<br />

läuft bei der Mission nicht alles<br />

glatt: In unserer vergangenen Ausgabe<br />

haben wir über den Abschuss<br />

von im Rahmen der SMM eingesetzten<br />

Schiebel-Drohnen durch<br />

prorussische Separatisten in den<br />

Jahren 2015 und 2016 berichtet.<br />

Herr Schiebel machte dafür auch<br />

die zu rigiden Missionsregeln mit<br />

immer gleichen Flugzeiten und<br />

-routen verantwortlich.<br />

Es stimmt, dass unsere Drohnen<br />

mehrmals ge- und zerstört wurden<br />

und das nahezu ausschließlich durch<br />

Rohr- und Strela-Lenkwaffen vonseiten<br />

der Separatisten und über deren<br />

Gebiet. Das Problem ist, dass die von<br />

Ihnen angesprochene Flugprozedur<br />

durch eine ukrainisch-russische<br />

Konsultationsgruppe abgestimmt<br />

und angekündigt werden muss.<br />

Durch diese Vorgangsweise hat<br />

die OSZE aber jede Möglichkeit<br />

zur Überwachung aus der Luft<br />

verloren.<br />

Das ist richtig und deshalb läuft aktuell<br />

auch eine neue Ausschreibung,<br />

die gerne auch wieder Schiebel

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