Militaer_1_2017
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F R E M D E N L E G I O N<br />
Robert Lang hat in Kolwesi selbst erlebt,<br />
wie die Legion im Einsatz funktioniert:<br />
„Kameradschaftlich und vom<br />
Sprachlichen hat es kaum Probleme<br />
gegeben, obwohl wir aus unterschiedlichen<br />
Nationen waren. Die harte Ausbildung<br />
hat sich im Einsatz bewährt.<br />
Krieg bedeutet Improvisation: Wenn<br />
man immer mit der gleichen Gruppe<br />
abgestimmt ist, dann funktioniert das<br />
auch.“ Und genau dieses Improvisationstalent<br />
ist es auch, das die Legion<br />
extrem flexibel einsetzbar macht und<br />
weshalb sie auch für viele andere<br />
Länder Vorbild ist oder sein kann.<br />
Ein „Allheilmittel“ für aktuelle militärische<br />
Herausforderungen wird und<br />
kann die Legion trotzdem nicht sein.<br />
Wir und unsere Gesellschaft werden<br />
heute von immer perfideren Gegnern<br />
immer öfter über soziale Medien beeinflusst.<br />
In Kombination mit Kriminalität,<br />
Terrorismus, Korruption und Cyber-Attacken<br />
entsteht so ein komplexer<br />
Mix, der das Potenzial hat, sich zu<br />
einem hybriden Krieg auszuwachsen.<br />
Und selbst wenn Streitkräfte heute<br />
nicht mehr das primäre Angriffsziel<br />
sind, suchen Militärs nach Gegenstrategien.<br />
Die Lösung: Unkonventionelle<br />
Gegner müssen mit unkonventionellen<br />
Mitteln bekämpft werden. Nur so kann<br />
man die Asymmetrie aufheben, mit der<br />
hybride Gegner konventionelle militärische<br />
Überlegenheit unterlaufen.<br />
Gegenattacken vom Computer werden<br />
dafür nicht ausreichen. Man braucht<br />
zusätzlich auch eine unkonventionelle<br />
Truppe mit speziellem Fähigkeitsportfolio:<br />
rasch einsetzbar, skalierbar in der<br />
Gewaltanwendung, mit Fähigkeiten,<br />
die über das Militärische hinausgehen,<br />
etwa in Sprache, Kultur und den Religionen.<br />
Aber auch Kenntnisse über<br />
Geografie und Akteure in den Regionen<br />
sind für den Erfolg entscheidend und<br />
natürlich technologische Überlegenheit.<br />
Die Fremdenlegion erfüllt diese<br />
Anforderungen in heutiger Ausprägung<br />
nur zum Teil. Sie ist speziell, keine Frage,<br />
jedoch im Kern eine konventionelle<br />
Truppe. Was es bräuchte, wäre also<br />
eine Art Fremdenlegion 2.0: die operationelle<br />
Umsetzung der Gegenstrategien<br />
gegen hybride Gegner, unter Aufhebung<br />
der Asymmetrie. Verlässlichkeit<br />
und Treue müssten für die Angehörigen<br />
einer solchen Truppe Grundvoraussetzungen<br />
sein, da kann die Legion<br />
étrangère ganz sicher Vorbild sein.<br />
Unabhängig davon hat das Bundesheer<br />
aktuell einen hohen Bedarf an Berufssoldaten.<br />
Wenn man darüber diskutiert,<br />
Flüchtlinge über den Arbeitsmarkt<br />
und Sozialdienste zu integrieren,<br />
muss das Bundesheer auch eine Integration<br />
über den Wehrdienst andenken<br />
dürfen. Dafür wird es keine geschlossene<br />
Legion brauchen. Doch: „Staatsbürgerschaft<br />
durch Wehrdienst“ mit einem<br />
Verpflichtungszeitraum von mehreren<br />
Jahren ist zweifellos ein Angebot.