Militaer_1_2017
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0 1 2 W E l T & S T R A T E G I E<br />
FRIEDENS-<br />
TRUPPE<br />
Die Kosovo Force<br />
(KFOR) sorgt für<br />
Ruhe im Land<br />
und garantiert die<br />
internationale<br />
Souveränitaẗ<br />
des Kosovo.<br />
Österreich stellt<br />
aktuell rund 500<br />
der insgesamt<br />
4.300 KFOR-<br />
Soldaten.<br />
stärke liegt bei 830 Soldaten, Österreich<br />
stellt davon mit 330 mehr als ein Drittel)<br />
bleibt deshalb ein wichtiger Sicherheitsgarant.<br />
Sehr kontroversiell wurde<br />
die Idee des bosniakischen Mitglieds<br />
im Staatspräsidium, Bakir Izetbegović,<br />
aufgenommen, eventuell eine neue Klage<br />
gegen Serbien wegen Völkermords<br />
im letzten Krieg (1992–95) beim UNO-<br />
Gerichtshof in Den Haag einzureichen.<br />
Es gab darauf nicht nur negative Reaktionen<br />
aus Serbien. Serbische Politiker<br />
in Bosnien drohten in einem solchen<br />
Fall sogar mit ihrem Rückzug aus den<br />
gesamtstaatlichen Institutionen. Auf<br />
kroatischer Seite wurde zuletzt verstärkt<br />
die Forderung nach Schaffung eines<br />
eigenen kroatischen Staatsteils in<br />
Bosnien erhoben. Es folgten erboste<br />
Reaktionen, insbesondere von bosniakischen<br />
Politikern. Als größtes Hindernis<br />
für einen funktionsfähigen Staat<br />
Bosnien und Herzegowina gilt aber die<br />
gegen den Gesamtstaat ausgerichtete<br />
Politik des Präsidenten der Republika<br />
Srpska, Milorad Dodik. Als eine ihrer<br />
letzten Amtshandlungen hatte die Obama-Administration<br />
deshalb im Jänner<br />
Finanzsanktionen und ein Einreiseverbot<br />
gegen Dodik verhängt. Mittlerweile<br />
in den Ruhestand versetzte bosniakische<br />
Generäle drohten Dodik sogar mit<br />
einem neuen Krieg, falls er seine Ankündigung<br />
von der Abspaltung der Republika<br />
Srpska wahr machen würde.<br />
Krisenhafte Entwicklungen auch in anderen<br />
Westbalkanländern wie Montenegro<br />
und Mazedonien zeigen, wie<br />
wichtig ein proaktives Engagement der<br />
EU für die Friedenskonsolidierung in<br />
dieser Region noch immer ist.<br />
Der Autor ist wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter am IFK mit Forschungsschwerpunkt<br />
Südosteuropa.<br />
„Nationalismus – Radikalismus – Terrorismus“<br />
BRIGADIER WALTER<br />
FEICHTINGER ist seit<br />
2002 Leiter des Instituts<br />
für Friedenssicherung und<br />
Konfliktmanagement (IFK)<br />
an der Landesverteidigungsakademie.<br />
Der tägliche Blick in die Medien zeigt,<br />
welche Themen und damit auch Herausforderungen<br />
den Alltag bestimmen. Es<br />
ist ziemlich egal, auf welchen Erdteil man<br />
blickt, die Zeit der „ISMEN“ scheint –<br />
wieder einmal – angebrochen zu sein:<br />
NationalISMUS, RadikalISMUS und TerrorISMUS<br />
haben Saison und stellen viele<br />
politische und gesellschaftliche Errungenschaften<br />
infrage, die vor allem in der<br />
westlichen Welt als gesichert galten.<br />
Sei es die „USA first“-Ansage von US-<br />
Präsident Donald Trump oder Wladimir<br />
Putins „neues Russland“, sei es der Brexit<br />
oder die rigorose Abschottungspolitik<br />
des ungarischen Regierungschefs<br />
oder seien es die unverhohlenen Versuche<br />
von Politikern des Westbalkans, mittels<br />
nationalistischer Töne Gefolgschaften<br />
zu finden – sie alle stellen die<br />
mühsam errungene Friedensordnung infrage.<br />
Der Rückschritt in den Nationalismus<br />
oder Isolationismus scheint für<br />
manche vordergründig Erfolg zu bringen,<br />
dabei übersehen sie aber die negativen<br />
Begleiterscheinungen. Denn überzogene<br />
Abgrenzungen („wir sind das<br />
Volk“) bewirken Ausgrenzungen (die<br />
„anderen“), sie diskreditieren liberales<br />
und fördern radikales Gedankengut und<br />
tragen damit zum Entstehen extremistischer<br />
Gruppierungen bei. Der Übergang<br />
von radikaler Rhetorik zu Gewaltakten<br />
kann schnell erfolgen und muss nicht politisch<br />
beabsichtigt sein. Die Ausgrenzung<br />
ganzer Gruppen ist auch ein gefundenes<br />
Fressen für die Propaganda<br />
radikaler Islamisten, die sich massiv auf<br />
eine pauschal unterstellte Unterdrückung<br />
aller Muslime durch den Westen<br />
stützt.<br />
Eine Abgrenzungspolitik tendiert dazu,<br />
Gesellschaften zu spalten und internationale<br />
Kooperationen eher als notwendiges<br />
Übel denn als konstruktives Mittel<br />
gemeinsamer Problemlösungen zu sehen.<br />
Globale Herausforderungen wie<br />
der Klimawandel, transnationaler Terrorismus<br />
oder Cyberangriffe sind damit<br />
nicht zu bewältigen. Die liberale Welt<br />
sollte sich rasch der Zusammenhänge<br />
und Reichweiten bewusst werden, um<br />
nicht in den Teufelskreis dieser „ISMEN“<br />
zu geraten.<br />
FOTO S : N A D j A M E I ST E R , B U N D E S H E E R / R E I C H<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L