Militaer_1_2017
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0 1 6 W E L T & S T R A T E G I E<br />
HANDICAP Seit dem Abschuss zahlreicher Schiebel-Drohnen durch prorussische<br />
Separatisten verfügt die Special Monitoring Mission in der Ostukraine nur noch über<br />
beschränkte Möglichkeiten zur Beobachtung aus der Luft.<br />
Geschichtsbüchern kennt. Und folglich<br />
kann seine Unbekümmertheit<br />
und Unvoreingenommenheit ein<br />
Vorteil im Denken oder im Zugang<br />
sein. An der Konfliktlinie bei Mariupol<br />
in der Ostukraine war er jedenfalls<br />
bereits Tage vor seiner Antrittsrede.<br />
Und dann gleich in Moskau.<br />
Ich trete ja im Sommer nach sechs<br />
Jahren ab, aber ich denke, selbst bis<br />
dahin erlebe ich noch einen sehr<br />
aktiven Vorsitz durch Minister Kurz.<br />
Er ist ein politisches und diplomatisches<br />
Talent, keine Frage.<br />
inkludieren soll. Dabei sind wir aber<br />
noch nicht sicher, ob wir wieder ein<br />
Rotor-System oder alternativ beziehungsweise<br />
ergänzend einen Flächenfliegertyp<br />
einsetzen wollen. Klar<br />
ist, dass wir diese Augen am Himmel<br />
brauchen, weshalb wir nun auch<br />
kleinere, handelsübliche Geräte mit<br />
kürzerer Reichweite im Einsatz haben,<br />
die uns beispielsweise einen<br />
Blick ins nächste Dorf oder hinter<br />
den nächsten Hügel ermöglichen.<br />
Was bedeutet es, dass Österreichs<br />
Außenminister Sebastian Kurz als<br />
neuer OSZE-Vorsitzender SMM<br />
zuletzt noch ausweiten konnte?<br />
Kurz ist mit dem ukrainischen Präsidenten<br />
Petro Poroschenko und dessen<br />
Außenminister Pawlo Klimkin<br />
sowie mit seinem Amtskollegen Sergei<br />
Lawrow in Moskau übereingekommen,<br />
die technische Ausrüstung<br />
etwa mit Nachtsichtgeräten zu verbessern<br />
und die zeitliche Überwachung<br />
auf 24 Stunden auszudehnen.<br />
Derzeit flammen die Gefechte vor<br />
allem nachts auf, wenn unsere<br />
Patrouillen aus Sicherheitsgründen<br />
bislang nicht unterwegs waren.<br />
Sie erwarten sich also einen<br />
positiven Effekt von der zeitlichen<br />
Ausdehnung der Überwachung?<br />
Ja. Ich bin sicher, dass sich mit einer<br />
Rund-um-die-Uhr-Beobachtung ein<br />
Fortschritt erzielen lassen wird.<br />
Was erwarten Sie sich darüber<br />
hinaus vom OSZE-Vorsitz Österreichs<br />
und dem neuen OSZE-<br />
Vorsitzenden Sebastian Kurz?<br />
Wenn es darum geht, die drängendsten<br />
sicherheitspolitischen Fragen<br />
anzugehen, ist die weltweit größte<br />
regionale Sicherheitsorganisation mit<br />
dem neutralen Österreich mit Sebastian<br />
Kurz am Steuer bestens aufgestellt.<br />
Ich bin zuversichtlich, dass es<br />
damit gelingt, einen positiven und<br />
nachhaltigen Beitrag zu internationalem<br />
Frieden und Sicherheit zu leisten.<br />
Man darf nicht vergessen, dass<br />
derzeit sehr viel auf dem Spiel steht.<br />
Gerade in der Beziehung zwischen<br />
Russland und dem Westen könnte<br />
die Jugend von Sebastian Kurz laut<br />
dem heimgekehrten US-Botschafter<br />
bei der OSZE, Daniel Baer, ein<br />
Vorteil sein.<br />
Sebastian Kurz hat Baers Aussage<br />
auch gar nicht abgestritten. Er<br />
kommt aus einer Generation, welche<br />
die Stimmung und die Sprache des<br />
Kalten Krieges nur mehr aus den<br />
Kommen wir abschließend noch<br />
zu einem ganz anderen Thema:<br />
Was wurde beim letzten OSZE-<br />
Ministerrat in Hamburg eigentlich<br />
in puncto konventioneller Rüstungskontrolle<br />
verabschiedet?<br />
Der Beschluss geht auf Frank-Walter<br />
Steinmeier zurück und nennt sich<br />
„strukturierter Dialog zu europäischen<br />
Sicherheitsthemen“. Die Initiative<br />
soll eine Wiederbelebung der<br />
Gespräche zur konventionellen Rüstungskontrolle<br />
ermöglichen, nachdem<br />
das bestehende System 2007<br />
ausgehebelt wurde, als Russland den<br />
Vertrag über konventionelle Streitkräfte<br />
in Europa (KSE) aufkündigte.<br />
Dieser Vertrag sah damals Obergrenzen<br />
für schwere Waffen vor.<br />
Genau. Ohne ein System der Erfassung<br />
und Zählung dieser konventionellen<br />
Rüstung können Konfliktherde<br />
– wie jener in der Ukraine – nicht<br />
gelöst werden und lässt sich ein neuerliches<br />
Wettrüsten nicht verhindern.<br />
Wenn jede Konfliktpartei die<br />
andere verdächtigt, mehr Geräte beschafft<br />
zu haben und zu unterhalten,<br />
initiiert das natürlich eigene Maßnahmen<br />
und führt folglich zu einem<br />
unkontrollierten Wettrüsten. Und<br />
das wollen wir in Zukunft um jeden<br />
Preis verhindern.<br />
FOTO : G E O R G M A D E R<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L