4 face to face Roger de Weck, Generaldirektor SRG SSR «Werbung bereitet mir Spass» Roger de Weck, der neue Generaldirektor der SRG SSR, will weiter in die Qualität der Programme investieren: je glaubwürdiger das Werbeumfeld, desto wirksamer die Fernsehspots. In Zukunft soll es sich erst recht lohnen, in den SRG-Programmen zu werben. Die Welt der Werbung fasziniert de Weck seit je. Im <strong>impact</strong>-Interview verrät er, dass er auch mal eigenhändig eine Anzeige textete. Interview: Thorsten Kaletsch und Peter Bader. Fotos: Marco Zanoni <strong>impact</strong>: Herr de Weck, welches war Ihr persönliches Highlight seit der Wahl zum Generaldirektor der SRG? Roger de Weck: Schön war das Echo: Unzählige Menschen, die sich über meine Wahl freuten, schickten mir eine E-Mail oder einen Brief. Noch schöner war, dass ich in Lugano und Lausanne, in Genf und Chur, in Basel, Bern und Zürich auf Schritt und Tritt engagierten, motivierten Kolleginnen und Kollegen begegnete, die sich mit der SRG aussergewöhnlich stark identifizieren. Im neuen Amt hat sich Ihr TV- und Radio-Konsum aber bestimmt verändert? Tendenziell werfe ich einen anderen Blick auf die TV-Sendungen und habe ein anderes Ohr für die Radiosendungen: weil ich sie mitverantworte. Sie schauen und hören also kritischer zu? Vielleicht. Wobei es nicht mein Ansatz ist, von vornherein kritisch zu sein. Ich lasse mich von Sendungen zunächst mitnehmen und manchmal begeistern. Danach kommt die kritische Reflexion. Diese Naivität möchte ich mir bewahren. «Wenn kluge Köpfe Freiraum für kluge Programme haben, dann kommt es gut heraus.» Wie beurteilen Sie die Qualität der SRG-Programme generell? Im «Sorgenbarometer 2010» der Credit Suisse findet sich eine Rangliste der vertrauenswürdigen Institutionen der Schweiz. Spitzenreiter sind dabei mit 77 und 76 Prozent das Radio und das Fernsehen, es folgen das Bundesgericht mit 72 und die Polizei mit 70 Prozent. Das zeigt, dass die Programme beim breiten Publikum ankommen. Und es stellt allen Kolleginnen und Kollegen, die diese Programme machen, ein super Zeugnis aus – ein Qualitätssiegel. Was können Sie denn tun, um diese Werte noch zu verbessern? Qualität ist tägliche Teamarbeit, stete Auseinandersetzung mit den Stärken und Schwächen der Sendungen. Das fängt nie an und hört nie auf. Das gemeinsame Ziel ist «Qualité populaire», also ein breites Publikum mit einem guten Angebot zu bedienen. Sie haben die SRG in einer Rede als eines der kreativsten Unternehmen im Service public Europas bezeichnet. Mit welchen Massnahmen lässt sich diese Position noch ausbauen? Indem die Programme und das Publikum in den Mittelpunkt der Strategie rücken: Sie sind die «Raison d’être» der SRG. Daran arbeiten wir alle – auch die Kolleginnen und Kollegen von publisuisse, ohne die es diese Programme gar nicht gäbe. Wenn kluge Köpfe Freiraum für kluge Programme haben, dann kommt es gut heraus. Sie sagten auch, dass sich der Service public künftig eher deutlicher von den privaten Sendern unterscheiden werde. Über Empfangsgeräte wie Laptop, iPad und Smartphone wird nunmehr ein Teil der Programme via Internet genossen. So treffen sich alle – private Medienhäuser und die SRG – auf der Plattform Internet. Würde aber der Service public auf derselben Plattform wie die kommerziellen Anbieter die gleichen Inhalte wie diese darbringen, dann verlöre er schnell an Legitimation. Und: Nur wenn wir uns von anderen Anbietern unterscheiden, USPs haben, erreichen wir das breite Publikum: nicht mit «me too». Wie gesagt: Wir setzen auf «Qualité populaire». Beispielhaft ist da die BBC in Grossbritannien, ein Service-public-Anbieter, der das breiteste Publikum erreicht und journalistische Massstäbe hat. Bei Ihnen und bei SRF-Direktor Rudolf Matter fällt in diesem Zusammenhang oft das Stichwort «Relevanz». Was verstehen Sie darunter? Das, was wirklich wichtig ist. Genau das ist die Kunst des Journalismus und des Programmmachens: ➔
<strong>impact</strong> 1 | März 11