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Stahlreport 2017.01

Das Magazin des Bundesverbands Deutscher Stahlhandel für die Stahldistribution

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Werkstoffe<br />

und Produkte<br />

Berichte/Nachrichten<br />

Im Projekt Z-Ultra wurde<br />

ein 12-Tonnen-Schmiedestück<br />

als Demonstrator hergestellt.<br />

Foto: Saarstahl<br />

Neue Chromstähle für Hochtemperaturanwendungen<br />

Europäische Errungenschaften<br />

Das Konsortium des EU-Projekts „Z-Ultra“ unter Leitung des Frauenhofer IWM hat neue<br />

12 %-Chrom-Stähle für Hochtemperaturanwendungen entwickelt, die bis zu 30 % fester als<br />

herkömmliche 9 %-Chrom-Stähle sind und im Kraftwerk längere Zeit höhere Temperaturen<br />

und Drücke aushalten. Entsprechende Betriebstemperaturen in Gas- und Kohlekraftwerken<br />

bedeuten höhere Wirkungsgrade und damit weniger CO 2<br />

-Ausstoß.<br />

Der Temperaturerhöhung sind<br />

jedoch von Natur aus Grenzen gesetzt.<br />

Die in Kraftwerken eingesetzten Werkstoffe,<br />

in der Regel Stähle, verlieren<br />

mit steigender Temperatur ihre Festigkeit<br />

und halten den in Turbinen<br />

und Rohrleitungen herrschenden<br />

Belastungen nicht mehr stand. Zudem<br />

nimmt die Korrosion mit steigender<br />

Temperatur deutlich zu. Ingenieure<br />

arbeiteten deshalb an der weiteren<br />

Verbesserung der Stähle, sodass mit<br />

den heutigen 9%-Chrom-Stählen Be -<br />

triebstemperaturen von 615 °C möglich<br />

sind – gegenüber maximal 300 °C<br />

vor 100 Jahren.<br />

Um die Betriebstemperatur weiter<br />

zu steigern, ist ein höherer Chromgehalt<br />

im Stahl erforderlich. Das Element<br />

Chrom hat die angenehme<br />

Eigenschaft, eine schützende Chromoxidschicht<br />

auf der Stahloberfläche<br />

zu bilden und das umso wirkungsvoller,<br />

je höher der Chromgehalt ist.<br />

„Nun gibt es aber leider einen Pferdefuß,<br />

der die Nutzung höherer<br />

Chromgehalte bisher verhindert hat:<br />

Die bemerkenswerte Festigkeit der<br />

derzeit besten warmfesten Stähle<br />

beruht nämlich auf fein verteilten<br />

Nitrid-Teilchen“, erklärt Prof. Dr. Hermann<br />

Riedel, Projektleiter am Fraunhofer-Institut<br />

für Werkstoffmechanik<br />

IWM. Chromatome können bei den<br />

Betriebstemperaturen in diese Teilchen<br />

einwandern und sie damit in die<br />

sogenannte Z-Phase umwandeln. Auf<br />

Kosten der feinen Nitride entstehen<br />

dann grobe Z-Phasenteilchen, die für<br />

die Festigkeit nutzlos sind. „In den<br />

derzeitigen 9 %-Chromstählen dauert<br />

diese unerwünschte Umwandlung<br />

Jahrzehnte, während sie bei 12 %<br />

Chromgehalt schon in einem Jahr zu<br />

einem nicht tolerierbaren Festigkeitsabfall<br />

führt“, so Riedel. Deshalb seien<br />

die 12 %-Chromstähle bisher nicht in<br />

Kraftwerken einsetzbar, da diese ja<br />

für eine Lebensdauer von mehr als<br />

zehn Jahren ausgelegt werden.<br />

„Wir haben uns im Projekt Z-Ultra<br />

das Ziel gesetzt, die grobkörnige,<br />

spröde Z-Phase in ihrem Wachstum so<br />

zu beeinflussen, dass sie nicht mehr<br />

schädlich ist, sondern den Stahl im<br />

Gegenteil stabiler macht“, erklärt Riedel.<br />

„Wir haben Legierungszusammensetzungen<br />

und Herstellungsverfahren<br />

gesucht und gefunden, welche<br />

die Z-Phase ganz fein im Stahl verteilt<br />

– das führt zu einer langfristig stabilen<br />

Teilchenstruktur“, so der Physiker.<br />

Die besten der sieben im Projekt<br />

neu entwickelten Legierungen sind<br />

demnach rund 30 % fester als die herkömmlichen<br />

9 %-Chromstähle, haben<br />

eine zehn Mal höhere Lebensdauer<br />

unter gleichen Belastungsbedingungen,<br />

und ihre Korrosionsfestigkeit ist<br />

erheblich besser.<br />

Rohre aus den neuen Werkstoffen<br />

wurden unter Bedingungen getestet,<br />

die denen im Überhitzer eines Kraftwerks-Wärmetauschers<br />

nahe kommen:<br />

heißer Wasserdampf im Inneren<br />

und korrosive Verbrennungsgase und<br />

Aschepartikel an der Außenseite. Die<br />

Versuche zeigten, dass das Korrosionsverhalten<br />

der Werkstoffe bis<br />

647 °C immer noch sehr gut war. Die<br />

schützenden Oxidschichten waren<br />

gleichmäßig gewachsen – auf der<br />

Außenseite dicker als auf der Innenseite.<br />

Einige Rohre wurden auch im<br />

echten Kraftwerksbetrieb getestet.<br />

Sie wurden inzwischen entnommen,<br />

untersucht und erneut für Langzeittests<br />

in ein Kohlekraftwerk eingesetzt.<br />

An dem EU-geförderten Projekt<br />

Z-Ultra beteiligten sich unter der Leitung<br />

des Fraunhofer-Instituts für<br />

Werkstoffmechanik IWM sechs weitere<br />

Forschungsinstitute sowie je ein<br />

Stahlhersteller, ein Kraftwerksbetreiber<br />

und eine Ingenieur-Beratungsfirma<br />

aus der EU bzw. aus den östlichen<br />

Partnerländern Ukraine,<br />

Georgien und Armenien. 2<br />

24 <strong>Stahlreport</strong> 1/2|17

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