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Stahlreport 2017.01

Das Magazin des Bundesverbands Deutscher Stahlhandel für die Stahldistribution

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Messen<br />

und Märkte<br />

Schwerpunkt Konjunktur<br />

Strukturelle Probleme weiterhin ungelöst<br />

Fragile Erholung der Stahlkonjunktur<br />

Die Wirtschaftsvereinigung Stahl sieht für das Jahr 2017 erhebliche Risiken für die Stahlkonjunktur.<br />

„Globale Überkapazitäten, Dumpingstahl aus China und anderen Ländern und die industriefeindliche<br />

Politik beim europäischen Emissionsrechtehandel bedrohen weiterhin die Substanz unserer<br />

Stahlindustrie. Ein zentrales Risiko sehen wir darin, dass sich protektionistische Tendenzen auf<br />

den globalen Stahlmärkten noch weiter ausbreiten“, sagte Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident der<br />

Wirtschaftsvereinigung Stahl.<br />

Die Stahlmengenkonjunktur<br />

in Deutschland hat sich Kerkhoff<br />

zufolge in den vergangenen Monaten<br />

stabilisiert. So seien insbesondere die<br />

Auftragseingänge gestiegen. Zudem<br />

befänden sich die stahlverarbeitenden<br />

Branchen in Deutschland ungeachtet<br />

der schwachen Weltkonjunktur<br />

in einer robusten Verfassung.<br />

Vor diesem Hintergrund dürfte<br />

die Rohstahlproduktion im laufenden<br />

Jahr leicht um rund 1 % auf 42,7 Mio. t<br />

zulegen, so der Präsident der WV<br />

Stahl. Allerdings bleibe es dabei, dass<br />

sich aus einer hohen Auslastung noch<br />

keine Rückschlüsse auf die unmittelbare<br />

wirtschaftliche Lage ziehen lassen<br />

und sich die Stahlindustrie noch<br />

nicht in einem störungsfreien konjunkturellen<br />

Umfeld bewegt.<br />

Die leichten konjunkturellen Erholungstendenzen<br />

stellen aus Sicht der<br />

WV Stahl keine Entwarnung für die<br />

unverändert bedrohliche Lage der<br />

Stahlindustrie in Deutschland dar.<br />

Denn zum einen seien die strukturellen<br />

Probleme in der globalen Stahlindustrie<br />

ungelöst. Zum anderen sei der<br />

Konjunkturausblick mit einer ungewöhnlich<br />

großen Unsicherheit verbunden.<br />

Hinzu kämen schließlich die<br />

hohen Volatilitäten auf den Rohstoffmärkten,<br />

insbesondere bei den Massenrohstoffen<br />

Eisenerz und Kokskohle.<br />

Globale Strukturkrise<br />

Die globale Strukturkrise beim Stahl<br />

ist Kerkhoff zufolge weiter ungelöst.<br />

Dies zeige sich insbesondere an der<br />

niedrigen weltweiten Kapazitätsauslastung,<br />

die sich trotz der konjunkturellen<br />

Stabilisierung im vergangenen<br />

Jahr bei 71 % und damit unverändert<br />

nahe historischen Tiefständen befand.<br />

Auch für dieses Jahr sei keine wesentliche<br />

Besserung zu erwarten, da die<br />

globale Stahlnachfrage nur schwach<br />

Quelle: WV sathl, Januar 2017<br />

zulegen dürfte und ein spürbarer<br />

Abbau von Kapazitäten auf globaler<br />

Ebene nicht in Sicht sei.<br />

Im Mittelpunkt dieser Strukturkrise<br />

beim Stahl stehe weiterhin<br />

China. So seien die chinesischen<br />

Exporte trotz gewachsenen internationalen<br />

Drucks im vergangenen Jahr<br />

kaum gesunken. Laut Einschätzung<br />

der WV Stahl werden die Überkapazitäten<br />

in der chinesischen Stahlindustrie<br />

auch 2020 noch deutlich über<br />

der 300 Mio.-t-Marke liegen.<br />

Handelspolitik<br />

„Protektionismus ist die falsche Antwort<br />

auf die Herausforderungen für<br />

die globale Stahlindustrie“, war sich<br />

Kerkhoff sicher. Wachsende Unsicherheiten<br />

gehen laut WV Stahl von<br />

einer möglichen Hinwendung zu<br />

einer stärker protektionistischen Handelspolitik<br />

in der Welt aus. Aktuell<br />

stehen dabei die USA besonders im<br />

Fokus.<br />

Deutschlands Außenhandel ist<br />

mit den USA im Stahlbereich besonders<br />

intensiv verflochten. Die Vereinigten<br />

Staaten sind mit 31 Mio.t der<br />

mit Abstand größte Stahlimporteur<br />

in der Welt. Rund 30 % der Einfuhren<br />

entfallen dabei auf Lieferungen aus<br />

dem NAFTA-Raum bzw. aus Asien.<br />

Eine handelspolitische Konfrontation<br />

gerade mit diesen Ländern sei<br />

daher mit der Gefahr erheblicher Handelsumlenkung<br />

in die offenen und<br />

ungeschützten Märkte verbunden.<br />

Damit verstärke sich zugleich für die<br />

EU die Notwendigkeit, ihr eigenes<br />

handelspolitisches Instrumentarium<br />

zu schärfen, um nicht der größte Leidtragende<br />

einer solchen Entwicklung<br />

zu werden.<br />

Emissionsrechtehandel<br />

„Ein globaler Kohlenstoffmarkt mit<br />

gleichen Bedingungen für alle Stahlerzeuger<br />

scheint durch den Regierungswechsel<br />

in den USA noch weiter<br />

in die Ferne gerückt“, so der Verbandspräsident.<br />

Dem müsse auch die<br />

europäische Politik Rechnung tragen<br />

und bei der gegenwärtig in Brüssel<br />

beratenen Überarbeitung des Emissionsrechtehandels<br />

für die Zeit ab<br />

2021 weitere Belastungen für die heimische<br />

Industrie vermeiden. 2<br />

Rohstahlproduktion und Kapazitätsauslastung<br />

Rohstahlproduktion in Deutschland (Mio. t, gleitende 12-MD, annualisiert)<br />

50<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

45,8 32,7 43,8<br />

44,3 42,7<br />

08 09 10 11 12<br />

42,6<br />

13<br />

2015: 42,7 Mio. t (-1%)<br />

2016: -1%<br />

4. Qu. 16: -0,3%<br />

42,9<br />

14<br />

42,7<br />

15<br />

42,1<br />

16<br />

38 <strong>Stahlreport</strong> 1/2|17

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