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DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE

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Bildungspolitik<br />

Die in diesem Zusammenhang erhobenen<br />

Forderungen sind vielfach einseitig<br />

unter dem Etikett der Marktorientierung<br />

auf das Ausklammern von Schule gerichtet,<br />

was weder verantwortbar noch sachgerecht<br />

ist.<br />

Die berufliche Erstausbildung befindet<br />

sich in einem Umstrukturierungsprozess:<br />

Das duale Berufsbildungssystem wird<br />

einem Reformprozess unterzogen werden<br />

müssen, wenn es langfristig Bestand<br />

haben soll. In diesem Reformprozess<br />

wird die Frage nach Differenzierungsmöglichkeiten<br />

in der dualen Berufsausbildung<br />

ebenso zu klären sein wie das<br />

Problem der Öffnung von Karriere- und<br />

Studienchancen für Absolventen der<br />

dualen Berufsausbildung.<br />

Wenn Gleichwertigkeit von allgemeiner<br />

und beruflicher Bildung ernst gemeint ist<br />

und nicht bloßes Lippenbekenntnis darstellt,<br />

sind drei Forderungen unverzichtbar:<br />

➢ die Karrierechancen der Absolventen<br />

können nicht auf ein Unternehmen<br />

begrenzt sein, sondern müssen transferierbar<br />

sein auf Arbeitsplätze in<br />

anderen Unternehmen. Dies ist<br />

arbeitsmarktpolitisch unverzichtbar,<br />

da sonst die stets als notwendig<br />

bezeichnete Mobilität der Arbeitnehmerinnen<br />

und Arbeitnehmer eine Chimäre<br />

wäre;<br />

➢ die Öffnung beruflicher Perspektiven<br />

darf den Absolventen einer dualen<br />

Berufsausbildung nicht mehr Opfer<br />

abverlangen als denjenigen, die sich<br />

über ein Hochschulstudium Karrierechancen<br />

erschließen;<br />

➢ der Bildungsweg muss solches Lernen<br />

ermöglichen, das eine Methodenkompetenz<br />

im Sinne einer wissenschaftlichen<br />

Problemlösungsfähigkeit<br />

umfasst. Auf dem Weg über betriebliches<br />

Lernen kann das nicht erreicht<br />

werden, sondern dies erfordert den<br />

Lernort Schule.<br />

Bildung wird zunehmend unter betriebswirtschaftlichen<br />

Kriterien betrachtet. Aus<br />

betriebswirtschaftlicher Sicht wird die<br />

Besinnung auf die Kernkompetenzen der<br />

Unternehmen gefordert. Betriebsübergreifende<br />

Weiterbildung ist kein Bereich,<br />

den Unternehmen als Kernkompetenz<br />

ansehen. Wenn denn für die Weiterbildung<br />

der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer<br />

ständig das Risiko besteht, dass<br />

die Betriebe die Weiterbildung auf den<br />

engen betrieblichen Verwertungsaspekt<br />

begrenzen, kann die betriebliche Weiterbildung<br />

keine sinnvolle Fortsetzung der<br />

Erstausbildung darstellen. Weiterbildung<br />

darf auch nicht der Gefahr ausgesetzt<br />

sein, dass betriebliches Controlling die<br />

Bildungsmaßnahmen, die nicht der<br />

unmittelbaren betrieblichen Verwertbarkeit<br />

unterliegen, als schädlich für die<br />

Kostenentwicklung und damit als zu<br />

beendende identifiziert.<br />

Weiterbildung ist auch keine Kernaufgabe<br />

der Kammern. Kernkompetenz für<br />

Bildung hat die Schule. Bei ihr besteht<br />

weder die Gefahr einer einseitigen<br />

Weiterbildung allein auf einen bestimmten<br />

Arbeitsplatz hin noch die Gefahr einseitiger<br />

Gewinnerzielungsinteressen.<br />

Schule kann umfassend und betriebsübergreifend<br />

qualifizieren, durch staatliche<br />

Kontrolle abgesichert zertifizieren<br />

und die pluralistischen Interessen von<br />

Arbeitgebern und Arbeitnehmern, von<br />

Region und Arbeitsmarkt im Bildungsprozess<br />

aufgreifen.<br />

Der vLw fordert deshalb, die Bildungsgangstruktur<br />

der Berufskollegs so zu<br />

optimieren, dass es Wege gibt, die Verknüpfung<br />

von Erstausbildung und<br />

Weiterbildung in den Berufskollegs zu<br />

optimieren, um auch solche Zukunftsfragen<br />

in den Berufskollegs angehen zu<br />

können wie die des Lernens im Alter.<br />

3 Verbesserung der<br />

Anrechnungsmöglichkeiten<br />

Aus dem Aspekt der Bildungsökonomie<br />

heraus wird zunehmend die Frage<br />

gestellt, ob es sinnvoll ist, Qualifikationen,<br />

die an einer Stelle erworben worden<br />

sind, an anderer Stelle zu ignorieren oder<br />

ob es nicht besser eine Form der Anrechnung<br />

geben soll. Diese Frage wird zum<br />

Beispiel in der Debatte um die Anrechnung<br />

von Leistungen aus der beruflichen<br />

Bildung in einem anschließenden Hochschulstudium<br />

angesprochen, sie ist<br />

Gegenstand der Problematik der Zertifizierung<br />

informell erworbener Qualifikationen.<br />

Hier geht es um nicht mehr und<br />

nicht weniger als eine andere Seite der<br />

Medaille: die Frage von Durchlässigkeit,<br />

von Anrechenbarkeit und Vermeidung<br />

von Doppelungen von beruflicher Bildung<br />

in Schule und von beruflicher Bildung im<br />

dualen System. Die wesentlichen Ansätze<br />

dazu sind<br />

Projekte bei Unternehmen wie der Dt. Telekom AG fördern die Kooperation der Lernorte<br />

� die inhaltlich orientierte Anerkennung<br />

von Qualifikationen aus beruflichen<br />

Vollzeitschulen auf Ausbildung ohne<br />

Wenn und Aber,<br />

� die Anerkennung von Berufschulleistungen<br />

in Prüfungen,<br />

� das klare Signal, Doppelungen von<br />

Ausbildungsteilen vermeiden zu wollen,<br />

� klare Signale, dass die jungen Menschen<br />

auch mit in die Verantwortung<br />

dafür genommen werden, dass sie<br />

erworbene Kompetenzen auch soweit<br />

pflegen, dass eine Wiederholung des<br />

Prozesses zum Erwerb der Kompetenzen<br />

überflüssig ist.<br />

Zum ersten Punkt: Für den vLw ist es<br />

vorstellbar und sinnvoll, dass junge Menschen<br />

in der Höheren Handelsschule<br />

erworbene Kompetenzen nicht noch ein<br />

zweites Mal erwerben müssen. Klar ist,<br />

dass dies nur dann möglich ist, wenn<br />

präzise Standards dies absichern. Denkbar<br />

wäre, dass am Ende der Höheren<br />

Handelsschule bei der IHK eine Prüfung<br />

abgelegt wird, die dann die Kammer selber<br />

als Teil auf die Abschlussprüfung<br />

anrechnen könnte. Im Klartext: Eine<br />

Schülerin bzw. ein Schüler könnte die<br />

schriftliche Prüfung in Wirtschafts- und<br />

Sozialkunde eines kaufmännischen<br />

Berufs am Ende der Höheren Handelsschule<br />

bei der IHK ablegen, er/sie müsste<br />

sie später nicht noch einmal wiederholen.<br />

Für den vLw ist die in der Diskussion<br />

befindliche Öffnung der Berufsabschlussprüfungen<br />

für diejenigen, die eine schu-<br />

8 <strong>DIE</strong> <strong>KAUFMÄNNISCHE</strong> <strong>SCHULE</strong> 2/2005

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