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DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE

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Familie und Beruf<br />

ligten gemeinsame Ziele ab, die in Erziehungsvereinbarungen<br />

verbindlich gemacht<br />

werden. Seit Ende 2002 beteiligt<br />

sich das Bündnis zudem am Projekt<br />

„Familienberichterstattung" des nordrhein-westfälischen<br />

Ministeriums für<br />

Gesundheit, Soziales, Frauen und Familie.<br />

Die in diesem Projekt erstellten Studien<br />

zur Lebenslage von Familien und<br />

Kindern sind eine wichtige Grundlage für<br />

die erziehungspolitische Arbeit in Herten.<br />

3 Allgemeine Folgerungen<br />

aus lokalen Bündnissen<br />

Lokale Bündnisse können über die<br />

Bereitstellung von Betreuungsplätzen die<br />

Basisvoraussetzung für ein berufliches<br />

Engagement – häufig – der Mutter sicherstellen,<br />

weil hier flexibler auf Betreuungsbedürfnisse<br />

reagiert werden kann als auf<br />

Landes- oder gar Bundesebene.<br />

Darüber hinaus bieten sie aber auch die<br />

Chance, durch den Dialog aller Betroffenen<br />

Grundeinstellungen gegenüber<br />

berufstätigen Eltern, besonders zu<br />

berufstätigen Müttern, zu prüfen und ggf.<br />

zu ändern. Nur so kann m. E. die angestrebte<br />

Steigerung der Geburtenrate<br />

unter gutausgebildeten Frauen, so auch<br />

den Akademikerinnen, erreicht werden.<br />

Da – wie auch Frau Schmidt feststellte<br />

– eine Ganztagsbetreuung die Erziehung<br />

in der Familie niemals ersetzen kann<br />

(sofern sie denn überhaupt zur Verfügung<br />

stände) und in den Augen vieler engagierter<br />

Familien auch nicht soll, bedeutet<br />

die Entscheidung für ein Kind immer<br />

auch eine Einschränkung in der Flexibilität.<br />

Dies nicht nur aufgrund starrer<br />

Betreuungszeiten in Kindergarten (z. B.<br />

7.30 Uhr bis 12.30 Uhr und 14.00 Uhr bis<br />

16.00 Uhr) und/oder Schule, sondern<br />

auch, weil die Kinder mit zunehmendem<br />

Alter nachmittags ihre eigenen Termine<br />

haben, meist solche, von denen sich die<br />

Eltern eine Förderung versprechen, z. B.<br />

in der Musikschule oder beim Sport.<br />

Der dann zu bewältigende Drahtseilakt<br />

wird immer dann zusätzlich erschwert,<br />

wenn Konferenzen, Besprechungen,<br />

Teamsitzungen etc. sich häufen, ist ab<br />

dem dritten Termin um 14.00 Uhr in einer<br />

Woche schlicht nicht mehr zu bewältigen.<br />

Dabei wird der Drahtseilakt zwischen<br />

Berufstätigkeit und Kindererziehung<br />

schwieriger je mehr Kinder frau hat.<br />

Häufig wird diese Doppelbelastung nur<br />

durch eine – gleichwohl zeitlich<br />

begrenzte – Reduktion der Berufstätigkeit<br />

aufgefangen, um allen Beteiligten<br />

(Familie, Kindern und dem Arbeitgeber)<br />

gerecht zu werden.<br />

Diese Realität akzeptieren zu können<br />

bzw. zu wollen, ist der Hintergrund, vor<br />

dem sich Frauen entscheiden, ob und<br />

wann sie wie viele Kinder bekommen.<br />

Quelle: IWD Nr. 37 (09.09.2004), S. 8<br />

Berufstätige Mütter sehen sich der<br />

Schwierigkeit gegenüber, dass die Anwesenheit<br />

z. B. in Schule gleichgesetzt wird<br />

mit dem Einsatz für Schule. Für die<br />

Väter, die die Aufgabe der Erziehung<br />

ihrer Kinder übernommen haben, trifft<br />

dies in Potenz zu, da sie als bunte Exoten<br />

nach wie vor belächelt – und damit nicht<br />

ernst genommen – werden. Dabei wird<br />

nicht reflektiert, in welchem Verhältnis<br />

sich Einsatz für Schule und Unterrichtsverpflichtung<br />

verhalten. Hier erweisen<br />

sich Kinder als karrierehemmend, je mehr<br />

Kinder desto mehr. Dies zeigt z. B. auch<br />

der geringe Anteil von 3,5 % der<br />

erwerbsfähigen Frauen in Führungspositionen.<br />

So stellt die nordrhein-westfälische<br />

Ministerin Birgit Fischer fest: „Der Ausgleich<br />

zwischen den Anforderungen der<br />

Arbeit und den privaten Bedürfnissen ist<br />

für Führungskräfte ein täglicher Balanceakt.<br />

Noch immer werden Führungskräfte<br />

an der Länge ihrer Arbeitszeit gemessen<br />

und noch immer gelten Führungspositionen<br />

grundsätzlich als unteilbar. Der 12bis<br />

14-Stundentag, die völlige Freistellung<br />

von familiären und gesellschaftlichen<br />

Pflichten werden bei Führungskräften<br />

vorausgesetzt.“ 4<br />

Überlegungen des Familienministeriums,<br />

ein Kindergeld von bis zu 2.100 € zu zahlen,<br />

ändern nichts an diesen gesellschaftlichen<br />

Gegebenheiten.<br />

Ändern lässt sich dieses gesellschaftliche<br />

Phänomen m. E. nur von innen, über<br />

Frauen und Männer, die aus eigener<br />

Erfahrung die Erziehungsarbeit in Familie<br />

einzuschätzen wissen und die Zeit, in der<br />

Eltern nur eingeschränkt zur Verfügung<br />

stehen, nicht als persönliche Auszeit des<br />

Betroffenen empfinden. Dabei darf es<br />

m. E. klar nicht das Ziel sein, das Schlagwort<br />

„Wahre Gleichberechtigung ist erst<br />

erreicht, wenn in Leitungspositionen<br />

genauso viel schlechte Frauen sitzen wie<br />

jetzt Männer“ zu erfüllen.<br />

So sollten die lokalen Bündnisse genutzt<br />

werden, um die Grundvoraussetzungen<br />

für eine Berufstätigkeit zu optimieren,<br />

damit sich Überzeugungen durch Erfahrung<br />

ändern.<br />

4 Mögliche Konsequenzen<br />

für Berufskollegs<br />

In lokale Bündnisse sollen sich alle in<br />

Familie und Beruf Beteiligten einbinden.<br />

Dies kann auch ein Aufgabenfeld von<br />

Schule, speziell auch unseren kaufmännischen<br />

Berufskollegs, sein. Einige Ideen<br />

lassen sich sicherlich weiterentwickeln.<br />

Dies kann z. B. in Frauen dominierten Bildungsgängen<br />

wie Fremdsprachenassistenten<br />

eine Kooperation mit den Regionalstellen<br />

Frau und Beruf sein, um die<br />

arbeitsmarktspezifischen Chancen der<br />

Schülerinnen zu verbessern.<br />

Aber auch in anderen voll- und teilzeitschulischen<br />

Bildungsgängen sollte nicht<br />

nur die wirtschaftliche Notwendigkeit<br />

einer erfolgreichen Familienpolitik im<br />

volkswirtschaftlichen Unterricht, sondern<br />

auch die Bedeutung der Kolleginnen im<br />

Unternehmen analysiert und konzipiert<br />

werden. Neben der Sensibilisierung der<br />

Schülerinnen und Schüler für diese Thematik<br />

können Nutzenkalküle analysiert<br />

werden, die auch von großen Unternehmen<br />

in ihre strategische Personalpolitik<br />

einbezogen werden.<br />

Anmerkung<br />

1 Pressemitteilung des Bundesministeriums für<br />

Familie, Jugend und Senioren vom 12.11.2004.<br />

2 Vgl. Informationen unter http://www.lokalebuendnisse-fuer-familie.de/<br />

3 Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom<br />

23.01.05.<br />

4 Fischer, Birgit: Führungsfrauen: einsame Spitze?!,<br />

in „Wir Frauen“ (Hrsg.: MGSFF), Düsseldorf 2004,<br />

S. 3.<br />

Sabine von Zedlitz ❍<br />

18 <strong>DIE</strong> <strong>KAUFMÄNNISCHE</strong> <strong>SCHULE</strong> 2/2005

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